Brettspiel-Test: Maus und Mystik (Rollenspiel (Koop-Abenteuer))

von Jörg Luibl



Spielinfo Bilder  
Wer den Käse hat, hat die Macht!

Die Käsestücke sind ein zentrales Spielelement. Sie fungieren wie Energie, Mana und Rundenzähler in einem: Man bekommt sie automatisch beim Würfeln des entsprechenden Symbols und braucht sie nicht nur für den Erwerb, sondern auch für den Einsatz der Fähigkeiten – und das kann zwischen einem und drei Stücke kosten. Wenn der
Die Heldenkarte von Tilda, der Heilerin.
Die Heldenkarte von Tilda, der Heilerin.
Heiler die Gruppe verarzten oder stärken will, kostet das zwei Stücke; wenn der Strolch seine Spürnase einsetzt, um drei statt einer Karte vom Suchstapel zu ziehen, kostet das ebenfalls zwei Stücke. Und satte drei Stücke müssen Mystiker und Schütze bezahlen, wenn sie mächtige Angriffe wie Kettenblitz oder Kraftschuss einsetzen wollen.

Auch die Feinde profitieren, wenn sie Käse würfeln: Sie können zwar keine Fähigkeiten erwerben, aber wenn das sechste Stück auf dem Käserad liegt, bekommen sie Verstärkung. Außerdem bewegt sich in diesem Moment die Story weiter, so dass wertvolle Zeit vergeht.

Was gibt es zu meckern?

Nochmal ein Blick auf das komplette Spiel.
Nochmal ein Blick auf das komplette Spiel. Dieser Tisch ist natürlich zu klein - man sollte schon reichlich Platz haben.
Für ein Brettspiel, das sich auch an Familien und Einsteiger richtet, sind die Regeln bezüglich der Aufstellung der Monster sowie Fähigkeiten nicht immer ganz plausibel bzw. nicht anschaulich genug erklärt – da hätte man in der Anleitung noch mehr visualisierte Beispiele anbieten können. Schade ist in diesem Zusammenhang, dass es keine handliche Übersicht zu Spielzügen und Aktionen gibt. Da hätte sich die Rückseite des Regel- oder Kampagnen-Heftes angeboten, aber dort findet man nur die fünf „individuellen Erfolge“, die letztlich überflüssig sind und das Spiel unnötig vereinfachen. Wenn man z.B. das erste Mal vergiftet wird, bekommt man den Marker “Giftmeister” und ist quasi bis zum Ende des Kapitels immun.

Natürlich wäre angesichts der vielen Texte ein professioneller Sprecher klasse gewesen, aber angesichts der Kosten für Lokalisierung und Digitalisierung hätte das natürlich den Preisrahmen von 35 bis 40 Euro gesprengt. Immerhin ist bereits Nachschub im Anmarsch: Wer des Englischen mächtig ist, kann bei Plaid Hat Games die Erweiterung “The Heart of Glorm” vorbestellen. Hoffentlich folgen bald auch weitere deutsche Module.

Fazit

Maus & Mystik ist ein wunderschön illustriertes, unheimlich stimmungsvolles Abenteuer. Die Art der Präsentation mit dem erzählerischen Schwerpunkt sowie putzigen Charakteren ist natürlich ideal für eine Familie mit Kindern, die man an das Thema Rollenspiel heranführen will. Aber auch D&D-Veteranen sollten sich nicht von den Mäusen abschrecken lassen: Die Kampagne über elf Kapitel ist alles andere als kitschig, sondern im Ton märchenhaft und heroisch – wer sich auf das Erzählte einlässt, kann in eine stimmungsvolle Welt abtauchen. Im Mittelpunkt stehen dort nicht nur kooperative Kämpfe, sondern auch clevere Interaktionen mit der Umgebung, spannende Ereignisse und immer wieder coole Etagenwechsel mit den doppelseitigen Spielplanteilen. Für mich ist Maus & Mystik eines der besten Brettspiele dieses Jahres.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

