Eine verborgene Welt
Was ist das für ein Wesen, das so elegant durch das Wasser gleitet? Das sich wie selbstverständlich an all die Fische heftet, um auf ihnen zu reiten? Auf den ersten Blick sieht es in seinem schwarzgelben Tauchanzug menschlich aus, aber es trägt auch leicht katzenhafte Züge und blickt aus ungewöhnlich großen Augen. Sobald man sich in die Tiefe begibt, wird man nicht nur von sanften, fast schon sakralen Klängen und bunten Schwärmen von Fischen begleitet, sondern auch von vielen Fragen. Das passt zum Namen Abzû, der aus dem Mesopotamischen stammt und so viel bedeutet wie „Ozean der Weisheit“.
Abzû beginnt in karibisch anmutenden Gewässern voller Licht. Die Steuerung ist ganz einfach: Man kann auf Knopfdruck tauchen, etwas Tempo machen oder interagieren.
Ohne Intro, Dialoge oder Erzähler gelingt es der Regie in wenigen Minuten, eine mysteriöse Unterwasserwelt zu inszenieren, in der man neben zig Arten von Muscheln, Fischen und Pflanzen auch archäologische Monumente und Science-Fiction-Elemente entdeckt. Man taucht zunächst in strahlend heller karibischer See, gleitet durch Licht durchflutete grüne Wälder aus Seetang und entdeckt dann irgendwo eine erste verwitterte Statue oder buddelt einen kleinen Tauchroboter aus, der einen wie eine Drone begleitet. Er kann übrigens auf Knopfdruck mit seinem Laser verschlossene Bereiche aufschneiden.
Tolle Stimmungswechsel
Der Einstieg ist noch überaus gelungen, zumal die orchestrale Begleitung von Austin Wintory für tolle Stimmungswechsel sorgt, wenn man z.B. paradiesisch anmutende Regionen verlässt
Was hat es mit diesen Apparaten auf sich? Verwitterte archäologische Monumente und Science-Fiction-Gebilde sorgen für Neugier.
und dunklere Areale erreicht. Aus dem Gefühl der Erhabenheit wird dann angespannte, unheimliche Erwartung, weil die Pflanzen und Fische fehlen und alles kalt wirkt. Inmitten dieser Einöde lockt ein Brunnen, an dessen Ende man ein pulsierendes Artefakt findet. Berührt man es, verwandelt man die tote Region wieder in eine blühende Landschaft. Eine tolle Szene, wenn Licht und Leben wieder sprießen!
Erst danach kann man in der befreiten Region die ersten azurblauen Bildtafeln erkunden, auf denen ikonographische Abbilder des eigenen Selbst scheinbar Rituale vollziehen. Also geht es doch um eine Reise in die eigene Vergangenheit? Hat das eigene Volk unter Wasser gelebt? Kaum entdeckt man in der Ferne ein riesiges rotes Dreieck, das wie ein Auge aus der Ferne glimmt, fragt man sich: Gab es Besucher einer anderen Welt? Wurde die Idylle gestört? Schließlich entpuppt sich das Auge als metallischer Schacht, der sich wie ein Raumschiffhangar öffnet. So taucht man in den nächsten Unterwasserbereich – Abzû macht in der ersten Viertelstunde richtig neugierig.