Zeitreise deluxe
Schon beim Intro fühlt man sich in die Achtziger zurück versetzt: Aus den Boxen düdeln feinste Chipklänge, während mit Pixelbildern, Parallax-Scrolling und Texteinblendungen die klischeehafte Geschichte rund um den militärischen Konzern Oniken vermittelt wird, der nach einem verheerenden Weltkrieg die Macht an sich gerissen hat und die letzten Überlebenden tyrannisiert. Also heuert eine kleine Rebellentruppe den Ninja-Söldner Zaku an, der mit seinem scharfen Schwert und Granaten der Schreckensherrschaft ein Ende bereiten soll. Und hier kommen die Retro-Fans ins Spiel...
Wutausbrüche vorprogrammiert
Es wartet ein klassischer Sidescroller, in dem man Zaku im Idealfall mit einem Controller von links nach rechts durch Schauplätze wie einer unterirdischen Basis, einer Bohrinsel oder einer Festung im Schnee bewegt. Zwischendurch ist man auch immer wieder auf einem Jet-Ski unterwegs, weicht mit guten Reflexen Hindernissen aus und pustet Gegner mit der montierten Kanone ins Nirvana oder weicht in Fluchtsequenzen herabfallenden Trümmern aus. An Land zerteilt er Widersacher wie Hightech-Soldaten, Geschütze oder mechanische Kreaturen in bester Schattenkämpfer-Manier mit der Klinge oder schmeißt eine Granate. In Containern findet Zaku nicht nur Nachschub, sondern auch Verbandskästen zum Auffrischen der Gesundheitsanzeige oder Items für ein Schwert-Upgrade und den Berserker-Modus, der ihm kurzzeitige Unverwundbarkeit ermöglicht.
Schon der erste größere Bossgegner hat es in sich!
Und hier geht das Drama schon los, denn die Container werden offensichtlich nach dem Zufallsprinzip gefüllt. So kann es oft passieren, dass man trotz voller Energieleiste Verbandszeug bekommt oder eben mit Granaten zugemüllt wird, obwohl man sich in diesen Momenten nichts mehr wünschen würde als eine kleine Vitaminspritze für die Gesundheit. Aber das ist nur ein Puzzlestück der großen Frustparade, bei der mit hinterhältigen Gegnern, viel Trial & Error und extrem fiesen Bosskämpfen die Wutausbrüche auf der Tagesordnung stehen.
Der Geist von früher
Zugegeben: Damit machen die Entwickler eigentlich fast alles richtig, um den Geist der alten Arcade-Klassiker einzufangen. Oniken ist knüppelhart, setzt meist auf pures Auswendiglernen und Einstudieren von Mustern, setzt nur wenige Checkpunkte und knallt dem Spieler nach dem Verbrauch der drei Leben gnadenlos den Game-Over-Bildschirm ins Gesicht. Immerhin wird man nicht komplett an den Anfang zurückversetzt, sondern darf den Beginn von jeder der sechs Missionen mit ihren jeweils drei Abschnitten als Startpunkt für einen neuen Versuch auswählen, sobald man sie erst
Auch auch dem Sattel eine Jet-Ski nimmt man es mit den fiesen Schergen auf.
einmal freigespielt hat. Es sei denn, man ist so verrückt und versucht sich am Hardcore-Modus, bei dem die Feinde nicht nur den doppelten Schaden anrichten, sondern man sich mit nur einem Leben und ohne Verbandskästen bis zum Ende durchkämpfen muss.
Mich hat bereits der normale Schwierigkeitsgrad in den Wahnsinn getrieben. Doch im Gegensatz zu anspruchsvollen Perlen wie einem Donkey Kong Country oder dem Techno-Level eines Apidya blieb der gewünschte Motivationsschub hier bei mir aus und verwandelte sich zu schnell in Frust: Es mag daran liegen, dass ich der 8-Bit-Ära generell nicht so viel abgewinnen kann wie den Action-Krachern der 16-Bit-Generation, auch wenn ich die Präsentation von Oniken und die trashigen Zwischensequenzen durchaus gelungen finde. Oder daran, dass ich eine Laser-Wumme á la Turrican einem Katana jederzeit vorziehen würde und mich lieber durchschieße als durchschlage. Ich verspürte keinen Drang, weiter die Level auswendig zu lernen, wobei mich das Lottospiel an den Containern fast noch mehr genervt hat als die oft unberechenbaren Bewegungsmuster der Widersacher. Vielleicht hätte ein kooperativer Zweispieler-Modus im Stil von Contra oder Midnight Resistance dem Spiel gut getan, doch sucht man ihn leider vergeblich. Einzig Online-Bestenlisten werden angeboten.