Brettspiel-Test: Löwenherz (Aufbaustrategie)

von Jörg Luibl



Löwenherz
Entwickler:
Publisher: Kosmos
Release:
2003
Spielinfo Bilder  
Wenn man an Klaus Teuber denkt, fallen den meisten Spielern sicher die Siedler von Catan sowie die unzähligen Erweiterungen dazu ein. Doch der erfolgreiche deutsche Autor hat auch ein weniger bekanntes, dafür umso anspruchsvolleres Strategiespiel entwickelt: Löwenherz. Warum dieser Klassiker aus dem Jahr 1997 in keiner Sammlung fehlen sollte, verrät der Test.

Freies Land für gierige Fürsten

Löwenherz ist ein Strategiespiel für 1 bis 4 Teilnehmer ab zwölf Jahren. Für diesen Test haben wir die überarbeitete Neuauflage aus dem Jahr 2003 (Kosmos-Verlag) gespielt.
Man kennt das ja: Kaum ist der König fort, wetzen die machthungrigen Lords ihre Messer. Wer kann in seiner Abwesenheit möglichst viel Land erobern?

Ziel ist es, als erster Fürst eine bestimmte Punktzahl auf der Siegleiste zu erreichen. Bis zu vier Spieler setzen zu Beginn abwechselnd je eine Burg plus Ritter auf die zwölf mal zwölf Felder große Karte. Da gibt es neben einfachen Wiesen z.B. Wälder, Dörfer und die lukrativen Minen für Kupfer, Eisen, Gold und Diamanten. Außerdem lockt der verwaiste Palast des ehemaligen Herrschers in der Mitte des Reiches.

Aber in dieser ersten Runde kann noch keiner der Kontrahenten irgendwelche Gebiete für sich beanspruchen - man hat lediglich Burgen und Ritter, aber es gibt noch keine Grenzen. Erst wenn man ein Gebiet schafft, indem man die Felder um seine Burg herum mit Grenzen einzäunt, wird gewertet: Für jeden Wald (= 1 Punkt), jedes Dorf (=3 Punkte) und evtl. die Königsburg (=5 Punkte) im eigenen Reich schreitet man dann mit seinem Wappen auf der Siegpunktleiste voran. Außerdem bekommt man für jedes Monopol an Minen jeweils fünf Punkte - dafür braucht man allerdings mind. drei Minen einer Sorte.

Jeder Befehl kostet Geld

Eine freie Karte für vier Fürsten: Das Artdesign ist ansehnlich und man kann die neun Gebietsscheiben bei jedem Spiel anders legen.
Bis hierher hört sich das vielleicht ein wenig nach einem Legespiel à la Carcassonne an. Aber Löwenherz ist trotz seiner sehr einfachen Regeln wesentlich taktischer und grübelfreudiger.

Das liegt zum einen daran, dass man nicht einfach Ritter oder Grenzen frei setzen kann, sondern dass jede Aktion, selbst das Erobern von Gebieten, auch Geld kostet. Und wer an der Reihe ist, darf entweder eine seiner maximal drei Befehlskarten verkaufen oder eben einsetzen. Man muss also sehr gut überlegen, was man mit seinen Kupferstücken anfängt: Sparen? Ritter kaufen? Grenzen setzen? Gebiete erweitern? Zu Beginn hat man sieben, dann werden es immer weniger...

Sparen und damit quasi aussetzen, um eine Karte in Kupfer zu verwandeln, kann also sinnvoll sein - so macht man am schnellsten Kohle. In Löwenherz hat man nämlich erst dann regelmäßige Einnahmen, wenn man eine Mine in seinem Gebiet besitzt. Da es auf der ganzen Karte nur vier Rohstoffe gibt, kann man pro Runde auch höchstens vier Kupfer bekommen.
Burgen und Ritter bestehen aus gut modelliertem Kunststoff - die Ritter stehen fest und stabil.


Die Minenfelder sind wiederum so gut auf der Karte verteilt, dass man clever expandieren muss, um wirklich das Maximum an Profit rauszuholen. Und natürlich wollen die anderen Spieler auch etwas von unter Tage in die eigene Kasse bekommen.

