Brettspiel-Test: Robinson Crusoe: Adventure on the Cursed Island (Rollenspiel (Koop-Abenteuer))

von Jörg Luibl



Spielinfo Bilder  
Abwechslungsreiche Szenarien

Recht früh merkt man: Das Scheitern gehört zum System, aber der Frustfaktor ist gering, der Wiederspielwert hoch. Abgesehen davon, dass man z.B. gegen frühere Highscores antreten kann, die man auf den Missionskarten notiert, lohnen sich die fünf zusätzlichen Szenarien. Sie locken nicht nur mit anderen Startbedingungen, Regelmodifikationen und Zielen, sondern auch mit einem anderen erzählerischen Flair sowie kleinen Überraschungen. Nach dem recht einfachen „Schiffbrüchige“ folgt z.B. „Verfluchte Insel“, wo man in die Rolle von Exorzisten schlüpft und fünf Kreuze in verschiedenen Regionen anbringen muss. Nur hier taucht z.B. ein mysteriöser Nebel auf, der die Rohstoffernte
Man muss sich nicht nur um Nahrung und Rohstoffe kümmern, sondern auch seinen Unterschlup sowie die Waffen auf Vordermann bringen.
Man muss sich nicht nur um Nahrung und Rohstoffe kümmern, sondern auch seinen Unterschlup sowie die Waffen auf Vordermann bringen.
behindert, oder ein Altar des Todes, der jedem Entdecker zwei Schaden zufügt. Außerdem schneit es hier evtl. fünf Runden lang!

Hat man die Kultisten überlebt, stellt man sich im dritten Szenario einer Rettungsmission: Jenny ist auf einem einsamen Felsen inmitten des Meeres gestrandet – hier gilt es zuerst ein Floß zu bauen, um sie zu retten und dann ein Schiff, um von der Insel zu entkommen; also ist Holz sehr wichtig. Im vierten Szenario „Vulkaninsel“ muss man vor dem Ausbruch der Lava möglichst viele Tempel erkunden. Danach geht es in „Kannibaleninsel“ blutiger zur Sache, denn man entdeckt eine florierende Menschenfresser-Siedlung – und die muss man vernichten; hier sind Waffenfertigkeiten gefragt. Schließlich geht es im sechsten Abenteuer „Robinson-Familie“ wieder friedlicher zu: Man muss nicht fliehen, sondern soll sich so gut wie möglich einrichten, Werkzeuge sowie eine Unterkunft für die Zukunft herstellen.

Auch das Terrain der Felder spielt eine Rolle: Manche Erfindungen wie Feuer bedingen, dass man ins Gebirge der Insel vorgedrungen ist.
Auch das Terrain der Felder spielt eine Rolle: Manche Erfindungen wie Feuer bedingen, dass man ins Gebirge der Insel vorgedrungen ist.
Schön ist, dass man sich taktisch immer wieder neu einstellen muss, denn neben den Zielen ändern sich auch die Spezialaktionen sowie die Siegpunkteausschüttung. Ignacy Trzewiczek und sein Team haben sich wirklich kreative Gedanken gemacht, wie man das Inselerlebnis variieren kann. Das Ganze läuft allerdings nicht als Kampagne ab, in der man seine Charaktere entwickelt: Jedes der sechs Szenarien ist quasi ein Erlebnis für sich – die numerische Reihenfolge entspricht jedoch dem steigenden Schwierigkeitsgrad. In einer erfahrenen Gruppe sollte man dennoch die in der Anleitung beschriebene Modifizierung vornehmen, die nur einen Startgegenstand erlaubt sowie eine andere Zusammensetzung des Ereigniskartenstapels empfiehlt. Übrigens kommen auch Solisten auf ihre Kosten: Man kann alleine loslegen, wobei man von einem Hund sowie dem hilfsbereiten Insulaner Freitag begleitet wird - ein Hauch Daniel Defoe (1660 - 1731)  ist also auch dabei, auch wenn die Szenarien ansonsten nicht viel mit den Geschehnissen seines gleichnamigen
Apropos Robinson:

Es gab auch mal ein knackschweres Videospiel, das sich der insularen Survival-Thematik in Egosicht annahm: "Robinson's Requiem" von Silmarils aus dem Jahr 1994 für Amiga, Atari und PC. Wer Aktuelleres sucht, wird auf dem DS mit der Lost in Blue-Reihe fündig.
Romans (1719) zu tun haben.

