Einmal das Sparmenü, bitte!
Man kann die Verzweiflung förmlich spüren. In jeder einzelnen Note. Als ob jemand den Praktikanten an eine alte Bontempi-Orgel gefesselt hätte, um ihn erst wieder aus dem Keller zu lassen, wenn er einen halbwegs brauchbaren Soundtrack für Nickelodeon Kart Racers zurechtgeorgelt hat. Oder hat in Wahrheit ein neuronales Netzwerk das inkohärente Geklimper generiert -
wie beim Youtuber carykh? Ich bin mir nach wie vor nicht sicher. Fest steht allerdings, dass die wirre Musikuntermalung symptomatisch ist – und zwar für den Mangel an Hingabe, mit der an
Nickelodeon Kart Racers gearbeitet wurde. Die Entwickler liefern in fast allen Bereichen das bloße Minimum ab, das nötig ist, um einen halbwegs passablen Fun-Racer auf die Beine zu stellen. Die Lizenzierung eines Original-Soundtracks gehörte offensichtlich nicht dazu.
Ist das da im Hintergrund wirklich ein Baum?
Nicht einmal Sprachausgabe hat man den Fahrern gegönnt. Stattdessen schimpfen Patrick, Leonardo & Co. Nur in Textform. Das Handling fühlt sich um einiges steifer und plumper an als im offensichtlichen Vorbild
Mario Kart, aus dem u.a. der Drift-Boost und die Luft-Tricks übernommen wurden – Letztere laufen hier leider automatisch ab. Vor allem bei Kollisionen mit Gegnern oder der Bande fällt die etwas holprige und ruckartige Fahrphysik auf. So lange man sauber auf der Strecke unterwegs ist, bleibt das Handling aber immerhin einsteigerfreundlich. Hier lenkt und schliddert man deutlich einfacher durch die Kurven als z.B. in
Trailblazers.
Ist das wirklich eine PS4?
Ein weiterer Schwachpunkt wird schon auf den ersten Blick deutlich: In Kulissen wie Bikini Bottom leiden Rundungen nicht nur unter akuter Eckigkeit, sondern auch unter massivem Grafikaufbau. Im Intro etwa geht das sogar so weit, dass Thaddäus vor seinem Haus erst aus dem Nichts aufploppt und dann wieder aus dem Bild verschwindet. Ein echter Zauberkünstler! Obwohl die Kulisse um ein bis zwei Generationen veraltet wirkt, kommt es sogar auf der PS4 Pro zu kleinen Rucklern - und auf der gewöhnlichen PS4 noch ein Bisschen häufiger.
Es wird schleimig...
Sicher, es werden immerhin 16 bekannte Figuren wie Spongebob, Patrick, die Turtles oder Monobrow-Helga geboten. Auch die Streckenzahl geht mit 24 in Ordnung, zumal sich die Gefährte ähnlich wie in
Sonic & All-Stars Racing: Transformed in Boote und Schwebegleiter verwandeln. Das Handling unterscheidet sich dabei allerdings zu wenig, zumal die kläglich animierten Wellen hier eher an Pappstreifen erinnern. Die Waffen, Bomben und defensiven Zufalls-Extras erweisen sich in der Action aber oft als praktisch, zumal jede Figur eine durchaus nützliche Spezialfähigkeit wie selbstlenkende Ninja-Sterne oder Arnolds Tauben-Autopilot mitbringen. Außerdem ist uns kein übermächtiges Gummiband aufgefallen: Bei entsprechend guter Leistung setzt man sich auch schon mal eine Weile vom Feld ab. Damit hat es sich abwer auch schon fast mit den positiven Dingen, die sich über das Spiel sagen lassen.
Schleimige Angelegenheit
...und splitterig.
Zusätzlich kann man sich auf die Jagd nach dem omnipräsenten Schleim begeben, für den der Sender einst bekannt war. Die Sieger landen nicht nur unter einer Schleimdusche wie in alten Game-Shows, der grüne Glibber dient auch als Kraftstoff für den dreistufigen Turbo: Eine nette Alternative zu gewöhnlichen Boost-Feldern, aber bei weitem nicht so cool wie die selbstgemalten Boost-Flächen in Trailblazers! Die Renn-Modi umfassen bekannte Varianten wie gewöhnliche Positionsrennen, Ausscheidungsrennen oder die Jagd nach der Bestzeit. Ähnlich wie bei Nintendo verdient man sich im Laufe des Spiels Geld für stärkere Fahrzeugteile hinzu – und sammelt Erfahrungspunkte. Wer möchte, versucht sich alternativ in Team-Rennen, die allerdings kaum Regel-Finessen wie im kommenden
Team Sonic Racing bieten. Hier beschränkt sich die Kooperation auf Kleinigkeiten wie die zusammengerechnete Platzierung oder eine synchron ausgelöste Hammer-Attacke. Im Splitscreen für bis zu vier Spieler darf man neben einfachen Rennen auch komplette Cups bestreiten; bei einem Testspiel zu zweit lief das relativ flüssig ab. Im Netz sieht es allerdings düster aus, denn einen Online-Modus haben sich die Entwickler gleich komplett gespart.