Test: SAW 2: Flesh & Blood (Action-Adventure)

von Mathias Oertel



SAW 2: Flesh & Blood
Entwickler:
Publisher: Konami
Release:
21.10.2010
21.10.2010
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Ende 2009 hat Konami mit Saw einen weiteren Anlauf im mittlerweile fast vollkommen brach liegenden Survival-Horror unternommen. Das Ergebnis war ambitioniert, konnte aber weder als Filmlizenz noch als reinrassiger Horror begeistern.  Nicht einmal ein Jahr später steht die Fortsetzung in den Startlöchern, in der Jigsaw erneut zum Überlebenskampf ruft. Hat man aus den Fehlern des ersten Teiles gelernt?

Alljährlicher Terror

Seit 2004 sorgt die Saw-Serie für volle Kinosäle. Was in den ersten Teilen als subtiles Psycho-Spielchen beim Kampf ums Überleben begann, ist mittlerweile zu einem Gorefest mutiert, in dem die Tod bringenden Fallen stärker im Mittelpunkt stehen als Charaktere oder Story. Zum vorläufigen Abschluss der Filmreihe gibt es sogar noch den unausweichlich scheinenden Abstecher in die dreidimensionale Zelluloid-Welt.

Bei dem Erfolg der Streifen war es verwunderlich, dass sich lange Zeit niemand an ein Spiel um Jigsaw, seine Motive und
Willkommen beim Überlebens-Kampf. Tobin Bell übernimmt auch in der Spielfortsetzung die Rolle von "Jigsaw".
Fallen gewagt hat. Konami hat schließlich mit den Zombie Studios das Projekt angefangen und letztes Jahr Saw veröffentlicht. Erzählerisch zwischen den ersten beiden Filmen angesiedelt, konnte man in der Rolle von Detective Tapp versuchen, Rätsel zu lösen, Opfer für Unschuldige zu bringen und das Spiel des gestörten Genies Jigsaw überleben. Trotz einiger interessanter Ansätze und einer dichten Atmosphäre kam der Survival-Horror allerdings nicht über das Mittelmaß hinaus. Die Kämpfe waren zu spröde, die Rätselelemente häufig zu leicht und redundant. Mit Saw 2 - Flesh & Blood (S2) meldet sich Tobin Bell in der Rolle von Jigsaw zurück - und die Zombie Studios haben die Chance, zu beweisen, dass sie im Gegensatz zu vielen Jigsaw-Opfern in der Lage sind, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen.

Jigsaw wäre zufrieden... oder nicht?

Die Methoden von Jigsaw sind sicherlich diskussionswürdig. Doch das Ziel dahinter, die Läuterung von Personen, die sich schwere Verfehlungen gegen ihre Mitmenschen geleistet haben, ist lobenswert. Doch wie würde der Meister-Einforderer von Opferbereitschaft mit den Jungs der Zombie Studios ins Gericht gehen, die sich mit Teil 1 einige Verfehlungen gegen das Spieldesign geleistet haben? Würden sie seinem Urteil standhalten können? Auf den ersten Blick ja! Denn zum einen haben sie sich hinsichtlich Mechanik und Inhalten nicht allzu weit vom Vorgänger entfernt. Zum anderen haben sie versucht, mit neuen Elementen einige Mankos auszumerzen.

Allerdings schaffen sie es immer noch nicht, einen Survival-Horror zu inszenieren, der dem Ruf und dem Erbe der Zelluloid-Sägen gerecht wird. Zumal sie sich bei S2 sogar hinsichtlich der Geschichte einige Schnitzer erlauben. Ob dies jetzt damit zu tun hat, dass aus der mutmaßlichen Idee, die Story zwischen den Filmen numero zwei und drei anzusiedeln, letztlich eine direkte Fortsetzung des ersten Spiels wurde, sei dahingestellt.

Doch abseits der Einstiegs-Sequenz, die dem zweiten Film entnommen ist und in der man mit einem Skalpell am Auge des Opfers herumschnippelt, um an einen dahinter versteckten Schlüssel zu kommen, der wiederum eine der berüchtigten Bärenfallen entschärft, bleibt man erzählerisch und dramaturgisch eher schwach. Die Geschichte um Detective Tapps Sohn,
Düstere Umgebungen und passable Lichteffekte verströmen Film-Flair. Dennoch bietet Saw 2 visuell größtenteils biedere Durchschnittskost.
der ein distanziertes Verhältnis zu seinem im ersten Spiel verstorbenen Vater pflegt und sich als Fotojournalist seinen Lebensunterhalt verdient, hat nur selten den charakterlichen Tiefgang, den man zumindest aus den ersten drei Filmen kennt.

