Reise um die Welt
Durften wir beim Ankündigungs-Event in London lediglich mit einem 2er-Golf Rallye-Luft auf einer Piste in Neuseeland schnuppern, standen uns jetzt auch weitere Modelle mit verschiedenen Antriebstypen und Leistungsklassen für Probefahrten zur Verfügung. Wie im Vorgänger stellt Codemasters auch hier einen attraktiven Fuhrpark aus historischen und aktuellen Boliden zusammen, darunter den alten Mini Cooper S, Ford Escort MkII, Opel Kadett C GT/E sowie Rallye-Klassiker wie den Lancia Stratos, Renault 5 Turbo und das Kult-Monster schlechthin: den Audi Sport Quattro! Neu hinzugekommen ist die Kategorie Rally GT, in der schnittige Sportwagen wie der Aston Martin V8 Vantage GT4 durch das vergleichsweise unwegsame Gelände preschen, obwohl eigentlich Asphalt- und klassische Rennpisten das natürliche Umfeld solcher Karossen markieren.
Wie gewohnt darf man im Setup detaillierte Einstellungen an den Wagen vornehmen, entdeckt dabei aber auch eine neue Option: Im Gegensatz zum Vorgänger hat man hier die Wahl zwischen drei Reifenmischungen, um sich nicht nur optimal auf den Fahrbahnbelag, sondern auch die Witterungsbedingungen und den potenziellen Verschleiß einzustellen. Darüber hinaus ändern sich je nach Startposition auch der Zustand der Strecke. Haben bereits viele andere Fahrer die Etappen absolviert, wird man als Hinterbänkler deutlich mehr Spurrillen und Unebenheiten vorfinden, die das Verhalten der Autos beeinflussen. Unabhängig davon überzeugen die Boliden wieder mit individuellen Fahreigenschaften, bei denen selbstverständlich auch die Antriebsart und Leistung eine Rolle spielen. Ohne Fahrhilfen entpuppt sich sogar der relativ schwachbrüstige Mini als Herausforderung, wenn man auf holprigen Pisten gegen die schwindende Bodenhaftung und das massive Untersteuern
Beim RallyCross geht es eng und hart zur Sache.
ankämpft. Sitzt man hinter einer Höllenmaschine wie dem Audi Quattro, kann schon ein etwas zu optimistischer Druck aufs Gaspedal fatal enden.
Abwechslungsreiche Schauplätze
Das gilt besonders dann, wenn man gerade in Argentinien unterwegs ist, wo man laut Codemasters die anspruchsvollsten Etappen innerhalb der Rallye-Simulation vorfinden soll. Tatsächlich verlangen die engen und verschlungenen Straßenzüge mit ihren fiesen Spitzkehren und den allgegenwärtigen Felsen am Streckenrand höchste Konzentration sowie Fingerspitzengefühl – vor allem, wenn man auf langen Wertungsprüfungen mitunter zehn Minuten oder länger unterwegs ist. Denn eine
Der Audi Quattro ist ein Biest, doch Walter Röhrl hat eindrucksvoll bewiesen, dass man es zähmen kann.
Rückspulfunkion gibt es hier nicht und Schäden wirken sich nicht nur visuell, sondern auch mechanisch aus. Zwar immer noch fordernd, aber deutlich angenehmer gestalten sich die Ausflüge nach Australien, Polen, Spanien und den US-Bundesstaat New England, obwohl man auch hier unter Umständen mit Schmuddelwetter und einer mitunter extrem blendenden Sonne zu kämpfen hat, bei der man sich im wahrsten Sinne des Wortes blind auf die Ansagen des verlässlichen Ko-Piloten verlassen und sich zur Not am Fahrbahnrand orientieren muss. Zwar stört teilweise das auffällige Dithering an Objekten wie Bäumen, aber im Vergleich zum Vorgänger sieht man, dass Codemasters bei Dirt Rally 2.0 hinsichtlich der Grafikdetails innerhalb der Kulisse und Wagenmodelle einen Gang hoch schaltet. Da die Unterschiede zwischen den Schwierigkeitsgraden im ersten Teil relativ krass ausgefallen ist, genießt man auf einer Skala zwischen eins und 100 jetzt deutlich Feinheiten, um die Anforderungen zum Schlagen der KI-Zeiten auf das eigene Können anzupassen. Schöne Sache: Zwar gab es beim Anspielen noch keine Online-Anbindung, doch deuten Bildschirmanzeigen bereits darauf hin, dass es plattformübergreifende Bestenlisten geben wird.
Dank FIA-Lizenz rast man beim RallyCross auf lizenzierten Pisten.
Neben vorgefertigten Meisterschaften darf man sich außerdem eigene Rennkalender zusammenstellen, an denen auch Online-Fahrer teilnehmen können.
Harte Bandagen beim RallyCross
Neben dem reinen Zeitfahren, die man laut einem Menüpunkt in den Optionen auch noch mit „unerwarteten Momenten“ würzen kann, stehen beim RallyCross aber auch direkte Duelle gegen Kontrahenten an. Und die haben es in sich: Zwar geht es auch in der Realität hart zur Sache, aber für mein Empfinden schießt die aggressive KI derzeit übers Ziel hinaus. Schon kurz nach dem Start wird man ständig von der Strecke gedrängt oder abgeschossen, obwohl man eigentlich nur geradeaus auf die erste Kurve zufährt. Ich weiß nicht, wie oft ich das Rennen neu gestartet habe, um wenigsten die ersten Sekunden glimpflich zu überstehen. Kurz gesagt: RallyCross ist nicht mein Ding, auch wenn man hier dank der FIA-Lizenz auf den Original-Kursen und mit offiziellen Wagen die realen Meisterschaftsläufe bestreitet. So lange ich aber weiterhin in klassischer Rallye-Manier meine Grenzen ausloten darf, kann ich damit leben, dass die harten Positionsduelle beim RallyCross ebenfalls einen Teil des Spiels darstellen.