Ein neues Kampfgefühl
Vor allem im Kampf entfacht die Neugestaltung der Charaktere ihren ganzen Zauber. Hier kann man jederzeit zwischen den drei Partymitgliedern hin-und herwechseln und dabei ihre unterschiedlichen Stärken ausreizen: Barrets Knarrenarm sollte man lieber für entfernte Gegner wie Drohnentürme, aber auch Bosse wie den "Scorpion Sentinel"oder "Abzu" nutzen, die oft auch mal an die Decke springen. Die Kämpfe haben mir unheimlich gut gefallen, da man sich bei jedem Bos gut überlegen musste, wie man in den verschiedenen Phase vorgeht und welche Fertigkeiten der Truppe am effektivsten wären.
Der Wartemodus verlangsamt das Geschehen, so dass man in Ruhe die passende Fertigkeit einsetzen kann.
Tifa setzt Gegnern wie Cloud im Nahkampf zu, nutzt anstatt eines Schwerts aber ihre Fäuste und schnelle Kick-Fertigkeiten. Aerith unterstützt das Team wie Barret vorrangig aus der Ferne und nutzt neben Magie eher unterstützende Fertigkeiten. Im Kampf gegen Boss Abzu konnte man mit Aerith die Bestia
Ifrit beschwören, was grafisch so beeindruckend inszeniert war, dass mir die Kinnlade runterfiel. Beim Kampf gegen den Airbuster ließ ich mit Cloud Leviathan los, was nicht weniger spektakulär war. Leider sind Beschwörungen wie bei Final Fantasy 15 nicht jederzeit einsetzbar, sondern tauchen nur in brenzligen Situationen auf. Dafür kämpfen die Wesen, zu denen jetzt unter anderem auch ein Kaktor und ein Chocobo gehören, entweder eigenständig oder man nutzt einen Teil seiner ATB-Leiste, um ihnen aktiv Befehle zu geben.
Allgemein sollte man Gegner stets mit effektiven Angriffen schwächen, um ihre separate Schock-Leiste aufzufüllen. Bei den blechernen Kollegen hilft dabei vor allem Blitz-Magie, bei den Amphibienwesen Feuer. Aber auch Clouds heftige Schwert-Schläge, vor allem in der offensiven Haltung, in der er langsamer aber dafür härter zuschlägt, lieferten mir gute Dienste. Sobald ein Gegner geschockt ist und dadurch eine zeit lang zusammenbricht, sollte man mit dem Stärksten drauf halten, was die ATB-Leiste hergibt. Vor allem der neue „Wartemodus“, der das Kampfgeschehen stark verlangsamt, so dass man in Ruhe durch die zahlreichen coolen Fertigkeiten scrollen kann, ist ein wahrer Segen. Denn es dauert eine Weile, bis man lernt mit dem hektischen Kampfgeschehen umzugehen: Vor allem bei Kämpfen mit vielen Gegnern versperrte die Kamera, als auch das übertriebenen Meer aus Lichteffekten und Statuswerten immer wieder die Übersicht.
Strategische Aufrüstung
Richtig cool sind die zahlreichen neuen Waffen und die Möglichkeit ihre Fähigkeiten aufzurüsten. Visualisiert als Planetensystem, das mich ans Sphärobrett erinnerte, konnte man jede Waffe mit Kernen aufrüsten, die beispielsweise mehr Schlagkraft oder Magie verleihen. Fertiggestellte Kerne können außerdem auf andere Waffen übertragen werden.
Das Aufrüsten der Waffen und die unterschiedliche Materia ermöglicht neue Strategien.
Auch das Materia-System kehrt mit einer Vielzahl von neuen und altbekannten Fähigkeiten zurück. Die leuchtenden Kugeln sind in der Spielwelt verteilt, können gekauft oder als Belohnung für einen erfolgreichen Nebenauftrag eingesackt werden. Wie im Oldie kann man erneut Charaktere, Waffen und Ausrüstungen mit Materia stärken, um Magie wie Feuer oder Vita zu wirken, oder einen Boost beim Angriff zu erhalten. Als ich anstatt von Clouds Panzerschwert mal einen Säbel ausprobieren wollte, konnte ich das gesamte Set an ausgerüsteter Materia einfach auf die neue Waffe übertragen. Ein cooles Detail ist, dass man die ausgerüstete Waffen inklusive Materia jetzt jederzeit am Charakter sieht.
Ein paar Stunden werden zum umfangreichen Rollenspiel?
Neben dem bekannten ersten Kapitel, habe ich Kapitel 2, 7 und den Abzu-Bosskampf in Kapitel 10 gespielt, um einen Eindruck vom neuen Umfang des Spiels zu erhalten. So beeindruckend die neuen Kulissen sind, so unsicher bin ich mir noch, wie viel Gehalt das Remake haben wird. In Final Fantasy 7 dauerte es etwa fünf bis sieben Stunden bis man Midgar verlässt. Dieser Teil soll im Remake den Umfang eines traditionellen Rollenspiels haben. Anstatt Zufallskämpfe zu bestreiten, schlägt man sich jetzt durch direkte Gefechte in der Spielwelt, die durch das abwechslungsreiche Kampfsystem sowie den Charakterwechsel fantastisch von der Hand gehen. In Kapitel 2 bestand meine Aufgabe allerdings daraus, fast nonstop gegen einen sehr ähnlichen Gegnertyp anzutreten und dabei über Häuserdächer in den Bahnhof zu fliehen. Durch die Masse an Gegnern, von denen manche mir den Kampf mit großen Schildern und Elektro-Schlagstöcken erschwerten, war dieser Weg zwar durchaus fordernd, aber auch etwas ermüdend.
Bei Kämpfen mit vielen Gegnern und bei den spektakulären Bossen leidet manchmal die Übersicht.
Und auch in Kapitel 7 lief mir das Erlebte zu formelhaft ab: Rein in einen Kontrollraum, Gegner plätten, das Terminal mit der gefundenen Schlüsselkarte aktivieren und auf zum nächsten Raum. So cool es ist, dass man den Air-Buster-Boss jetzt im Vorfeld strategisch schwächen kann, indem man ihm Teile entzieht, so nervig war es, immer wieder den selben Ablauf zu spielen. Und auch bei den angekündigten Nebenaufträgen, die ich leider nicht ausprobieren konnte, bleibe ich weiterhin skeptisch, ob sie wirklich Gehalt besitzen. Die große Frage, ob es Elemente im Final Fantasy 7 Remake gibt, die aufgeblasen wurden, um die Spielzeit zu strecken, werden wir erst im Test beantworten können.