Test: Metropolis Crimes (Adventure)

von Bodo Naser



Metropolis Crimes
Entwickler:
Publisher: Ubisoft
Release:
01.10.2009
Spielinfo Bilder  
Statt Polizisten schickt Ubisoft einen klassischen Privatdetektiv auf die Ermittlungstour durch eine fiktive Stadt. Ein Hauch von Film Noir weht durch die Luft, wenn sich der Comic-Held auf die Suche nach dem Täter macht. Allerdings wird Metropolis Crimes für DS durch ein überambitioniertes Spielprinzip ausgebremst.

Ambitionierte Schöpfer

Lexis Numerique, die Macher von Metropolis Crimes, haben in Sachen Adventure einen klangvollen Namen, den innovative Spiele wie In Memoriam oder Experience 112 prägten. 
Vieles in Metropolis Crimes läuft auf Zeit. Immerhin wisst ihr dank der Statusanzeige, wo im Fall ihr euch gerade befindet.  
Diese waren stets einfallsreich, auch wenn sie vom Spielprinzip nicht immer gänzlich überzeugen konnten. Ein Spiel wie bei In Memoriam durch fiktive E-Mails voranzutreiben, die man auf den heimischen Rechner bekommt, ist schon ziemlich mutig in einem vergleichsweise innovationsfeindlichen Genre. Ein Wagnis war auch, ein Spiel nur indirekt über Kameras zu steuern wie in Experience 112. Wie soll man mit einer Frau, die man zwar sehen, aber mit der man nicht sprechen kann, in Kontakt treten?

Solch grundsätzliche Fragen muss man sich bei Metropolis Crimes nicht stellen, dennoch geht man natürlich mit einiger Vorfreude an das Krimi-Abenteuer ran - aber auch mit dem Bewusstsein, dass selbst bewährte Teams wie Telltale mal ein faules Ei wie CSI abliefern. Dass man sich auch bei Metropolis Crimes bemüht hat, merkt man sofort an der kunstvollen Aufmachung. Die Bedienung ist etwas anders, dennoch durchdacht und funktioniert sogar. Lexis liebt es, die Leute Symbole nachmalen zu lassen, was auch hier passiert und gut zum DS passt. Will man eine Frage stellen, muss man das per gezeichneten Fragezeichen kundtun, was sogar erkannt wird. Natürlich gab es das auch schon bei der Konkurrenz, aber nicht so konsequent wie hier.

Wer war's?

Die Story zeigt sich konventionell: Man spielt den Detektiv Red Johnson, der in Metropolis auf Verbrecherjagd geht. Das ist auch notwendig, denn die Polizei in der fiktiven Stadt ist ebenso korrupt wie unfähig. Daher legt einem die Polizei bei den vier nicht all zu umfangreichen Fällen eher Steine in den Weg, als einem zu helfen. Schon im ersten Fall lässt Inspektor Robert den jugendlichen Helden die ganze Arbeit machen, während er ein Nickerchen macht. Red hat eine Stunde Zeit, den Fall zu lösen. Zwei Hauptverdächtige gibt es, die den Mord an dem Ladenbesitzer begangen haben könnten: Ein Mann und eine Frau, die beide schnell weg wollen. Wer war's?

Man vernimmt beide, aber sie haben natürlich Ausreden. So kommt es zur Lösung entscheidend auf die harten Fakten an, die für sich sprechen. Man untersucht die Umgebung, was fast wie mit der Maus funktioniert. Man formt per Stylus einen Kreis, der zu einer Lupe wird, mit dem man die Szenerie absucht. Bald ist etwas gefunden, das sich aber als Einführung entpuppt, um die Bedienung zu verinnerlichen. Man muss einer Fliege den Garaus machen, was mittels Luftpumpe und Gift funktioniert. Die Gegenstände kann man in 3D drehen, wenden und aus der Nähe anschauen. So hat man bald rausgefunden, dass man die Pumpe mit Gift füllen muss. Doch welche Flasche ist es? Man kann den Staub wegblasen, was per Micro besser funktioniert als gedacht.

Mitunter nervend

Nach diesem Tutorial geht's erst richtig zur Sache, wenn man Stelle für Stelle per Stylus abklappert. Man sammelt Spuren ein, setzt Apparate in Gang und knackt Schlösser, die alle als Hinweise in die übersichtliche Fallakte wandern. Bei der 3D-Untersuchung muss man zwar immer zwischen anschauen und berühren wechseln, aber sonst funktioniert das gut. Die als Minispiele aufgezogenen Aufgaben sind durchdacht und verlangen sogar mal Kopfarbeit, wenn man z.B. rechnen muss. Für ein DS-Adventure sind sie fordernd, obwohl es zu häufig auf reines Herumprobieren hinausläuft. Warum man die Dinge beispielsweise erst vom Schulheft kehren muss, um an dessen Inhalt zu kommen, ist eine Frage, die nicht unbedingt beantwortet wird. So bleiben Logiklücken zurück.

Demotivierend ist zudem, dass man bei Fehlern alles noch mal von vorne beginnen muss, was auf Dauer an den Nerven
Comic-Köpfe besiedeln die fiktive Stadt, in der sich das Verbrechen tummelt. 
zehrt. Jedes Rätsel lässt sich wiederholen, allerdings muss man beim Neustart ganze Abschnitte wiederholen, da freies Speichern nicht verfügbar ist und die automatischen Speicherpunkte häufig unglücklich liegen. Oft bringen die Tipps des Informanten nichts, da sie obwohl auf Deutsch unverständlich sind. Er sagt lediglich, dass man im Heft wieder etwas sichtbar machen soll. Das kann man sich nach 50 Wiederholungen auch selbst denken. Immerhin kann man auf der Statusleiste sehen, wie weit es noch zur Falllösung ist.

Schön gemacht

Diese Hänger kann Metropolis Crimes auch nicht durch seine stilvolle Aufmachung wettmachen, die verschiedene Elemente wie etwa des Film Noir aufgreift. Die eher düsteren Hintergründe hinterlassen mit ihrem Detailreichtum, Lichteffekten sowie den Schatten im Vordergrund einen stimmungsvollen Eindruck. Es wirkt, als würde man mitten im Raum stehen. Die bunten Comicfiguren sind ebenfalls liebevoll gestaltet, auch wenn nicht jeder die teils übertriebenen Fratzen wie etwa der Polizei gut finden wird. Das könnte was für Freunde des französischen Comics sein, denn obwohl es in den USA spielt, ist es unverkennbar aus Frankreich. Daran ändert auch der mysteriöse Informant nichts, der an den stets gut informierten Huggy Bear aus der TV-Serie Starsky und Hutch erinnert.

          

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