Brettspiel-Test: Pandemic Legacy - Season 1 (Rollenspiel (Koop-Abenteuer))

von Jörg Luibl



Spielinfo Bilder  
Die schleichende Eskalation

Wie im Vorgänger Pandemie liegen zu Beginn lediglich in neun Metropolen drei, zwei oder ein Stein. Aber jedesmal, wenn man Karten vom Infektionsstapel zieht, werden weitere ausgelegt und die Angst am Tisch wächst. Was zunächst harmlos aussieht (och, da ein bisschen gelbe Seuche in Kairo, da etwas schwarze Pest in Sydney - das kriegen wir schon hin!),
Man klebt Sticker sowohl auf die Weltkarte als auch die Charakterkarten. Nicht alles hat negative Folgen...
Man klebt Sticker sowohl auf die Weltkarte als auch die Charakter- und Stadtkarten. Darunter hilfreiche Ereignisse...
mutiert rasch zu einer hoch brisanten Bedrohung, denn Pandemic Legacy nutzt dasselbe durchdachte System der Eskalation, bei dem lokale Erreger auf ganze Kontinente überspringen können. Jeder Kartenzug ist spannend: Oh nein, die blaue Seuche wird nicht etwa in Essen ausbrechen? Doch. Meist genau da, wo man sie nicht will...

Vor allem die Infektionsrate sorgt für zusätzliche Panik. Sie bestimmt, wie viele Stadtkarten man vom Infektionsstapel ziehen muss - und sie kann bis auf vier steigen! Zu Beginn steht sie bei zwei, aber mit jeder Epidemie steigt sie an. Die Welt ist verloren und das Spiel vorbei, wenn es keine Seuchensteine einer Farbe mehr gibt, wenn es zum achten Ausbruch kommt oder keine Spielerkarten mehr zur Verfügung stehen. Kann man den Schwierigkeitsgrad gar nicht anpassen? Doch: Verliert man in einem Monat, spielt man ihn erneut und darf zwei zusätzliche Ereignisse mit positiven Sofortwirkungen in den Kartenstapel mischen – so kann man z.B. ohne Aktion mal eben eine Infektion verhindern.

Was gefällt nicht so gut?

Natürlich besitzt Pandemic Legacy keine klassische „Wiederspielbarkeit“, wenn man Sitzung für Sitzung die Weltkarte beklebt, Karten zerreißt oder aufrubbelt – all das lässt sich ja nicht rückgängig machen. Aber dafür spielt man dieses Pandemic Legacy auch über zwölf simulierte Monate, und muss den einen oder anderen sicher wiederholen, weil man es nicht auf Anhieb schafft. Hinzu kommt, dass es sich um „Season 1“ handelt - man schafft sich also (hoffentlich) eine Grundlage für den Nachfolger Season 2. Wer will, der kann natürlich nur das Grundspiel
Wenn der grüne Ausbruchsmarker den Schädel erreicht, heißt es: Spiel verloren! Aber keine Bange: Man kann einen Monat wiederholen...
Wenn der grüne Ausbruchsmarker den Schädel erreicht, heißt es: Spiel verloren! Aber keine Bange: Man kann einen Monat wiederholen...
ohne Sticker & Co spielen. Da wären wir auch schon beim größten Kritikpunkt, denn das gleicht dem von mir bereits vorgestellten Pandemie aus dem Jahr 2010 bis auf das modernisierte Artdesign wie ein Zwilling. Besonders anspruchsvoll ist die Taktik innerhalb der Züge nicht, es geht eher um effiziente Kommunikation und optimale Reaktionen..

Fazit

Pandemic Legacy hätte Blood Rage bei der Wahl zum Spiel des Jahres 2015 knapp geschlagen, wenn ich den Test denn bis dahin geschafft hätte. Der kooperative Kampf gegen die Epidemien sorgt für ungeheure Spannung und ein einzigartiges Kampagnengefühl am Tisch mit wunderbaren Eskalationen. Es könnte auch Virus Souls heißen, denn der Schwierigkeitsgrad ist knackig. Aber nicht etwa, weil das Regelwerk komplex wäre – im Gegenteil: Es ist mit seinem Karten-Management leicht verständlich und man kommt sehr schnell in einen Spielfluss, der mit seiner effizienten Routenplanung en wenig an Scotland Yard erinnert. Der Anspruch entsteht dadurch, dass das System der Kettenreaktionen so gnadenlos und die eigenen Entscheidungen so folgenreich für künftige Partien sind. Aber man kann als Team auch gegenwirken, sich für die Zukunft mit Fähigkeiten und Forschungen wappnen. Ich mag dieses Prinzip der dauerhaften Veränderung über Aufkleber, Rubbelei sowie das Zerreißen von Karten sehr gerne, denn es sorgt für spürbare Konsequenzen, so dass man jede Partie konzentriert spielt. Schnell kann man die Welt hier nicht retten, aber dafür hochspannend mit viel Kommunikation und Teamwork über ein simuliertes Jahr. Ein klasse Brettspiel, das es in unsere Top 20 geschafft hat!

