Test: Until Dawn (Action-Adventure)

von Michael Krosta



Until Dawn (Action-Adventure) von Sony
Ich weiß, was du letzten Winter getan hast
Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
kein Termin
26.08.2015
Jetzt kaufen
ab 14,00€
Spielinfo Bilder Videos
Laut Chaostheorie könnte der Flügelschlag eines Schmetterlings auf der anderen Seite der Erde einen Wirbelsturm auslösen. Der so genannte "Schmetterlingseffekt" steht auch bei Sonys interaktivem Horror „Until Dawn“ im Mittelpunkt, denn die vielen kleinen Entscheidungen sollen den Fort- und Ausgang der Geschichte massiv beeinflussen. Wir sind mit der Teenie-Truppe losgezogen und haben ums Überleben gekämpft...

Die Horror-Formel

Ein abgelegenes Anwesen im verschneiten Gebirge. Dazu eine kleine Gruppe aus jungen Leuten, die sich nach schlimmen Ereignissen erneut am Ort der Tragödie zusammenfinden, um den mysteriösen Verlust zweier Freundinnen gemeinsam zu verarbeiten. Und eine finstere Gestalt, die es offenbar auf die Jungs und Mädels abgesehen hat. Geht es noch klassischer? Vermutlich nicht. Alle, die mit Filmen wie Freitag, der 13., Halloween, Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast oder anderen Slashern vertraut sind, dürften sich hier schnell zu Hause fühlen. Und auch bei den acht Teenagern handelt es sich um die klassischen Stereotypen, die man gefühlt schon tausend Mal in Horrorfilmen gesehen hat. Angefangen beim Aufreißer über die ätzende Zicke bis hin zum Nerd spielen alle ihre auferlegte Rolle, wobei sich manche Charaktere im Verlauf der Geschichte durchaus wandeln, so dass aus einem vermeintlichen Arsch durchaus noch eine sympathischer Kerl werden kann.

Schwacher Schmetterling

Emily drückt sich sehr schnell den Stempel als Super-Zicke auf.
Emily drückt sich sehr schnell den Stempel als Super-Zicke auf.
Für diese Entwicklung tragen auch die Entscheidungen bei, die im Vorfeld von Sony und Entwickler Supermassive Games immer wieder gerne in den Fokus gerückt wurden. Doch vom viel zitierten Schmetterlingseffekt sieht man im Spiel nur wenig: Zwar trifft man zahlreiche kleine Entscheidungen, doch die großen Konsequenzen sucht man meist vergeblich. Stattdessen spielen sich Ursache und Wirkung oft nur in einem kleinen Rahmen innerhalb der kurzen Szenen ab, ohne dabei das große Ganze maßgeblich zu beeinflussen. Trotz leichten Verzweigungen folgt die Handlung eben doch einem recht engen Drehbuch und arbeitet vor allem in den ersten beiden Dritteln der etwa achtstündigen Wartezeit auf den erlösenden Morgen auf bestimmte Schlüsselmomente hin, die so oder so eintreten werden und müssen. Und verlieren die vielen kleinen Entscheidungen ihre große Wirkung, die man teilweise unter Zeitdruck oder dramatischen Umständen treffen muss.

Beim ersten Durchgang können die Entwickler diesen Umstand noch leicht verschleiern, doch vor allem rückblickend muss man leider feststellen, dass man die Handlung weit weniger beeinflussen kann als es am Anfang suggeriert wird – das Telltale-Phänomen! Manchmal ist das bedauerlich, denn zumindest in einigen Szenen wären alternative Entwicklungen durchaus noch mit dem Rahmen des Drehbuchs vereinbar gewesen. Auf der anderen Seite kann ich nach dem Abschluss des ersten Durchgangs gut nachvollziehen, warum die Entscheidungsoptionen oft nur Fassaden für möglichen Konsequenzen darstellen – so ähnlich wie die verteilten Totems, die beim Untersuchen den Blick auf eine mögliche Zukunft gewähren. Klar wäre es cool gewesen, durch einen echten Schmetterlingseffekt mit kleinen Veränderungen eine riesige Variation an möglichen Handlungssträngen zu realisieren. Aber Until Dawn funktioniert als interaktiver Horrorfilm nur deshalb und auch nur deshalb so gut, weil
Wer steckt hinter der Maske?
Wer steckt hinter der Maske?
man dem Spieler zwar durch die Entscheidungen einen gewissen Einfluss auf die Handlung anbietet, ihn aber trotzdem an der Leine hält und durch ein gut konstruiertes, aber eben doch recht lineares Drehbuch schleift, ohne dass er sich dessen auf den ersten Blick bewusst wird.

