Brettspiel-Test: Die Schlachten von Westeros (Tabletop (Miniaturengefechte))

von Jörg Luibl



Spielinfo Bilder  
Dynamische Gefechte im Gelände

All das sowie der Drang zur optimalen Postierung und Unterstützung sorgt zum einen für eine angenehme Dynamik auf dem Schlachtfeld, bei der es auch mal überraschend hin und her geht oder eine scheinbare Übermacht dezimiert wird. Und auch das Gelände spielt eine Rolle: Zum einen kann es die Sichtlinien oder ganze Bewegungen blockieren, so dass Schützen nicht über Wälder schießen und Reiter nicht einfach durch Flüsse galoppieren können - man muss sich Furten oder Brücken suchen. Zum anderen sorgen Hügel für mehr Reichweite, Wälder für einen gewissen Schutz und Straßen für beschleunigte Bewegung.

Hinzu kommen spezielle Gebäude, Palisaden, Belagerungstürme und Brücken aus Holz, die man übrigens auch
Neben dem Regelbuch gibt es ein Szenarienbuch: Hier werden nach einer stimmungsvollen Einleitung die Siegbedingungen und Grundaufstellungen erklärt.
Neben dem Regelbuch gibt es ein Szenarienbuch: Hier werden nach einer stimmungsvollen Einleitung die Siegbedingungen und Grundaufstellungen erklärt.
verbrennen kann, was schon mal ein paar Runden dauert. Je nach Missionsziel spielen diese Zusätze eine Rolle: Im sechsten Szenario muss man z.B. Lager nieder brennen und Verschanzungen zerstören bzw. Katapulte aufbauen, wofür es genauso wie für besiegte Einheiten Punkte gibt - nach vier Runden wird abgerechnet. Es kann auch dazu kommen, dass man Lords wie Edmure gefangen nehmen muss, wobei der Spieler zwei mögliche Orte auf dem Schlachtfeld markiert; allerdings verbirgtsich nur unter einem der Marker der Lord der Tullys. Die zehn Szenarien sind also sehr abwechslungsreich gestaltet und bieten weit mehr als den Aufruf zur totalen Vernichtung.

Das Einzige, was für meinen Geschmack nicht ganz überzeugend integriert wurde, ist die Moralanzeige. Die Idee ist ja nicht schlecht: Sobald man eine grüne, blaue oder rote Einheit des Gegners vernichtet, steigt die eigene Moral um einen, zwei bzw. drei Punkte - dabei wandert ein Marker auf einer Leiste aus der Perspektive des Siegers nach oben, so dass der Verlierer den Marker auf sich zukommen sieht:
Die Hundeführer der Starks lauern an der Furt: Sie können ihre Meute aus sicherer Distanz auf die Feinde hetzen.
Die Hundeführer der Starks lauern an der Furt: Sie können ihre Meute aus sicherer Distanz auf die Feinde hetzen.
Die Moral ist also eine ebenso dynamische wie universelle Komponente. Erreicht der Anzeiger den untersten Bereich, kann das Spiel sofort vorbei sein. Aber: Das System wird nicht spürbar genug umgesetzt, da man seine Moral erstens immer viel zu schnell retten kann und es zweitens keine direkten Auswirkungen der Leiste auf die Truppen gibt. Lediglich einige Kommandokarten verlangen für ihre Befehle einen bestimmten Moralwert.

Fazit

Winterfell und Harrenhal, Lord Karstark und Gregor Clegane - na, wer hört bereits die Wölfe heulen und Lanzen brechen? Egal ob Namen, Wappen, Truppen oder Schauplätze: Dieses Strategiespiel für zwei Feldherren schlägt natürlich ganz bewusst eine Kerbe in das Herz all jener, die der Fantasy-Welt von George R. R. Martin verfallen sind. Und ich gebe zu, dass ich es auch blind gekauft hätte. Aber das hätte ich nicht bereut, denn in der prächtigen Box mit ihren hunderten Plättchen, Karten und Figuren steckt alles andere als eine lieblose Lizenzausschlachtung. Zwar ist die Figurenaufstellung etwas fummelig, aber danach kann man sich im modular aufgebauten Gelände austoben. Aufgrund der leicht verständlichen Regeln und der sinnvollen Feinheiten wie Kommandobereiche, Flankierung, Furten oder Brandschatzung eignet sich dieses Spiel sowohl für Neulinge als auch Veteranen - und hier steckt trotz des Glücksfaktors etwas mehr Militärtaktik drin als in BattleLore: Die Einflussgebiete mächtiger Anführer sind eine sinnvolle Verbesserung. Zwar hat man die Auswirkungen der Moral für meinen Geschmack nicht konsequent genug integriert, aber dafür bieten die Szenarien sehr abwechslungsreiche Ziele und es kommt ohne viel Leerlauf immer zu einem dynamischen Schlagabtausch.


Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir haben keine Zeit für Verrisse. Das ist zunächst ein Angebot, das wir euch zusätzlich bieten. Deshalb konzentrieren wir uns auf die empfehlenswerten Vertreter und die kreativen Geheimtipps, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

Wuschel666 schrieb am
die qual der wahl, die schlachten von westeros oder battlelore. das eine spielt im universum von das lied von eis und feuer und klingt unglaublich interssant. das andere is fantasy, mit drachen usw... beides wahnsinnig geil. aber mir beide serien zuzulegen is finanziell denk ich zu teuer, zumals einfach nur zu 2. geht.
hmm, schwere entscheidung... naja erstmal kommt der eiserne thron
AIex schrieb am
way2slow hat geschrieben:Im April soll also eine TV-Serie dazu kommen, hmm...
Alles, was ich will, ist dass Schorsch endlich mal mit dem nächsten Band rausrückt. Wie lange ist der letzte her? 5 Jahre? Gefühlt mindestens.
Aber warum eigentlich bloß 'ne olle Serie? Schreit nicht gerade das Lied von Eis und Feuer nach Big Budget? Selbst das angeblich ach so epische Herr der Ringe hat seinen Kinofilm bekommen. Und jetzt dürfen sich die Westeros-Fans mit 'ner Ami-Serie begnügen, deren Handlung nur darauf getrimmt ist, den nächsten Cliffhanger für die nächste Werbeunterbrechung vorzubereiten.
Apropos Handlung: Ich hab mir mal den Trailer reingezogen. Mir scheint, die Handlung hat wenig mit den Büchern zu tun. Im Interview sagt Schorsch dann ja auch: Das Zentrum der Handlung ist Ned Stark. Der musste aber in den Büchern schon im 1. Band gg sagen. Und auch die Charaktere scheinen mir alles andere als koscher. War nicht Tyrian der Zwerg in den Büchern die personifizierte Hässlichkeit? Im Trailer sehe ich hingegen einen Mann mit einem sehr ansehnlichen Gesicht. Welche Zielgruppe möchte die Serie eigentlich bedienen? Sicher nicht die Leute, die die epische Seefeuer-Schlacht im Trident sehen wollen.
Sorry, das ging jetzt ein wenig am Thema, das ja eigentlich Brettspiel heißt, vorbei, musste aber Mal gesagt werden.
Was heißt hier bloß ne Serie? Wie soll man die Bücher sonst anständig verfilmen. Außerdem ist HBO Garant für Qualität was man vom deutschen TV und Kino nicht behaupten kann.
Wulgaru schrieb am
Mir würden jetzt unglaublich viele Gründe einfallen das Werk des guten Schorschs gut zu finden, aber ausgerechnet Schlachten? Wieviele werden denn in vier Bänden (in denen es immerhin um einen Thronfolgekrieg "jeder gegen jeden" geht) wirklich ausführlich beschrieben? Zwei? Vielleicht drei? Die meisten werden doch einfach "geskippt" indem sie aus der Sicht von Leuten wie Catelyn, Dany oder Tyrion dargestellt werden (also Charas die nicht mitkämpfen). Ich finde ein Serienformat eigentlich ideal, weil die Reihe im Grunde unverfilmbar ist...so gibt es einfach ein Stück weit mehr Zeit die Dinge zu erzählen. Martin arbeitet ja eh mit Cliffhangern und einem umfangreichen Cast...ideal für ein Episodenformat....alles in allem will ich aber eigentlich nur Band 5.... :wink:
@Topic
Das klingt sehr interessant...aber die vielen kleinen Teile schrecken mich doch sehr ab.... :?
way2slow schrieb am
Im April soll also eine TV-Serie dazu kommen, hmm...
Alles, was ich will, ist dass Schorsch endlich mal mit dem nächsten Band rausrückt. Wie lange ist der letzte her? 5 Jahre? Gefühlt mindestens.
Aber warum eigentlich bloß 'ne olle Serie? Schreit nicht gerade das Lied von Eis und Feuer nach Big Budget? Selbst das angeblich ach so epische Herr der Ringe hat seinen Kinofilm bekommen. Und jetzt dürfen sich die Westeros-Fans mit 'ner Ami-Serie begnügen, deren Handlung nur darauf getrimmt ist, den nächsten Cliffhanger für die nächste Werbeunterbrechung vorzubereiten.
Apropos Handlung: Ich hab mir mal den Trailer reingezogen. Mir scheint, die Handlung hat wenig mit den Büchern zu tun. Im Interview sagt Schorsch dann ja auch: Das Zentrum der Handlung ist Ned Stark. Der musste aber in den Büchern schon im 1. Band gg sagen. Und auch die Charaktere scheinen mir alles andere als koscher. War nicht Tyrian der Zwerg in den Büchern die personifizierte Hässlichkeit? Im Trailer sehe ich hingegen einen Mann mit einem sehr ansehnlichen Gesicht. Welche Zielgruppe möchte die Serie eigentlich bedienen? Sicher nicht die Leute, die die epische Seefeuer-Schlacht im Trident sehen wollen.
Sorry, das ging jetzt ein wenig am Thema, das ja eigentlich Brettspiel heißt, vorbei, musste aber Mal gesagt werden.
Numrollen schrieb am
Würde gern auch mal Tide of Iron sehen in einem deutschen Test :)
schrieb am