Holpriger Start
Mal wieder ein Ubisoft-Spiel, für das es im Vorfeld nicht rund läuft: Das nordische Szenario ist zweifelsohne interessant, wirkte im Vorfeld wegen des fantastischen
God of War von 2018 aber weniger begehrenswert als z.B. eine etwaige Japan- oder Maya-Episode. Dann folgte auf Microsofts Inside-Xbox-Veranstaltung die verkorkste „Gameplay“-Premiere - echte Spielszenen gab es, entgegen der vollmundigen Vorankündigung, nicht zu bestaunen. Wenig später trat mit Creative Director Ashraf Ismail das bisherige Aushängeschild des Entwicklungsteams zurück: Ismail hatte bereits als Director für die Teile
Black Flag und
Origins gearbeitet, nun aber wegen einer außerehelichen Beziehung mit einem Fan
seinen Rückzug erklärt. Und dann gab es am letzten Montag noch einen
satten Video-Leak mit reichlich Spielszenen.
Tougher Zweikampf: Der Gegnertyp "Berserker" attackiert euch ohne Unterlass.
Schade eigentlich, denn Ubisoft hat sich große Mühe gegeben, den Ausfall der E3 bestmöglich zu kompensieren. In den letzten Jahren erhielten ausgewählte Medien stets die Möglichkeit, auf der Spielemesse die wichtigsten Spiele angenehm ausgiebig anzuspielen - vor zwei Jahren z.B.
Assassin's Creed Odyssey. Mangels Anwesenheit in Los Angeles musste nun ein möglichst Corona-konformer Ersatz her. Daher erhielt ich die Chance auf ein Streaming-Date mit Assassin’s Creed Valhalla: Es lief auf einem Ubisoft-Rechner, Controller und Bildschirm waren aber bei uns in Hamburg. Drei Stunden lang konnte ich Missionen absolvieren, mit meinem Nordmann-Team Raubzüge zu machen oder einfach in Ostengland herumstreunen. Ich habe einiges gesehen, das mir Spaß gemacht hat, bin aber auch über ein paar Baustellen gestolpert - kommt einfach mal mit nach East Anglia…
Eivor, der Kämpfer
Nächtlicher Angriff per Schiff - die feindliche Burg antwortet mit einem Regen brennender Pfeile
Zum Start wähle ich einen männlichen Eivor (so heißt der/die Held/in im Spiel) und lande erstmal auf einem Gaul, der mich durch das wilde England des Jahres 873 trägt. Laut Ubisoft befinde ich mich mitten im zweiten Drittel des Spiels: Eivor will eine Gegend befrieden, in der rivalisierende Wikingerclans immer wieder für Scharmützel sorgen. Nach ein paar einführenden Worten geht es schon los und mein Ross steuert sich so exzellent wie in
Odyssey, die in goldenes Herbstlicht getauchte Landschaft wirkt anziehend und wild zugleich. Die ersten Kämpfe gehen gut von der Hand: Ich muss meine Ausdauerleiste beachten, wechsle leichte Attacken mit schweren (sehr langsamen) ab. Schon die Standard-Feinde blocken mit ihren massiven Holzschilden viele Schläge weg, die stärkeren von ihnen gehen zudem voll in die Offensive, so dass ich schon bei meinem ersten Raubzug kurzzeitig den Rückzug antrete und mich eine Etage höher flüchte - ein paar gut gezielte Pfeile lösen das Problem. Auch die Wahl einer anderen Waffe verändert den Kampfverlauf: Mit der wuchtigen Zweihänder-Axt komme ich nicht so gut zurecht, der Speer hingegen taugt mir dank seiner Reichweite mehr. Dass auch meine Widersacher ihrer Ausdauerleiste Tribut zollen müss
en, ist klasse - trotzdem sind die Kämpfe eher herausfordernd, weil schon zwei, drei Treffer meine Lebensleiste leeren. Grundsätzlich fühlen sie sich natürlich wieder ein bisschen anders an als zuletzt in Origins oder Odyssey, eine dramatische Neuausrichtung, nach z.B. Souls-Art, konnte ich aber nicht erkennen. Ziemlich gelungen finde ich das Gefühl, Teil eines kleinen brandschatzenden Wikinger-Trupps zu sein: Meine Begleiter stürmen mit mir aus dem Langboot, mischen sich unter die Gegner und durchsuchen die feindliche Siedlung selbstständig.