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

lalapapa schrieb am
mrcrispy hat geschrieben:Kann mir jemand sagen, ob Pandemic Legacy schon ausverkauft ist?
Wenn ja: Ist schon bekannt, wann das Spiel wieder verfügbar ist?
MfG Basti
Ab morgen sollen die ersten Händler beliefert werden. Spätestens im Juli. Sagt man...
mrcrispy schrieb am
Kann mir jemand sagen, ob Pandemic Legacy schon ausverkauft ist?
Wenn ja: Ist schon bekannt, wann das Spiel wieder verfügbar ist?
MfG Basti
Z2000 schrieb am
Numrollen hat geschrieben:@Z2000: Diese "Dann geh halt 1x nicht ins Kino" Taktik hat noch nie gezogen. Wenn man danach geht dann trinke ich nicht mehr, rauche nicht mehr, hab kein Handy mehr, gehe nie wieder ins Kino usw.." :P
Ich habe mit 100? Brettspiel (Hauptspiel+addons) schon mehr als 200 Stunden hinter mir. Heisst das jetzt das alles was darunter ist P/L scheisse ist?
Ich habe nie gesagt anstelle Kino das Spiel kaufen, aber vom Erlebnis Typ her ist das Spiel eher vergleichbar mit dem Kinoabend, da es eine "einmalige" Sache ist.
Legency ist wie ein Konzertbesuch während das normale Spiel wie eine CD ist. Klar kannst du ACDC für 15? immer wieder höhren aber nicht vergleichbar mit einem Konzertbesuch :mrgreen:
Numrollen hat geschrieben:Es ist fakt das für 1x durchspielen das ganze teuer ist. Wegwerfmentalität in der die Story ja Abzweigungen und das "Zerreisen" und "Überkleben" anders gelöst werden hätte können. Aber so ist es nunmal.

1. Ist es nicht einfach 1 x Durchspielen wie beispielsweise T.I.M.E Story. Man spielt 12-24 mal das Spiel komplett. Einfach jedesmal mit anderen Regeln. Es hält dich auch nichts davon ab jeden Monat 100 mal zu spielen wenn du nur bei den ersten beiden die Sticker klebst.
2. Nein man hätte es nicht anders lösen können weil das Erelebnis nicht das gleiche wäre. Der permanente Aspekt verändert alles. Hätte es einfach eine Kampagne wie Decent wäre es für mich kein Problem einen Charakter sterben zu lassen. Im nächsten Kampagnen Durchgang kann ich hin ja wieder wählen, oder können ihn andere wählen also ja kein Problem. Wenn du aber jedes Spiel individuell anders verläuft erarbeitet man ein einmaliges und ewiges Erlebnis und Erinnerung. Mit dem Gedanken, dass was ich jetzt mache, mach ich einmal im leben und nie wieder. Dies hat schon einen einzigartigen Effekt.
3.Auch die Anzahl der Komponenten und Elemente die drin sind, ist der Preis durchaus gerechtfertigt.
Numrollen hat geschrieben:Ich habe das Orginal Orginal Pandemie und konnte,...
Numrollen schrieb am
@Z2000: Diese "Dann geh halt 1x nicht ins Kino" Taktik hat noch nie gezogen. Wenn man danach geht dann trinke ich nicht mehr, rauche nicht mehr, hab kein Handy mehr, gehe nie wieder ins Kino usw.." :P
Ich habe mit 100? Brettspiel (Hauptspiel+addons) schon mehr als 200 Stunden hinter mir. Heisst das jetzt das alles was darunter ist P/L scheisse ist?
Es ist fakt das für 1x durchspielen das ganze teuer ist. Wegwerfmentalität in der die Story ja Abzweigungen und das "Zerreisen" und "Überkleben" anders gelöst werden hätte können. Aber so ist es nunmal.
Ich habe das Orginal Orginal Pandemie und konnte, obwohl es gut ist, nicht überwinden das Remake mit den Addons alles neu zu kaufen obwohl 99% alles gleich ist. Auch wenn das hier wohl umfangreicher sein soll ist ein OneWay Game nichts für meine wechselnden Brettspielleute.
Eezocker schrieb am
Wow, das klingt ja super! Als erfahrener Spieler vom alten Pandemie muss ich mir Legacy auf jeden Fall zulegen :)
schrieb am