Je nachdem, wie man die Dialogbäume entlang wandert, wie man in bestimmten Situationen reagiert und natürlich, wen man als Partner auf die Wanderungen durch Akiba mitnimmt, verändern sich die Beziehungen, die auch auf unterschiedliche Enden hinsteuern. Und das alles mit einer Leichtigkeit in den Gesprächen, die komplett konträr zur mitunter schwerfälligen Steuerung in den Kämpfen steht. Dabei ist das Grundkonzept sehr interessant: Die Stärke der drei Lebensbalken wird durch die Kleidung festgelegt, die man trägt, jeweils für den Kopf, den Oberkörper und den Unterkörper. Die Angriffskraft und vor allem die Art der Kombos oder unblockbaren Attacken wird durch den Gegenstand geregelt, den man als Waffe mit sich führt - das Repertoire reicht von Posterrollen über Boxhandschuhe bis hin zu Gitarren, Monitoren oder Tastaturen. Auch hier nimmt sich der ungewöhnliche Vampirausflug erfrischend unernst. Und durch diese Varianten wird eine Tür zu enormer Personalisierung geöffnet. Erledigte Feinde lassen Klamotten und Waffen liegen und wer sich ggf. über das Erledigen der zahlreichen Nebenmissionen genug Yen verdient, kann im Zweifelsfall auch bei den zahlreichen Shops zuschlagen und seine Figur ausrüsten.
Alte Probleme
Im "Toybox"-Modus kann man nach Herzenslust durch Akiba wandern und sich an einem prall gefüllten Inventar erfreuen: Alles ist freigeschaltet.
Mit je einem Angriffsknopf für eine Trefferzone (Kopf, Torso, Beine), wobei im Zusammenspiel mit dem Stick auch unblockbare Attacken vom Stapel gelassen werden können, einer Sprungmöglichkeit sowie einem Block bzw. stehen einem überschaubare Möglichkeiten zur Verfügung, um die Gegner so weit zu schwächen, dass man ihnen die Klamotten vom Leib reißen kann. Dadurch werden die gegen Sonnenlicht empfindlichen Synthister, zu denen durch einen gierigen "Zufall" auch Nanashi gehört, getötet, während "normale" Gegner durch Schamgefühl überwältigt davonlaufen. Da der KI-Kumpan durchaus clever mitkämpft und sich auch weitgehend intelligent zu verteidigen versteht, hat man mitunter sogar die Möglichkeit zu einer „Strip“-Kette, mit der man gleich mehreren Gegnern die Klamotten entfernt. Und wer es hier zu einer großen Kombo schafft, kann sich als Finisher sogar über das Entfernen der Unterwäsche freuen - wobei das Bild dann nichts explizit zeigt, sondern weich in ein grelles Weiß ausblendet.
Akiba sieht auf der PS4 dank höherer Auflösung und stabiler Bildrate deutlich besser aus als auf den alten Systemen.
So weit, so gut. Nur eines hat Acquire trotz der Erfahrung mit der Way-of-the-Samurai-Serie vergessen: Eine optimale Kontrolle. Gerade im Zusammenspiel mit dem Block bzw. dem Ausweichen ist die Steuerung immer noch zu träge. Insgesamt reagiert das Spiel zwar besser auf die Pad-Eingaben als noch vor einigen Monaten auf PS3, doch eine vollends optimale Kontrolle ist immer noch nicht gewährleistet. Kombos lassen sich weiterhin manchmal nicht abbrechen und möchte man innerhalb einer Schlagstaffette den Fokus auf einen anderen Gegner richten, spielt die Kamera bei den mitunter unübersichtlichen Kämpfen manchmal nicht mit. Steht man nur zwei Feinden gegenüber, ist das Problem vernachlässigbar. Doch wenn man gegen größere Gruppen antreten muss, nerven die Kontroll-Defizite auf Dauer - immer noch. Man gerät nicht mangels Geschick oder Können ins Hintertreffen, sondern weil man dem gegnerischen "Unblockbaren" nicht rechtzeitig aus dem Weg gehen kann, da die eigene Kombo noch zu Ende abgespult werden muss. Da hilft es auch nicht mehr, dass man in ruhigen Momenten oder wenn die Gegner gerade betäubt bzw. am Boden sind, seine Kleidung wieder herrichten und damit die ursprüngliche Lebensenergie wieder herstellen kann. Die Kämpfe sind weit davon entfernt, unspielbar zu sein. Doch in einem Chaos, das dem von Super Smash Bros. recht ähnlich sein kann, ist der Nintendo-Prügler den Tokyo-Ausflügen weit voraus. Schade, denn ansonsten gefällt mir Akiba's Trip weiterhin gut.
Absurde Spielzeugkiste
Am Kampfsystem wurde zwar gefeilt, doch von einer Optimierung kann man nicht sprechen.
Zumal ich mich hier im so genannten "Toybox"-Modus nach Herzenslust austoben kann. Alle Gegenstände, alle Waffen, alle Gebiete und sämtliche Kleidungsstücke sind freigeschaltet und laden zum Experimentieren ein – sehr schön. Im Gegenzug für die spielerische Freiheit gibt es allerdings weder Trophäen oder eine Übernahme von Elementen in das "New Game+" - dies ist nur beim normalen Durchlaufen der Kampagne möglich.
Killzone Shadow Fall hat es gezeigt, Mittelerde Mordors Schatten und GrandTheft Auto 5 ebenso: Eine clevere Einbindung des Pad-Lautsprechers kann die Immersion erhöhen. In Akiba’s Trip kann man die üppige Sprachausgabe, die sowohl in Englisch als in Japanisch zur Verfügung steht, wahlweise auch über den Controller ausgeben lassen. Unter dem Strich erhöht dies zwar nicht im gleichen Maße den Unterhaltungswert wie z.B. die Telefonate in GTA 5, doch es zeigt, dass sich die Entwickler Gedanken gemacht haben, wie man den Titel an die Eigenheiten des Sony-Systems anpassen kann. Leider haben sie sich wie in diesem Fall zu sehr an Gimmick-Schnickschnack festgeklammert, anstatt die Engine weiter zu optimieren und auf "Offene Welt" zu trimmen.