Test: Mundaun (Adventure)

von Matthias Schmid



Mundaun: Teufelspakt in den Alpen
Teufelspakt in den Alpen
Entwickler:
Publisher: MWM Interactive
Release:
16.03.2021
16.03.2021
16.03.2021
27.05.2021
16.03.2021
16.03.2021
Erhältlich: Digital (PSN, Xbox Store, Epic Games Store, Steam)
Erhältlich: Digital (PSN, Xbox Store, Epic Games Store, Steam)
Erhältlich: Digital (PSN, Xbox Store, Epic Games Store, Steam)
Spielinfo Bilder Videos
Mundaun fällt auf, Mundaun begeistert: Das Gruselspiel fasziniert im Test mit seinem ungewöhnlichen Schauplatz, den abgelegenen Almen in den Schweizer Bergen. Die handgezeichnete Schwarz-Weiß-Grafik und die dramatische Geschichte rund um einen Fluch, alpine Schauergestalten sowie einen sprechenden Ziegenkopf machen das bedächtige Horror-Adventure schon jetzt zu einer der Überraschungen des Spielejahres 2021.

Busfahrt ohne Wiederkehr?

Dieses Spiel beginnt schon seltsam: Curdin, der Protagonist des Spiels, kehrt mit dem Bus ins abgelegene Schweizer Dorf Mundaun zurück - eine grobschlächtige, rauhe Schwarz-Weiß-Bergwelt, die ihn für die nächsten Tage und mich für die nächsten gut zehn Stunden nicht wieder loslassen wird. In dieser Abgeschiedenheit hat er bei seinem Großvater einen Teil seiner Kindheit verbracht, nun ruft ihn ein trauriger Anlass dorthin zurück: Während der Busfahrt liest er den Brief vor, der ihn zur Reise in die Vergangenheit veranlasst hat - der Dorfpfarrer hat ihm geschrieben, dass sein Opa verstorben ist. Eine ungewöhliche Sprachausgabe flankiert die geschriebenen Texte und untertitelten Dialoge im Spiel: Die ist nämlich auf Rätoromanisch (auch als Bündnerromanisch oder Romontsch), der vierten offiziellen Landesprache der Schweiz, die von nur circa 60.000 Menschen gesprochen wird. Sie verleiht dem Titel, ähnlich wie sein ungewöhnliches Aussehen, eine ganz eigene, ursprüngliche Atmosphäre, die viel dazu beiträgt, wie man sich als Spieler in Mundaun fühlt.

Wandelnde Heugarben lauern Curdin nachts auf den Almen auf - man kann sie mit einer Heugabel attackieren oder gleich in der Scheune verbrennen.
Wandelnde Heugarben lauern Curdin nachts auf - man kann sie mit einer Heugabel attackieren oder in der Scheune verbrennen.
Nachdem die Spielfigur aus dem Bus gestiegen ist, läuft man in Ego-Sicht über die monochromen Grashügel - links steht eine abgebrannte Scheune, rechts geht es den Hang hinab zu einer weit entfernten Kapelle. Klar, die Grafik ist grob und in puncto Modellierung weit vom aktuellen Stand der Technik entfernt, doch die von Entwickler Michel Ziegler von Hand gezeichneten und dann am Computer auf die Objekte geklebten Texturen verleihen Mundaun ein sehr apartes, anziehendes Äußeres. Die kantigen Figuren und vor allem ihre Gesichter haben mich sowohl an geschnitzte Volkskunst als auch an Künstler des Expressionismus wie Egon Schiele und Ernst Ludwig Kirchner erinnert.

Curdin gegen alle



Hauptfigur Curdin merkt schnell, dass hier oben in den Bergen nicht alles mit rechten Dingen zugeht: In einem abgebrannten Heuschober findet er die verkohlte Leiche seines Großvaters, derweil ist das offene Grab auf dem Friedhof leer - und trotzdem will ihm der Pfarrer weiß machen, dass der Tote längst beerdigt sei. Sehr seltsam das Ganze! Also untersuche ich das Wohnhaus von Curdins Opa, gefundene Bilder oder Skizzen werden automatisch in mein Tagebuch geklebt - ich mache mir am antik anmutenden Ofen Kaffee, um mein Nervenkostüm dauerhaft zu stärken, speichere an der unheimlichen Wanduhr und suche nach Schlüsseln, um Zugang zu den versperrten Räumlichkeiten zu bekommen. Eine kleine, handgeschriebene Liste auf der ersten Seite des Buches zeigt meine Aufgaben: Die Pfeife des Großvaters stopfen und rauchen - das ist optional, den Friedhof besuchen oder den motorisierten Heuwagen mobil machen - das ist verpflichtend.

Hier nimmt das Spiel seinen Anfang: In dieser Scheune ist euer Großvater verbrannt - im Hintergrund sieht man bereits die düsteren Zinnen des Piz Mundaun.
Hier nimmt das Spiel seinen Anfang: In dieser Scheune ist euer Großvater verbrannt - im Hintergrund sieht man bereits die düsteren Zinnen des Piz Mundaun.
Nach und nach öffnet sich eine gar nicht so kleine Welt voller uriger Orte und kleiner Spielmechaniken: Man sammelt mit besagtem Heuwagen nicht nur getrocknetes Gras ein, sondern kann damit auch die steilen Pässe hochfahren und sich viel Fußweg sparen - an Schildern entlang der Strasse kann man das Gefährt sogar rufen. Curdin setzt sich auf schön gelegene Bänke, um nach und nach die Spielkarte zu zeichnen, er spricht mit den wenigen, dafür umso eigentümlicheren Bewohnern und nutzt die Seilbahn, um an unzugängliche Orte zu gelangen. Man trifft einen düsteren Maler, dessen Bilder mehr Wirkung auf die Realität haben, als sie sollten, steigt in einen Bunker und damit die tragische Vergangenheit des Großvaters hinab und wundert sich bald nicht mehr, wenn plötzlich ein schweigsames Mädchen neben Curdin auf dem Beifahrersitz des Heuwagens Platz nimmt oder ein sprechender Ziegenkopf im Inventar nützliche Hinweise gibt.

Kommentare

Seppel21 schrieb am
Seit heute gibt's das Spiel auch bei GOG. Darüber freue ich mich sehr.
monthy19 schrieb am
Habe es mir für die PS5 gekauft nachdem ich den Test gelesen habe.
Bin aber erst mit dem ersten Tag durch.
Die Grafik ist schon ok. Auf Dauer aber schon irgend wie eintönig.
Spielerisch ist es ok.
Ich gehe aber mal davon aus, dass es jetzt Fahrt auf nimmt :)
Ernesto Heidenreich schrieb am
Lasst euch nicht von der Grafik abschrecken, das Spiel erzeugt eine einzigartige, wohlig gruselige Atmosphäre.
Wulgaru schrieb am
Ich wusste das sich die lange Wartezeit auf Sadness gelohnt hat. ;)
fanboyauf3uhr schrieb am
Hm, als ich die ersten Screenshots sah war ich schon sehr angetan aber ich weiß nicht ob mir das ganze nicht ZU steif ausschaut. Aber 85 ist ja schon eine Ansage.
schrieb am