In Geldnot
Außer Hilfsbereitschaft und dem Wunsch, die vielen kleinen Geschichten zu erleben, treibt die Malerin noch etwas an: Sie braucht Kohle. Um wärmenden Tee zu kaufen (nachts ist es sonst zu kühl zum Herumlaufen), ein (schlecht steuerbares) Fahrrad zu erwerben oder einfach einen Questgegenstand erstehen zu können. Zu diesem Zweck malt man Bilder. Leider hat sich der Entwickler hier keine Pinselmechanik oder wenigstens ein Minispiel ausgedacht - man baut lediglich seine Staffelei auf und erstellt dann auf Knopfdruck ein Gemälde. Diese Ölschinken sind vielfach Questziele („Ich wollte schon immer ein Bild vom Leuchtturm haben“) und später im Spiel auch Auftragsarbeiten - am zentralen Marktplatz holt man sich wie an den typischen RPG-Anschlagtafeln neue Mal-Quests ab.
Im Standbild sieht Eastshade tatsächlich hübsch aus - Architektur und Natur gefallen.
Action, Zeitdruck, Gewalt, Stress, Lebensenergie, Geschicklichkeitseinlagen oder Waffeneinsatz gibt es in Eastshade nicht - selbst wer es in der kalten Nacht nicht mehr nach Hause schafft, wacht nach einem kurzen Ladebildschirm einfach in seinem Zimmer auf. Vergesst aber trotzdem das manuelle Speichern nicht. Auch das Auflesen von Ästen, Blumen, Kerzen & Co. artet nie in Arbeit auf , ihr müsst für neue Bilder zwar Leinwände craften, sammelt aber im Vorrübergehen aber genug Materialien dafür auf. Auch die Inspiration, eine Anzeige am unteren Bildrand, welche beim Malen schrumpft, ist meist ausreichend gefüllt - denn die Malerin erhält stets einen Inspirationsboost, wenn sie neue Gegenden oder Dörfer betritt.
Die liebe Technik...
Die Insel ist voller grüner Oasen - von ein paar natürlich Grenzen abgesehen darf der Spieler frei herumstreunen.
So unverbraucht und pfiffig die Dialoge geschrieben sind, so dürftig ist die Präsentation: Die englischen Stimmen sind mal gelungen, mal lustlos - Kamerawinkel und Lippenbewegungen wirken wie aus grauer Vorzeit. Auch die generelle Geometrie in den Städten ist grobschlächtig, so wie die Modelle der (ausschließlich tierischen) Bewohner. Dass man ab und zu durch Türen und Geländer laufen kann, ist zu verschmerzen - dafür gibt es sonst keine Bugs, die das Absolvieren von Quests verhindern. Richtig schlimm jedoch ist, wie fehlerhaft Bäume, Büsche, Gräser und Blumen dargestellt werden: Wenn man durch die Welt läuft, tauchen diese in verschiedenen Detailstufen gut sichtbar ständig auf. Noch krasser aber ist: Selbst wenn man ruhig stehenbleibt und eine Stelle beobachtet, ploppt dort plötzlich grünes Blattwerk auf und verschwindet wieder - wer auf technische Unsauberkeiten allergisch reagiert, sollte (auf PS4 zumindest) trotz der schönen Atmosphäre einen Bogen um Eastshade machen.