Ausblick

Das ist ein tolles Spiel! Wer Lust auf ein ebenso komplexes wie stimmungsvolles kooperatives Erlebnis hat, kommt um Robinson Crusoe nicht herum. Wie geht man mit Hunger, Wetter und wilden Tieren auf einer einsamen Insel um? Das Survival-Abenteuer von Ignacy Trzewiczek überzeugt nicht nur aufgrund seiner ansehnlichen Aufmachung. Vor allem das Ineinandergreifen von Ereignissen, Versorgung, Entwicklung und Risikomanagement faszinieren. Man strandet ohne Werkzeuge, muss sich einen Unterschlupf bauen und um das Essen kümmern. Dabei hat jeder der vier Charaktere (Handwerker, Soldat, Koch, Entdecker) unterschiedliche Spezialfähigkeiten. Für Vielspieler und Strategen unheimlich empfehlenswert, zumal es komplett unterschiedliche Szenarien mit anderen Zielvorgaben und Herausforderungen gibt. Aktuell muss man etwas Glück haben, um eine Version im Internet zu bekommen - falls ihr es schafft, empfehle ich nicht jene mit der schlechten deutschen Anleitung, sondern die englische Variante. Und frohe Botschaft: Pegasus Spiele wird eine offizielle deutsche Version mit sauberer Übersetzung Anfang 2013 veröffentlichen.


Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir haben keine Zeit für Verrisse. Das ist zunächst ein Angebot, das wir euch zusätzlich bieten. Deshalb konzentrieren wir uns auf die empfehlenswerten Vertreter und die kreativen Geheimtipps, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

jbo666 schrieb am
Moin
Das Spiel ist inzwischen von Pegasus erhältlich.
Nachdem meine PS3 den Geist aufgegeben hat (Laufwerk) und ich nicht bereit bin 160? für ne neue auszugeben und ich noch nicht weiß ob ich mir ne PS4 kaufe habe ich mir das Spiel gekauft.
Ich bin begeistert! Es ist auch gut allein zu Spielen und jedes der 6 +1(Download) Szenarien setzt den Focus auf ein anderes Spielelement, bei dem einen gilt es Resoursen zu sammeln bei einem anderen werden Tempel erforscht, die mit Fallen, Bestien oder Schätzen gespickt sind bei einem anderen mußt du die Waffenstärke erhöhen damit du die Kannibalen bekämpfen kannst. Also für Abwechslung ist gesorgt.
Die PS3 habe ich noch nicht vermisst.
Man muß die Anleitung aber vor dem ersten Spiel lesen und sollte die erste Partie allein spielen, oder mit geduldigen Mitspielern. Hat man allerdings 2-3 Partien gespielt muß man nur noch selten nachschlagen.
Selbst wenn ich mir keine Konsole mehr kaufe werde ich doch immer wieder mal hier in die Brettspieltests schauen,damit mir solche Perlen nicht entgehen.
Lobende Grüße
Braz schrieb am
generell ist die deutsche Regel mE nicht si gut übersetzt, ABER die Karten (quasi das Spielmaterial) sind mE fehlerfrei.
Kurzum: Es lohnt sich schon jetzt bereits zuzugreifen und in Q1/2013 vielleicht nur noch eine geupdatete Regelversion von Pegasus zu ziehen.
Ich habe es mir so beigebracht, indem ich die deutsche Regel UND die englische Regel parallel gelesen hatte....das ist zwar umständlich, aber das Spiel ist durchaus spielbar und man muss nicht erst noch ein paar Monate darauf warten.
Sehr gutes Koopspiel für Vielspieler....und hierbei lege ich mal "Viel"spieler jedem ans Herz, denn das Spiel hat es schon in sich....
Jörg Luibl schrieb am
Es gab auf der Messe auch eine Variante mit deutscher Anleitung; aber die ist wirklich schlecht übersetzt.
schrieb am