Die Kombination von Schießen und Nahkampf ist zwar kein neues Konzept, da auch schon Devil May Cry und natürlich Bayonetta mit diesen Elementen für Begeisterung gesorgt haben. Doch nur selten war die Verbindung beider Angriffsarten so harmonisch, waren die Übergänge so nahtlos – und das, obwohl man beim Schießen quasi auf Twinstick-Kontrollen setzt. Sprich: Ballern und Bewegung laufen unabhängig voneinander. Das ergibt spätestens dann Sinn, wenn sich die Kameraposition dynamisch bzw. aus dramaturgischen Gründen ändert, was ebenfalls ein Element ist, das man aus dem Vorgänger kennt. Immer wieder wird z.B. in eine seitwärts scrollende Ansicht geschaltet. Neu sind allerdings die Vogelperspektiven, in denen sich Nier Automata wie eine durch Nahkampf angereicherte Version eines Shmup spielt. Langer Rede, kurzer Sinn: Die hochdynamischen Kämpfe machen einen Heidenspaß, fordern bei Bossen das gesamte Können ab und werden hoffentlich in der finalen Version durch unterschiedliche Bewaffnungen und neue Fähigkeiten zusätzlich aufgewertet.
Speicherplatz-Mangel
Der Kampf gegen den turmhohen Boss wird episch inszeniert.
Denn davon gab es bislang noch nichts zu sehen, es wird allerdings rudimentär angedeutet, wenn man sich die Charakter-Entwicklung anschaut. Da 2B eine Androidin ist, werden ihre Kampfroutinen ebenso über Speicherchips festgelegt wie z.B. die Anzeigen auf dem Bildschirm. Jedes Modul nimmt dabei unterschiedlich viele Plätze ein. Die wiederum sind knapp, auch wenn man im Laufe der Zeit das Speichervolumen upgraden kann. Dementsprechend wird man irgendwann an den Punkt kommen, an dem man sich entscheiden muss, welche Chips man mitnimmt, welche man austauscht und welche man komplett vergessen kann. Einer sollte allerdings stets drin bleiben: Wer den Hauptspeicherchip entfernt, sollte sich nicht wundern, wenn das Spiel vorbei ist… Ich hoffe, dass Platinum ein breites Repertoire an Angriffs- und Verteidigungsoptionen zur Verfügung stellt, mit denen man 2B an seine präferierte Spielweise anpassen kann.
Auch die Hub-Welten, in denen man sich sammelt, ausruht, neu ausrüstet, ggf. Unterhaltungen führt etc. glänzen vorerst durch Abwesenheit – was eventuell damit zusammenhängt, dass man die Geschichte als Überraschung belassen möchte. Dafür jedoch zeigt sich die Kulisse von ihrer ausgereiften Seite und lässt die kruden sowie mitunter vorsintflutlichen Eindrücke des Vorgängers vergessen. Die Action profitiert von jederzeit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde, während die Umgebung mit ihren metallenen Fabrikstrukturen eine hoffnungslose Stimmung ausstrahlt, die als idealer Hintergrund für die Auseinandersetzungen mit teilweise Bildschirm füllenden Gegnern genutzt wird. Und von Zeit zu Zeit darf man sogar Panoramen genießen, die an Enslaved erinnern, ein weiteres stimmungsvolles Endzeit-Abenteuer.