Grenzen schaffen, Gebiete erobern

Das Motivierende ist: Man kann auf mehrere Arten erfolgreich sein, es gibt nicht die eine Taktik. Ist es besser, sich auf ein großes oder mehrere kleine Gebiete zu konzentrieren? Soll man auf Punkte bringenden Monopole oder Geld bringende Vielfalt gehen? Das kommt darauf an! Und zwar darauf, wie sich die Gebiete der anderen entwickeln. Es kann sogar ein Vorteil sein, wenn man den Nachbarn eine Zeit lang fleißig Grenzen bauen lässt, denn so braucht man sie selbst nicht bezahlen - die schwarzen Plastikgrenzen gelten für beide Reiche!

Kommentare

UncleT schrieb am
UncleT hat geschrieben:Schöner Test, schönes Spiel.
Allerdings halte ich es für problematisch, Spiele zu testen, die regulär nicht mehr erhältlich sind. So ist die von Euch getestete Version nur noch zu Mondpreisen erhältlich (zumindest auf den Webseiten, auf denen man in diesem Falle als erstes nachschaut) .
So macht ein Review wenig Sinn. Die Fans, die bereit sind, für das Spiel soviel auszugeben, wissen eh schon alles darüber.
Ich hätte das Spiel wahrscheinlich gekauft. Aber bei Sammlerobjekten muss ich aus finanziellen Gründen passen.. :?
Gruß
UncleT
Kleiner Nachtrag: Konnte das Spiel jetzt doch für 20 Euro bekommen (Die Kosmos Variante). Der Test verspricht nicht zuviel: ein wirklich tolles Spiel in allen Besetzungen. Allerdings ist die Anleitung an einigen Stellen ein wenig vage bzw unübersichtlich. Man muß schon zwei Spiele komplett durch spielen, um den kompletten Mechanismus durchschaut zu haben. Aber dann macht alles Sinn und ist auch nicht weiter kompliziert. Bei zwei Spielern ist der Vergleich mit Go durchaus angebracht. Ein echtes Juwel.
Gruß
UncleT
Jörg Luibl schrieb am
Kritik ist angekommen und wird berücksichtigt; ich war bei Löwenherz selbst überrascht, dass es so schwer zu kriegen ist. Vermutlich steht als nächstes Spiel Descent an oder Im Wandel der Zeit - beide kann man ohne Probleme kaufen. :wink:
UncleT schrieb am
Schöner Test, schönes Spiel.
Allerdings halte ich es für problematisch, Spiele zu testen, die regulär nicht mehr erhältlich sind. So ist die von Euch getestete Version nur noch zu Mondpreisen erhältlich (zumindest auf den Webseiten, auf denen man in diesem Falle als erstes nachschaut) .
So macht ein Review wenig Sinn. Die Fans, die bereit sind, für das Spiel soviel auszugeben, wissen eh schon alles darüber.
Ich hätte das Spiel wahrscheinlich gekauft. Aber bei Sammlerobjekten muss ich aus finanziellen Gründen passen.. :?
Trotzdem weiter so! Von einem Dominion Test würde ich übrigens absehen. Das ist schon so oft besprochen und getestet worden, dass ein weiteres Review überflüssig ist.
(@Mindflare: Dominion anfänglich unterschätzt: nach 5 bis 10 Partien merkt man plötzlich, wie taktisch und anspruchsvoll das Ganze ist. Die Regeln sind einfach, aber die möglichen Kombinationen der verschiedenen Karten machen jedes Spiel besonders.
Ich hatte am Anfang auch gerätselt, was an Dominion so toll sein soll.)
Gruß
UncleT
Mindflare schrieb am
ArcticAge hat geschrieben:Könnt ihr bitte auch mal Dominion vorstellen? Danke ! :D
Zu simpel, zu wenig Langzeitmotivation! ^^
Ist ja auch eher ein Kartenspiel in Brettspielverpackung. Für eine kleine Runde zwisschendurch oder Leute, die nicht viel von Regelwerken halten (sondern "nur" spielen wollen), ist es aber sehr zu empfehlen. Hoher Spaßfaktor, aber wenig Anspruch.
Wenn du noch Fragen hast, frag! Falls du nur auf das Spiel hinweisen wolltest, ignoriere alles vorherige *g*
ArcticAge schrieb am
Könnt ihr bitte auch mal Dominion vorstellen? Danke ! :D
schrieb am