Bei den Aktivitäten wie dem Hacken von Polizei-Funkmasten, der Jagd auf entflohene Tauben, den Überwachungsstationen von Oscorp, die auf Umwelt-Missstände in New York hinweisen, dem „Einnehmen“ von gegnerischen Stützpunkten oder auch der allgemeinen Verbrechensbekämpfung verliert man sich nach anfänglicher Neugier und Motivation zumeist in Routine. Man wird der zumeist kleinen Aufgaben zwar nicht überdrüssig – auch, weil sie durchaus plausibel mit dem Spider-Man-Universum verknüpft sind wie z.B. die Logikrätsel, in denen man Schaltkreise optimiert oder im Spektograph Muster übereinander legt. Doch sie haben keinen großen Anteil daran, einen ans Pad zu fesseln. Dazu sind sie zu durchschnittlich designt oder als Variation von Elementen anderer Spiele mit offener Welt erkennbar. Neben der wuchtigen Story-Inszenierung als Hauptfokus hätten aber auch hochwertigere Nebenaktivitäten Probleme, sich zu etablieren. Denn nur die Präsentation der Geschichte war maßgeblich dafür verantwortlich, dass ich mich über 30 Stunden lang mit Spidey durch New York geschwungen und dabei auch den immer wieder im Radio zu hörenden Hass-Tiraden von JJ Jameson gelauscht habe, die passenderweise immer dann eingespielt wurden, wenn es vorher zu Schlüsselmomenten kam. Eine kleine Randnotiz: Dass ich schließlich auf die englische Originalversion umgeschaltet habe, liegt an persönlichen Präferenzen und nicht an der Qualität. Die ist wie bei den letzten großen Sony-Produktionen à la Uncharted, Horizon oder God of War durch die Bank hochklassig – zumindest bei allen wesentlichen Sprechrollen. Bei den Passanten, Zivilisten und sonstigem Leben auf den Straßen New Yorks bleibt allerdings auch viel Englisch. Man sollte sich daher nicht wundern, wenn die Polizisten an der nächsten Absperrung die Bevölkerung mit „There is nothing to see here“ vom Unfallort fernhalten wollen oder man mit einem „You did it!“ gefeiert wird.
Anzugflut
Immerhin erfüllen die Nebenaufgaben und Aktivitäten auch noch einen zusätzlichen Zweck: Nur über sie kann man verschiedene Symbole akquirieren, die man wiederum benötigt, um die über 25 Spidey-Anzüge freizuschalten (darunter z.B. auch einer aus der Noir- oder der 2099-Zeitlinie), die Gadgets zu entwickeln oder aufzuwerten. Über die Sinnhaftigkeit der Anzugflut lässt sich allerdings streiten – auch wenn sie unterschiedliche aufzuladende Spezialfunktionen bieten, die nach erstmaligem Anlegen auch in anderen Anzügen eingesetzt werden dürfen und somit durchaus Auswirkungen auf das Spiel
Die Kämpfe setzen auf eingängige Kombos, den Einsatz der Spinnenfähigkeiten sowie Interaktion mit der Umgebung.
haben können. So aufwändig und abwechslungsreich sie auch modelliert bzw. designt sind, waren sie für mich unter dem Strich nur ein weiterer Komplettierungshaken, der gesetzt werden kann und können wohlwollend zumindest als Fanservice ausgelegt werden.
Immerhin kann man auf diesem Weg auch abseits der drei Schwierigkeitsgrade, bei dem der mittlere einigermaßen erfahrene Spieler adäquat fordert (ein vierter soll mit einem Update zum Launch hinzugefügt werden), die Herausforderung leicht anpassen. Wer sich nicht auf die Sammelaufgaben einlässt, verpasst nicht nur die eine oder andere interessante Minigeschichte, sondern wird auch in späteren Abschnitten stärker in den Kämpfen gefordert, da einem unter Umständen wichtige Hilfsmittel fehlen. Und im Falle der Rucksäcke, die Peter im Laufe der letzten acht Jahre in der Stadt zurückgelassen hat, bekommt man sogar noch ein paar Erinnerungsstücke, die von ihm kommentiert werden und kleine Rückblicke in seine Vergangenheit präsentieren.