Filmreife Inszenierung

Nach den tragischen Ereignissen des Prologs, der zeitlich ein Jahr zuvor spielt, lässt sich das Spiel beim Einstieg erfreulich viel Zeit, um die acht Charaktere und ihre Konstellationen vorzustellen. Später spielt man dagegen mit typischen Elementen des Horrorfilms, darunter u.a. Point-of-View-Shots aus den Augen des Killers, wie sie z.B. John Carpenter bei Halloween zelebriert hat. Doch wer verbirgt sich hinter der scheußlichen Maske? Wer hat ein Motiv, ein solch fieses Katz-und-Maus-Spiel zu initiieren? Wie bei Scream des gerade erst verstorbenen Wes Craven kreisen schon bald die Gedanken im Kopf, wer als Verdächtiger in Frage kommen könnte. Generell überzeugt die Regie durch einen gelungenen Spannungsaufbau, der sich oft in billigen, aber dennoch effektiven Schockmomenten entlädt, die man mit einer angeschlossenen PlayStation-Kamera sogar in Form von kleinen Film-Clips festhalten kann. Schon lustig zu sehen, wie andere und man selbst in diesen angespannten Situationen reagiert.
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Kommentare

Easy Lee schrieb am
Ich finde das Fazit hätte die Entscheidungsfreiheit nicht thematisieren sollen. Es würde mir mehr Freude machen selbst herauszufinden wieviel Einfluss ich am Ende hatte.
USERNAME_2541563 schrieb am
Das Spiel ist klasse (habs vorhin begonnen) aber gerade ... nach dem Fund des ... Briefes über die Schwestern ... da flackert Ashleys Jacke wie ein tollwütiger Christbaum ...
Aber bisher finde ich es doch recht harmlos, auch wenn es wohl vorhin einen Mord gab und naja ... der Anfang war nicht minder blutig und nun ... scheints auch blutig zu werden. Und nein, Dr. Hill, dir traue ich NICHT!
crewmate schrieb am
Gestern beim Kollegen gezockt. Ich sollte mir vielleicht doch eine PS4 zulegen.
Was mich am meistern begeistert hat, war ausgerechnet die Kamera. Klingt blöd.
Aber nach all den Jahren, in denen wir entweder 3. Person Über-die-Schulter ODER First Person Horror hatten, war ich erfreut, mal wieder die guten alten Kamerawinkel ala Silent Hill, Resident Evil, Eternal Darkness und Obscure zu sehen.
Mensch, Until Dawn fühlt sich zumindest vom Setting und den Charakteren an wie ein Obscure 3.
Das Miez schrieb am
Mojo8367 hat geschrieben:das schicksal von josh kann man wohl aber nicht ändern, oder?
Spoiler
Show
also das er am ande zum wendigo wird
zumindest wüsst ich nach meinem ersten durchgang nich wie ich mit ihm hätte handeln/umgehn sollen um das anders zu gestalten...
Du hast damit schon das "gute" Ende von ihm erreicht.
Im "schlechten" Fall wird...
Spoiler
Show
...ihm in der Höhle von seiner Wendigo-Schwester der Kopf mit einem netten Schmatzen zerdrückt.
Mojo8367 schrieb am
das schicksal von josh kann man wohl aber nicht ändern, oder?
Spoiler
Show
also das er am ande zum wendigo wird
zumindest wüsst ich nach meinem ersten durchgang nich wie ich mit ihm hätte handeln/umgehn sollen um das anders zu gestalten...
schrieb am