Brettspiel-Test: Alte Dunkle Dinge (Sammelspiel)

von Jörg Luibl



Alte Dunkle Dinge (Brettspiel) von Feuerland Spiele
Schlangenschnaps und Kniffel-Horror
Entwickler:
Publisher: Feuerland Spiele
Release:
10.10.2015
Spielinfo Bilder  
Bisher hat Feuerland Spiele komplexere Titel von Uwe Rosenberg veröffentlicht, darunter das sehr empfehlenswerte Arler Erde oder Terra Mystica, die Vielspieler und Freunde des gepflegten Worker Placements für Stunden unterhalten. Jetzt gibt es unter dem neuen "Blue Label" auch etwas kurzweiligere Titel mit mehr Glückselementen wie "Alte Dunkle Dinge".


Flussfahrt mit Monsteralarm

Dass sich in gewöhnlichen Gewässern auch außergewöhnliche Fische tummeln können, wissen Fernsehzuschauer spätestens seit Biologe und Extremangler Jeremy Wade seine "Fluss-Monster" auf DMAX präsentiert. Auch in diesem Brettspiel führt es zwei bis vier Abenteurer über einen Fluss in einen Dschungel voller Gefahren. Aber da geht es nicht um Megawels oder Riesenhecht, sondern eher um Tentakelschrecken oder okkulte Bücher, die in verfallenen Ruinen oder verrotteten Kanonenbooten lauern.

Alte Dunkle Dinge ist für zwei bis vier Spieler ausgelegt und komplett auf Deutsch bei Feuerland Spiele erschienen. Es wird ab 14 Jahren empfohlen und kostet 34,90 Euro.
Alte Dunkle Dinge ist für zwei bis vier Spieler ausgelegt und komplett auf Deutsch bei Feuerland Spiele erschienen. Es wird ab 14 Jahren empfohlen und kostet 34,90 Euro.
Das mag sich ein wenig nach H.P. Lovecraft anhören und wurde von Artdesigner Rob van Zyl auch entsprechend illustriert, aber Alte Dunkle Dinge ist weder Survival-Horror noch ein düsteres Rollenspiel à la Villen des Wahnsinns, sondern ein lockeres Würfel- und Sammelspiel für die ganze Familie. Trotzdem wird es so ansehnlich präsentiert, dass es uns schon auf der SPIEL'15 in Essen neugierig gemacht hat. Zwar wirken die Zeichnungen der vier Charaktere vom Schatzjäger bis zur Journalistin recht simpel, aber sobald man die große Flusskarte mit den mysteriösen Orten, dazu Marker, Würfel und Karten aufgebaut hat, kommt durchaus Stimmung auf.

Unheimliche Begegnung in der Schlucht des Grauens

Das Spielziel besteht darin, am Ende die meisten Siegpunkte über möglichst viele gebannte Gefahren vorzuweisen - dabei gilt: je gefährlicher desto lukrativer die Beute. Und wer bei der Jagd auf dieselbe Art achtet, kann nochmal Boni bekommen. Zu Beginn einer Runde werden an die sechs Orte jeweils Marker sowie Begegnungen
2014 erschien die englische Version als "Terrible Ancient Things".
2014 erschien die englische Version als "Terrible Ancient Things".
ausgelegt, die im Laufe des Spiels immer kniffliger werden. Da wären wir auch schon beim Stichwort: Kniffel. Ähnlich wie im Klassiker gilt es, bestimmte Würfelkombinationen zu erreichen - manchmal reicht ein hohes Paar, manchmal braucht man für stärkere Monster eine Straße oder gar fünf Würfe mit Vier oder höher.

Jetzt kommen viele kleine Möglichkeiten der Modifikation ins Spiel, mit denen man seinen Wurf von fünf gewöhnlichen grünen Würfeln aufmotzen kann. Man darf ohnehin alle oder - wenn man genug grüne Fokusmarker hat-, auch einzelne oder mehrere der W6 neu würfeln. Wer entsprechende Ausrüstungs- oder Handlungskarten hat, darf zusätzlich vielleicht gelbe, blaue oder rote Spezialwürfel einsetzen oder sogar auf sein Wunschergebnis drehen. Hinzu kommen Karten, die einem mehr Beute verschaffen oder dem Gegner welche stibitzen. Hat man genug lila Mutmarker, kann man eine Begegnung übrigens auch ohne Würfel meistern. Aber dann muss man auch gezielt in diese Richtung sammeln und dabei vernachlässigt man unweigerlich die blauen Marker, die man für Handlungen braucht, die grünen Marker, die den Fokus also Würfelneuwurf aktivieren sowie die gelben, mit denen man etwas im Handelsposten kaufen kann. Trotz der Glückskomponente beim Wurf oder Aufdecken der Karten muss man also auch taktisch haushalten.

Das stimmungsvolle Artdesign stammt von Rob van Zyl - hier zwei Ausrüstungskarten.
Das stimmungsvolle Artdesign stammt von Rob van Zyl - hier zwei Ausrüstungskarten.
Und was ist, wenn man das geforderte Ergebnis im Wurf nicht erzielt? Dann verliert man die Begegnung und muss zur Strafe ein "Altes Dunkles Ding" nehmen, das je nach Tentakelzahl am Ende für einen bis drei Minuspunkte sorgt. Trotzdem geht es eher um das effiziente Sammeln von Markern und Ausrüstung als um spannende Kämpfe oder eine Story. Wer hortet so geschickt, dass er möglichst viele gefährliche Begegnungen meistern kann? Wer es etwas anspruchsvoller mag, kann immerhin auf das zweite Szenario wechseln, dann bekommt man nicht so schnell so viele Wut-, Fokus-, Handlungs- und Geldmarker. Schön ist auch, dass es je nach Spielerzahl und Zeit zwei Varianten gibt, die eher eine längere oder kürzere Partie ermöglichen; so kann man auch mal zu zweit in einer halbe Stunde um die Wette würfeln.

Fazit

Lust auf ein einfaches, aber taktisch aufgepepptes Würfelspiel für die ganze Familie? Dann ist Alte Dunkle Dinge einen Blick wert. Es ist eine Art Kniffel mit Zusatzkarten sowie etwas Horrorflair. Aber Letzteres entsteht wirklich nur in Ansätzen über das Artdesign, zumal sich das Spiel auch gar nicht so ernst nimmt. Daher ist die offizielle Altersempfehlung ab 14 Jahren arg übertrieben. Natürlich kommt dieser Sammelwettlauf weder an die spielmechanische Qualität noch an die Langzeitmotivation von Uwe Rosenbergs etabliertem Worker Placement heran, das man zunächst mit dem Verlag Feuerland Spiele verbindet. Aber Alte Dunkle Dinge klingt nicht nur cool, es sieht auf dem Tisch stimmungsvoll aus und sorgt für kurzweilige Unterhaltung ohne Regelstress.


Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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