Auf der Verliererspur
Die glorreichen Zeiten von Need for Speed sind gefühlt schon ewig vorbei. Zwar sorgte Criterion mit seiner gelungenen Neuauflage von
Most Wanted und
Hot Pursuit nochmal für einen kleinen Höhepunkt, aber mit peinlich inszenierten Story-Einlagen, einem enttäuschenden Fahrmodell, schlimmer KI und schwacher Technik ging es kontinuierlich bergab. Zuletzt dümpelte Need for Speed mit
Payback im Mittelfeld herum und damit weit weg vom Glanz vergangener Tage.
Nach den ersten Probefahrten mit Heat stellt man sich unwillkürlich die Frage, ob man bei Ghost Games überhaupt in der Lage ist, auf Kritik zu hören, daraus zu lernen und sich vielleicht zu steigern. Die fürchterliche Gummiband-KI ist ein Graus und führt das Boost-System quasi ad absurdum. Obwohl bei Kollisionen dank der zerstörbaren Umgebung viel zu Bruch geht und es nicht selten zu Unfällen oder Rempeleien mit anderen Fahrzeugen kommt, fehlt von einem Schadensmodell jede Spur. Aber was will man auch erwarten, wenn selbst dicke Bäume kein Hindernis darstellen, sondern einfach über den Haufen gefahren werden können? Ganz schlimm präsentieren sich derzeit die illegalen Rennen bei Nacht, denn hinter dem Steuer der Einsatzwagen sitzen offenbar Dumpfbacken in Uniform, die sich auf der Jagd nach den Rasern sogar teilweise gegenseitig über den Haufen fahren oder unter Wegfindungsproblemen leiden. Extrem nervig ist zudem die Rhino-Einheit – ein schwerer Panzerwagen, der wie eine zielsuchenden Rakete gezielt auf Kollisionskurs geht. Sie werden zwar auf der Minikarte im Vorfeld markiert und man kann ihnen mit Glück ausweichen, aber oft sorgen diese Rammböcke einfach nur für Frust. Da sich teilweise sechs oder mehr Cops ans Heck kleben, vermisst man manchmal die Pursuit Breaker aus vergangenen
Am Tag sind die Rennen auf abgesperrten Strecken legal.
Teilen, mit denen man sich die lästigen Verfolger stilvoll vom Hals schaffen konnte.
Fahrgefühl ohne Wow-Effekt
Bei der Fahrphysik vermisst man ebenfalls Fortschritte. Aufgrund der Arcade-Ausrichtung steuern sich die Boliden erwartungsgemäß relativ einfach. In Kurven oder beim Anbremsen bricht allerdings oft unvermittelt das Heck aus, als würde jemand plötzlich die Stabilitäts- und Traktionskontrolle deaktivieren. Wie es besser geht, zeigt ein Blick auf
Forza Horizon oder Oldies wie
Midnight Club und sogar ältere Titel aus der Reihe. Warum schafft man es bei Ghost Games nicht, sich stärker an diesen Vorbildern zu orientieren, die im Gegensatz zu Need for Speed Fahrspaß versprühen. Und die auch eine Cockpitansicht bieten, auf die bei Heat erneut verzichtet wird. Begründung der Entwickler: Es ist ein Arcade-Racer und da wollen die Spieler nicht in einer Cockpitperspektive fahren. Ah ja, genau. Schön, dass Studios wie Playground Games, Rockstar Games und viele andere Entwickler von Arcade-Rennspielen das nicht so sehen...
Immerhin kommen Tuning-Fans auf ihre Kosten und dürfen die schicken Wagenmodelle vor allem optisch aufmotzen. Die Auswahl reicht u.a. von schicken Felgen über Spoiler bis hin zu Details wie den Bremsscheiben. Selbst der Motor- und Auspuffsound lässt sich auf den eigenen Geschmack trimmen. Daneben darf man auch die vorgefertigten Charaktere nach eigenen Wünschen von Kopf bis Fuß einkleiden, von denen einer langweiliger wirkt wie der andere. Zumindest hier schafft man es dann wenigstens ein bisschen so zu sein wie Forza
Doch in der Nacht hat man in illegalen Straßenrennen nicht nur mit Gegnern und dem Verkehr, sondern auch Kamikaze-Cops zu kämpfen.
Horizon...
Der Motor stottert
Technisch fährt man dagegen wieder mit einem großen Abstand hinterher: Zwar geht viel zu Bruch und die Kulisse hinterlässt einen soliden Eindruck, aber mit der Pracht von Forza Horizon kann dieser Abstecher nach dem von Miami inspirierten Palm City bei weitem nicht mithalten. Hinzu kommt, dass die Bildrate derzeit noch häufig in die Knie geht und daher noch kein flüssiges Rennerlebnis geboten wird. Da hat Ghost Games bis zur Veröffentlichung noch viel Optimierungsarbeit nötig. Aber selbst mit einer flüssigen Darstellung wird es Need for Speed Heat in Zeiten eines Forza Horizon enorm schwer haben, vorne mitzufahren.