Brettspiel-Test: Dark Souls - The Board Game (Rollenspiel (Dungeon-Gefechte))

von Jörg Luibl



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Was gefällt nicht so gut?

Als Erstes fällt die schlampige deutsche Lokalisierung ins Auge. Abgesehen vom ständigen Wechsel zwischen deutschen und englischen Begriffen sowie grammatikalischen Fehlern ("die Firekeeper" statt "die Feuerhüterin") , selbst auf den Charakterkarten ( "Tier" statt "Stufe", "Sparks" statt "Funken" etc.), gibt es auch immer wieder ärgerliche Rechtschreibfehler. Vor allem die Lektüre der eigentlich für Stimmung zuständigen Beschreibungstexte der Kampagne ist ein "denglischer" Graus.

Die deutsche Übersetzung ist schlampig, die Kampagne leider nicht der Rede wert.
Die deutsche Übersetzung ist schlampig, die "Kampagne" leider nicht der Rede wert.
Ihre erzählerische Konzeption ist zudem im Vergleich zu anderen Rollenspielen wie Die Legenden von Andor, Maus und Mystik, Descent oder selbst Kampfspielen wie Star Wars: Imperial Assault sehr schwach - es gibt keine Ereignisse, Zwischentexte oder besondere Situationen. Man bekommt lediglich einen schlechten Einführungstext namens "Die erste Reise" und arbeitet dann etwas vorgefertigter die Spielpläne ab. Dabei hätte man durchaus Begegnungen mit den für Dark Souls so typischen NSC einbauen können, die einem z.B. einen Auftrag geben und dann in einem Bosskampf helfen. Auch der Kampagnenbogen für Notizen ist sehr lieblos designt.

Schwache Kampagne, schlampige Anleitung

Hinzu kommen Lücken in der Anleitung, die zu wenig plausibel erklärte Beispiele für Gefechte und Aktionen gibt sowie einige wichtige Fragen offen lässt. Am besten legt man sich einige Hausregeln zurecht, wie z.B. für den Fernkampf: Blockieren Fässer, Grabsteine und Feinde die Sichtinie? Beschießen sich Feinde im Zweifel selbst? Auch spielmechanisch gibt es Luft nach oben, so dass wir das Regelwerk für unsere Kampagne geändert haben, um die Wiederholung des ewig Gleichen einzudämmen.

Viel Bekanntes für Kenner der Soulsreihe...
Die Ausrüstung kann sich sehen lassen: Viel Bekanntes für Kenner der Soulsreihe...
Der so genannte "Grind" ist in Videospielen bis zu einem gewissen Grad okay, zumal man im digitalen Dark Souls ja beim mehrmaligen Kämpfen und Durchlaufen von Gebieten neue Wege finden oder Taktiken ausprobieren kann. Aber in einem Brettspiel ohne Erkundungsreize wie diesem, nervt das ständige Säubern bekannter Gebiete zum Erwerb von Seelen viel früher. Wir haben das so gemacht, dass wir nach Begegnungen nicht immer zwei Seelen pro Mitspieler, sondern zusätzlich je nach Level der Feinde weitere Seelen ausgeschüttet haben.

Es ist zudem  vollkommen unlogisch und für den Spielverlauf eine unnötige Erschwernis, dass man beim Schmied tatsächlich einen Gegenstand zufällig vom Stapel ziehen muss, wenn man etwas kaufen will - dann steht man da als Krieger mit dem nicht einsetzbaren Seelenpfeil oder der unbrauchbaren Waffe. All das landet dann wie Ballast in der Ablage und kann erst später angelegt werden. Hier sollte man ähnlich wie im Videospiel zumindest für den Kauf den Zufallsfaktor eindämmen und eine sinnvolle Auswahl inkl. klassenspezifischer Waffen und Rüstungen vorbereiten, die mit der Zeit um mächtigere Varianten beim Schmied erweitert wird. So hat uns das Abenteuer jedenfalls deutlich mehr Spaß gemacht, weil man dann früher auch mal Kurzbogen oder Feuerbombe einsetzen kann.