Zwar wurde Tobin Bell als Jigsaw noch stärker in die Dramaturgie eingebunden und kann auch die besten Szenen für sich verbuchen, doch der Rest der Besetzung bleibt leider sehr blass. Das geht mitunter so weit, dass man sich wünscht, man müsse diese oder jene Person nicht aus den lebensbedrohlichen mitunter brutalen Fallen retten und freut sich vielleicht sogar heimlich, wenn sie das Zeitliche segnen. Leider hat man niemals die Wahl -wie so häufig, wenn man Jigsaws Spiel spielt- und muss sie retten. Abseits der verbesserungswürdigen schauspielerischen Leistung der meisten virtuellen Darsteller kann die Geschichte sogar mit der einen oder anderen Saw-typischen Wendung punkten. Doch unter dem Strich kann das Drehbuch weder mit dem Vorgänger und schon gar nicht mit den Filmen mithalten. Und wieso auch Tapp Junior wie sein alter Herr barfuß durch die Gegend stapfen muss und keine der Leichen, die er findet (oder für die er verantwortlich ist), Schuhe in seiner ungefähren Größe bereit hält, bleibt ein ungelöstes Geheimnis. In jedem Fall wirkt das spätestens nach dem vierten Toten mit Schuhen wie im Vorgänger unglaubwürdig.

   

Kommentare

magicmarker schrieb am
vielen Dank für den fetten Spoiler mitten in Ihrem Test, der mich darüber informierte, ob der Hauptcharakter aus Teil 1 nun überlebt oder nicht. Ich hab grade die erste Stunde des ersten Teils beendet und wollte mich informieren, ob sich der 2. lohnt. Für mich ist das Spiel damit gestorben, ich kenn ja das Ende schon...
Danke Herr Oertel!! :evil:
Cpt. Nemo schrieb am
Also Saw 1 find ich wirklich Genial!
Das beste Ende seit 'Die Verurteilten'!
(seit Teil 3 hab ich keinen mehr gesehen - werds dann wahrscheinlich mit der kompletten Teil 1-7 DvD-Box nachholen)
Zum Spiel: Habs auf der GameCity in Wien angespielt (eigentlich nur weils gerade da war :wink:) .
Und zu meiner Überraschung hats mir wirklich Spaß gemacht!
Götterkomplex schrieb am
Hmmm die SAW Filme...der dritte Teil war wirklich etwas eklig :)
Aber mir gefielen trotzdem Teil 1-3 gut ("Deine Aufgabe war es mir zuzuhören" :) )
Aber vom Gorefaktor her gibt es doch viele wildere Filme. Nehmt zum Beispiel Hostel (1&2; ka. obs die in GER gibt, würd mich fast wundern). Der lief bei uns auch im Kino und ich fand ihn härter.
Oder Frontiers....ein recht neuer französischer Splatter (ich nehm mal an in GER verboten...) war auch härter...
Aber naja.... MIMIMI halt.
Ob Deutschland heutzutage Bud Spencer-Filme wegen unnötiger Gewaltdarstellung zensieren würde?
crewmate schrieb am
Also ist es jetzt mehr wie Still Life 2. Hmm, bleiben nur noch die unsympathischen Charaktere.
Fanta|World schrieb am
@Opa
McDonalds!
Nein, ich will mal versuchen, neutral zu sein.
Ich hab Teil 1 nicht gesehen, da kann ich nicht mitreden. Dafür aber Teil 2-4 ungeschnitten.
Was soll ich sagen? Kann man sich mal angucken, mehr aber auch nicht.
Ich persönlich halte die Story absolut nicht für tiefgründig, denn das Thema "Bin ich bereit, mir selbst Körperteil XYZ abzuhacken, um weiterleben zu dürfen?" ist doch sehr schnell ausgereizt - hatte Sieben auch schon und das Jahre vorher.
Und ansonsten gibt's in dem Film halt ein paar Soziopathen, deren "Motive" für ihr Handeln mehr oder weniger nachvollziehbar sind. Wobei Jigsaw selbst... na, ich weiß nicht. Dessen Motiv - als sein einziges dargelegtes Motiv - würde im wahren Leben keinen Menschen dazu bringen, zu tun, was er tut. Um zu so einem "Monster" zu verkommen, muss man wohl doch schon leicht psychisch erkrankt sein - und das vor laaaanger, laaanger Zeit...
Kann ja sein, dass es so gemeint war, dass das nur der Auslöser für seine Taten war, aber dann wird das imho im Film so nicht rübergebracht. Da wird seine Story nach dem Motto erzählt, durch diesen Junkie ist ihm und seiner "Familie" was Schlimmes widerfahren, also rächt er sich, indem er versucht, Leute zu bekehren, die mit seinem Schicksal absolut null am Hut haben. Ich hätte ja an seiner Stelle den Junkie einfach gekillt, aber gut.
So richtig die Tiefgründigkeit in Jigsaws Charakter sehe ich da also auch nicht.
Die Gore Effekte sind, sofern man sie denn mal zu sehen bekommt, auch kein härterer Tobak als in tausend anderen Filmen davor und danach. Ich erinnere mich sogar, dass mich die "Wolllust"-Szene in Sieben noch mehr abgeschreckt hat als jede Blutlache in jedem Saw Teil. Und in Sieben konnte man nur erahnen, was geschehen ist, weil der Akt an sich ja nicht gezeigt wurde. Vielleicht machte auch gerade das den Reiz aus, dass man eben nicht gesehen hat, was passiert ist und es sich deshalb umso mehr vorgestellt hat...
Und von der Sorte gibt es einfach sehr, sehr viele Filme. Filme...
schrieb am