Von Schwesterliebe zur Diesel-Bruderschaft
Das Offenburger Team von Black Forest Games hat Ende 2012 mit einer fantasievollen Neuauflage der
Giana Sisters auf PC eine mehr als ordentliche Premiere abgeliefert, die in den folgenden Monaten auch auf PS3 und Xbox 360 auftauchen sollte. Mit einer geglückten Kickstarter-Kampagne im Rücken strengte man für den nächsten Titel ebenfalls die Crowdfunding-Plattform an. "Project Ravensdale" hatte allerdings keinen Erfolg: Nachdem von den ursprünglich veranschlagten 500.000 Dollar nicht einmal 20 Prozent zusammen kamen, wurde die Kampagne sogar vor dem offiziellen Ende im
August 2013 eingestellt.
Das bedeutete jedoch nicht das Ende von Ravensdale. Man ging zurück ans Reißbrett, baute dieses und jenes um, gab dem Projekt mit „DieselStörmers“ einen finalen Namen und startete im April einen neuen, deutlich bescheideneren Versuch auf Kickstarter. Und dieses Mal war man erfolgreicher. Die sowohl solo als auch kooperativ spielbare seitwärts scrollende Action mit zufallsgenerierten Abschnitten konnte
am letzten Tag ihr Ziel einfahren und mittlerweile darf man sich per Early Access auf Steam vom Potenzial der Ballereien überzeugen.
Technisch sauber
DieselStörmers bietet effektreiche Action irgendwo zwischen einschlägigen Shmups und Metal Slug.
Dabei fällt auf, dass man vor allem von der technischen Erfahrung zehrt, die Black Forest mit den Giana Sisters machte. Die Kulisse, die mittelalterliche Fantasy-Ansätze mit Dieselmotoren (hier wird Öl als "Goop" bezeichnet), Schusswaffen sowie Schubantriebs- bzw. Strahlen-Technologie für die Hauptfiguren verbindet, kann sich schon jetzt, etwa ein dreiviertel Jahr vor dem geplanten Release im April 2015 sehen lassen. Das Scrolling ist sauber, selbst bei dutzenden orkischen Gegnern auf dem Schirm und haufenweise gleißenden Projektilen sowie herrlichen Explosionen auf dem Bildschirm gibt es hinsichtlich der Bildrate keinen Grund zur Klage.
Einzig die Abwechslung bei der Zusammenstellung der zufällig generierten Abschnitte lässt derzeit noch zu wünschen übrig. Zu häufig stolpert man über die gleichen Bausteine und man kann immer wieder beobachten, dass sehr ähnliche Elemente hintereinander platziert wurden und dadurch einen redundanten Eindruck hinterlassen. Doch angesichts der noch vorgesehenen Entwicklungszeit ist dies ein Problem, das Black Forest Games in den Griff bekommen dürfte. Wie auch den durch die ebenfalls durch den Zufall bedingten Spitzen im noch nicht austarierten Schwierigkeitsgrad. Wenn mehrere "Goop-Tore" hintereinander stehen, aus denen Gegner auf einen zustürmen, ist der Widerstand der dieselangetriebenen Rüstung schnell am Ende und man muss einen neuen Versuch unternehmen, um dem Treiben der Orks in Ravensdale den Garaus zu machen.
Bionic Slug Contra
Die Abschnitte werden zufällig generiert.
Mechanisch sind die DieselStörmer am ehesten als Mix irgendwo zwischen Metal Slug, Bionic Commando und der Contra-Serie einzuordnen: Im Kern ist man ist von links nach rechts, ggf. auch auf mehreren vertikalen Ebenen unterwegs und mäht im Idealfall alles nieder, was sich an orkischen Feinden vor den Lauf der Projektilwaffe traut. Dabei kann man wie in einem Dualstick-Shooter mit dem rechten Stick bzw. der Maus die Richtung vorgeben, in die geschossen wird und die unabhängig von der Bewegungsrichtung sein kann. Eine zusätzliche Dynamik kommt mit den erweiterten Bewegungsmöglichkeiten ins Spiel: Man kann nicht nur springen und schweben, sondern sich mit einer Art Energieseil auch an bestimmten Punkten festmachen. Diese Punkte kann man nun quasi als Katapult nutzen und sich entgegen der Energieseil-Anbringung schleudern lassen. Diese Methode ist vor allem dann sinnvoll, wenn man an höhere Stellen gelangen möchte, die man über "normale" Sprünge nicht erreicht.