Steath-Action deluxe
Lautloses Töten ist ansonsten per Pistole mit Schalldämpfer oder Bogen sowie Armbrust möglich. Besonders cool ist es, Feinde per Flaschenwurf an eine Stelle zu locken, wo man kurz vorher eine Sprengfalle gelegt hat - oder in die man einen Molotow-Cocktail aus sicherer Deckung schmeißt. Apropos: Ellie ist im hüfthohen Gras nicht komplett sicher, denn Feinde können sie dort erspähen. Diese Momente vor der Entdeckung werden akustisch signalisiert, so dass man ein kurzes Zeitfenster hat, um entweder in Bauchlage zu gehen oder zu verduften. Was auf dem normalen Schwierigkeitsgrad relativ entspannt ist, wird auf schwer fordernd.
Je nach Gegnertyp und Anzahl geht es meist darum, möglichst lange nicht gesehen oder gehört zu werden - man kann auch ganze Lager ohne Kampf durchschleichen. Und was man da alles anstellen kann, wenn man für Chaos sorgen will! Auch wenn man weder Leichen verstecken noch Lichtquellen löschen kann, erreicht man damit annähernd eine Qualität, die sonst nur spezialisierte Stealth-Action à la Splinter Cell oder
Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain bietet. Allerdings sehe ich Letzteres militärtaktisch im Gelände sowie hinsichtlich der KI und Alarmierungsstufen in der Gruppe klar vorne, denn es gibt einige zu verzeihliche Aussetzer - da liegens schon zwei, drei Leichen in einem Garten und dennoch "entspannen" sich die Wachen. . Spätestens in den Wäldern von Seattle erreicht diese Spielmechanik allerdings ihren Höhepunkt. Als ein Pfeil in Ellies Schulter einschlägt, kann man ihren Schmerz fast nachempfinden. Die Wucht des Treffers wirft sie um, ihr Gesicht verzerrt sich und während sie zu bluten beginnt, ertönt dieses unheilvolle Pfeifen.
Das Leveldesign strotzt vor vertikalen Möglichkeiten.
Ihre Verfolger kommunizieren auf diese Art und schwärmen aus. Als sie lauscht, erkennt sie ihre grauen Silhouetten ganz in der Nähe. Diese "Scars" oder "Seraphiten", religiöse Fanatiker, wollen sie nicht gefangen nehmen: Sie wollen sie töten. So wie all die Gehängten in diesem unheimlichen Gebiet, das vor langer Zeit mal ein Park in Seattle war und jetzt wie ein überwucherter Urwald wirkt. Jetzt muss es schnell gehen: den Pfeil mit R1 herausziehen, damit sie nicht verblutet. Dann im schulterhohen Farn verschwinden. Wenn sie nicht umzingelt werden will, muss sie in Bewegung bleiben und am besten auf dem Bauch kriechen, denn ihre Jäger suchen sehr aufmerksam. Wenn sich Ellie voreilig aufrichtet und rennt oder mit der Schrotflinte Rambo spielen will, wird sie wie ein Hase niedergeschossen.
Feindverhalten und Hunde
Apropos: Auch die Gegner sind cleverer als im Vorgänger. Zwar wird der Anspruch stark vom Schwierigkeitsgrad beeinflusst, aber schon auf der normalen, also der dritten von fünf Stufen, wird man gefordert, muss leise und gedeckt vorgehen. Außerdem kommunizieren die Feinde nicht nur untereinander über Zurufen oder Pfeifen, um z.B. zu flankieren, sie setzen auch Hunde ein.
Naughty Dog inszeniert das klasse, denn die Schäferhunde und Bullterrier informieren erst ihr Herrchen, wenn sie etwas riechen. Der Mensch lässt den Hund nicht sofort von der Leine, sondern berichtet seinen Kollegen, dass der Hund vielleicht eine Spur hat. Dann schnüffelt er sich langsam vorwärts. Geht man jetzt in den Lauschmodus, kann man seine eigene Geruchsspur sehen und sollte schnell weg - denn wenn der Hund einmal losstürmt, hat man kaum eine Chance. Er verbeißt sich im Gesicht und muss abgeschüttelt werden.