Fazit

Bei aller Liebe zu Dark Souls: Bei einem Brettspiel, das einen so prominenten Namen und damit auch eine gewisse Verantwortung trägt, das mit über vier Millionen Euro finanziert wurde und mit 120 Euro zur Kasse bittet, erwarte ich mehr Sorgfalt und Hingabe bezüglich der Übersetzung, des Regelwerks, der Erkundungsreize und der Kampagnenkonzeption. Im Vergleich dazu sind andere Lizenzspiele wie Star Wars: Imperial Assault oder Gears of War - Das Brettspiel deutlich wertiger. Trotzdem kann ich dieses Dark Souls vor allem Fans noch empfehlen, denn das Kampfsystem fängt in seinen besten Momenten tatsächlich die Faszination des Vorbildes ein. Dazu trägt das innovative Gesundheitssystem bei, das einfaches Gekloppe unterbindet und die Gruppe dazu zwingt, clever mit der Ausdauer hauszuhalten. Hinzu kommen wirklich toll designte Miniaturen, zahlreiche visuelle Déjà-vus hinsichtlich der Ausrüstung und kreative Bosskämpfe, die aufgrund der Bewegungen, Verhaltensmuster und Verschärfungen hoch dynamisch ablaufen. Auch den im digitalen Abenteuer gerechtfertigten, aber hier nervigen Grind kann man mit ein paar Hausregeln eindämmen. Ja, hier war deutlich mehr drin, aber man wird noch gut unterhalten.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps, Klassiker oder ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet. Mehr Brettspiel-Tests und eine Top 20 findet ihr hier.

Kommentare

HellToKitty schrieb am
listrahtes hat geschrieben: ?31.05.2018 12:22 Das sind ja keine Entwicklungskosten sondern Vorbestellungen im Wert von 4,3 Millionen Euro...
Na dann bin ich ja beruhigt :)
listrahtes schrieb am
HellToKitty hat geschrieben: ?17.08.2017 17:38 Was sind das eigentlich für irrsinnige Entwicklungskosten? Bin ich der Einzige, der sich hier über die Summen wundert. 4,2 Millionen Euro für ein scheiß (sorry) Brettspiel. Die Welt ist klar verrückt.
Das sind ja keine Entwicklungskosten sondern Vorbestellungen im Wert von 4,3 Millionen Euro. Es gibt auf Kickstarter immer noch viele Schafe die bei einer bekannten Franchise und Platikminis das Hirn ausschalten und kaufen. Steamforged Games haben sich da eben darauf spezialisiert. Die pappen schnell irgend ein Spielsystem drauf und werben dann mit den Minis. Das Spiel selbst ist da in der Regel unterer Durchschnitt. Schnell gemachtes sicheres Geld. Wird mit ihrem Resident Evil Spiel auch nicht anders aussehen oder jetzt gerade Hellboy von Mantic.
shuffleharddietrying schrieb am
HellToKitty hat geschrieben: ?17.08.2017 17:38 Was sind das eigentlich für irrsinnige Entwicklungskosten? Bin ich der Einzige, der sich hier über die Summen wundert. 4,2 Millionen Euro für ein scheiß (sorry) Brettspiel. Die Welt ist klar verrückt.
Hochauflösende Figuren und ein scheinbar ziemlich gut durchdachtes System, also im Vergleich zu manch anderen "Tabletops" sieht man hier schon Qualität.
HellToKitty schrieb am
Was sind das eigentlich für irrsinnige Entwicklungskosten? Bin ich der Einzige, der sich hier über die Summen wundert. 4,2 Millionen Euro für ein scheiß (sorry) Brettspiel. Die Welt ist klar verrückt.
danibua schrieb am
Kassiber hat geschrieben: ?25.07.2017 20:15 Ich entschuldige mich schon einmal für den Off-Topic Post. Aber wegen Nähe des Themas und des Spielgenres, mogel ich meine Frage mal hier rein.
Kann man damit rechnen das Kingdom Death: Monster auch noch ein Review erhält? Scheint mir sowas wie das Dark Souls der Brettspiele zu sein nur ohne Lizenz. Der Macher hat auch selber bestätigt dass Dark Souls eine große Inspiration für Ihn war. Zudem sind 12.393.139 $ Kickstarterfinanzierung ja auch eine Ansage.
Keine ahnung welche reviews jörg in nächster zeit vorhat.
Auf kingdom death monster würde ich aber nicht wetten, vor allem auch deshalb weil es vom spiel keine retailversion gibt und weil kdm trotz sehr guter kampagne schon ein ziemlicher nischentitel ist der für eine sehr spezielle klientel gemacht ist.
Generell ist es aber ein hammer spiel das beim geneigten spieler kaum wünsche offen lässt.
Mir würde auch eine gloomhaven review sehr gut gefallen.
Bei dark souls habe ich mich noch nicht drübergetraut, die reviews und meinungen der spielerschaft fallen doch eher durchwachsen aus und für einen titel welcher in der retailfassung mit gut 100? zu buche schlägt (für einen gut ausgestatteten crawler mittlerweile eh fast standard) möchte ich mir schon sicher sein nicht nur eine zier für mein regal zu kaufen.
Das plus vom ds brettspiel ist aber sicher die lokalisierte deutsche version - auch wenn sich wohl einige übersetzungsfehler eingeschlichen haben.
Wenns mal zu nem vernünftigen preis gebraucht zu haben ist werde ich eventuell zuschlagen, swords & sorcery und massive darkness haben da in zukunft aber definitiv noch vorrang.
schrieb am