Jörg Luibl schrieb am
Hallo,
das ist natürlich schade.
Ich fand Maus & Mystik jetzt nicht so konfus; ab es stimmt, die Regeln sind nicht so ausführlich erläutert wie sonst beim Heidelberger Spielverlag.
Aber vielleicht lag es auch daran, dass ihr euch zu früh zusammengesetzt habt. Eine Regel für ein gelungenes Erlebnis mit einem neuen und anspruchsvollen Spiel lautet: Jemand sollte vorher alles für sich lesen und verinnerlichen. Wir haben früher öfter mal den Fehler gemacht und einfach zu viert mit der Anleitung begonnen - dann ist die Luft schnell raus und die Langeweile da. Einer muss ja wie in einem Pen&Paper-Abenteuer der Spielleiter sein. Und der sollte so wenig wie möglich nachschlagen.
Gerade bei Maus & Mystik ist auch die Stimmung am Tisch sehr wichtig: Wenn da nur einer dabei ist, der keine Lust auf das Vorlesen oder das märchenhafte Flair mit den Tieren hat, dann kann das Ganze schnell demotivierend für alle sein...
kennytom11 schrieb am
Hallo Jörg,
leider kann ich dir da nicht zustimmen. Wir haben aufgrund Eurer Rezesion hier das Spiel selber geliehen und getestet. Und in unserer Spielgruppe kam es überhaupt nicht gut an. Das fängt alleine damit an, das die Erklärung wie fast leider immer bei den Heidelbären ein Graus ist. Umständlich und viel zu lang. Hat man erst einmal alles verstanden, vergeht bereits so viel Zeit das die Hälfte meiner Mitspieler schon fast eingeschlafen sind und die andere Hälfte die Hände über dem Kopf zusammengeschalgen haben, als ich auch noch das mitgelieferte Storybook vorlesen wollte.
Dann muss man sagen, das das Kampfsystem nicht besonders spannend und gut gemacht ist. Außerdem gibt es so viele Sonderregeln, das man ständig in der Anleitung nachlesen muss, was dem Spielfluss nicht unbedingt gut tut. Wie Kinder die Mechanismen verstehen sollen, bleibt mir da ein Rätsel. Da muss man schon viel Geduld mitbringen.
Die Grafik ist toll, keine Frage. Aber ganz ehrlich. In unserer Spielrunde ist das Spiel gnadenlos durchgefallen. Die Anfangs erwähnten Punkte, waren einfach zu schwerwiegend, als das wir den Spielenachmittag noch retten konnten. Und es waren keine Kinder dabei.
Thomas
Jörg Luibl schrieb am
Ich sortiere noch den Berg an möglichen Besprechungen. Die Glasstrasse schaue ich mir nächste Woche genauer an; Tash-Kalar muss ich auch noch unter die Lupe nehmen.
M_Coaster schrieb am
@Jörg und alle Anderen
Und was ist bei euch in Essen rausgesprungen? Neue Spiele? Erkenntnisse? Habe mich mal etwas informiert und schon heiß auf ein paar Sachen - teilweise aber auf Englisch, was ich zu vermeiden versuche.
Vielleicht kann der ein oder andere ja was dazu sagen:
Die Glasstraße
Wallenstein
Die Arena von Tash-Kalar
Merchant of Venus
Cthulhu Wars
Panic Station
Interstellar Mayhem
Dark Darker Darkest
Alter Sack schrieb am
MisterL hat geschrieben:
Alter Sack hat geschrieben:Ich glaub ich bin zu doof es zu finden deshalb frage ich mal hier nach.
Wie siehts mit der Personenanzahl aus und wieviele Spieler brauch ich mindestens damits Spass macht? Ich frage deshalb weil meine Tochter und ich öfter allein spielen und die meisten Spiele (auch wenn da steht ab 2 Personen) für 2 Personen nicht geeignet sind oder besser gesagt dann keinen Spass machen.
Ich kann es dir auch nur empfehlen! Ich habe es gemeinsam mit meiner Tochter (9) gezockt und sie ist hellauf begeistert und dass, obwohl einzelne Kapitel, je nachdem welche Gegner reinkommen, sich auch mal etwas länger hinziehen kann ...
Grundätzlich kann man das Spiel aber auch sehr gut alleine spielen. Man muss dann einfach mehrere Charaktere gleichzeitig steuern. Wenn man die Abläufe einigermaßen verinnerlicht hat, ist das aber überhaupt kein Thema!
Aber auch in ausgewiesenen Vielspieler-Kreisen kam dieses Spiel sehr gut an!
@Jörg: Vielen Dank auch von mir wieder mal für eine tolle Rezi zu einem tollen Spiel! Auch deine Kritikpunkte habe ich genauso zuvor gesehen, wie du! Das einzige was ich noch ergänzen würde, ist dass die Gegnerarten ein wenig eintönig sind, aber das lässt natürlich viel Raum für Erweiterungen, son denen die erste (zumindest auf Englisch) auf der Spielemesse in Essen zu erwerben war ... :D
Auch hier nochmal einen Dank für die Unterstützung ... ist schon gekauft :wink:
schrieb am