Brettspiel-Test: Paper Tales (Kartentaktik & Aufbau)

von Jörg Luibl



Paper Tales (Brettspiel) von Pegasus Spiele
Für Ruhm und Ehre
Entwickler:
Publisher: Pegasus Spiele
Release:
07.10.2017
Spielinfo Bilder  
Auch wenn Masato Uesugi zu den weniger bekannten Spieldesignern gehören dürfte, hat der Japaner bereits einige Brettspiele konzipiert: Welcome to the Dungeon, Twelve Heroes, Dungeon of Mandom VIII oder Vorpals. Dabei ging es immer um Kartentaktik mit Fantasyflair. Diesem Prinzip bleibt er auch in Paper Tales treu, das ein wenig an 7 Wonders erinnert und komplett auf Deutsch bei Pegasus Spiele erschienen ist.

Zwei-Fronten-Krieg

Na toll, ich bekomme mal wieder von beiden Seiten auf die Mütze! Auf der linken Seite habe ich gegen den Dämon und den Ritter keine Chance - die kommen auf eine Stärke von elf. Und auf der rechten Seite können mich selbst der Krake und das Kind des Waldes mit ihrer addierten Summe von zehn besiegen, denn mein Golem und mein Oger klingen zwar mächtig, haben aber zusammen nur schlappe fünf Stärke. Zwei Niederlagen bedeutet, dass ich in dieser Runde keine Punkte für gewonnene Schlachten bekomme. Und die anderen drei Mitspieler ziehen natürlich weiter davon, weil sie für jeden Sieg drei Ruhm einsacken...

Paper Tales ist für zwei bis fünf Spieler ausgelegt und komplett auf Deutsch bei Pegasus erschienen. Es kostet knapp 25 Euro.
Paper Tales ist für zwei bis fünf Spieler ausgelegt und komplett auf Deutsch bei Pegasus erschienen. Es kostet knapp 25 Euro.
Das Schöne ist: Der mächtige Dämon und der Krake werden mir im nächsten Kampf nicht begegnen! Denn auf ihnen liegt schon ein Mondmarker, der ihre Alterung anzeigt. Und am Ende jeder Runde werden alle zweimal gealterten Helden abgelegt. Zwar gibt es auch Ausnahmen, aber dieses Prinzip des Sterbens erinnert angenehm an das Arbeitersetzspiel Village und sorgt für einen Wechsel der Kräfteverhältnisse. So kann man innerhalb der vier Runden also noch gut aufholen! Beim nächsten Mal zieht man vielleicht bessere Kämpfer - und es gibt ja noch Ruhmpunkte für Gebäude oder Fähigkeiten.

Karten weiter reichen, Nachbarn bekämpfen

Neben der Wertungstafel sowie Holzsteinen und einer Anleitung sind 60 Marker, 25 Gebäudekarten, fünf Spielhilfen sowie 81 Einheitenkarten enthalten.
Neben der Wertungstafel sowie Holzsteinen und einer Anleitung sind 60 Marker, 25 Gebäudekarten, fünf Spielhilfen sowie 81 Einheitenkarten enthalten.
Zwar spielt der Zufall eine gewisse Rolle, aber ähnlich wie im Klassiker 7 Wonders werden die Karten umher gereicht: Von den fünf gezogenen behält man jeweils eine, die anderen gehen an den Nachbarn. Erst nachdem man dann wieder fünf Karten hat, darf man bis zu vier, die man mit Gold bezahlen kann, sowie eine Reserve verdeckt in sein Heldenraster legen. Das besteht aus zwei Reihen zu je zwei Feldern, wobei für den Kampf nur dir vorderen beiden gezählt werden - es gibt allerdings Ausnahmen über Fähigkeiten oder den Bogenschützen, der auch von hinten schießen darf.

Danach bekriegen sich wie oben beschrieben jeweils alle benachbarten Spieler, so dass man zu viert am Tisch jeweils zwei Schlachten austrägt, was aufgrund der einfachen Addition sehr flott geht. Aber Paper Tales belohnt auch cleveren Gebäudebau: Hat man die passenden Rohstoffe (Holz, Nahrung, Edelsteine) über ausgelegte Helden eingesammelt, darf man eine Schmiede, Taverne, Kaserne, Stadt oder einen Tempel bauen. Alle Spieler verfügen lediglich über diese fünf Typen, die es aber in zwei Stufen gibt - und alle sorgen für ein permanentes Einkommen aus Rohstoffen, Gold oder Ruhm.

Der effiziente Mix

Gespielt wird über vier Runden.
Gespielt wird über vier Runden zu je sechs Phasen: Rekrutieren, Aufstellen, Kämpfen, Gold einnehmen, Bauen, Altern.
Der Clou ist also, dass man im linken Heldenraster nicht nur mächtige Kämpfer auslegen muss, sondern möglichst einen guten Mix, denn auch wenn Bauern, Schmiede & Co schwach sind, sorgen sie vielleicht in der zweiten Reihe für Einkommen, das man u.a. für Gold oder den Gebäudebau braucht. Hinzu kommen einige Freischaltungen und Kombinationen, die an Bedingungen geknüpft sind: Sobald man z.B. das erste Gebäude aufrüstet, hat man nicht nur zwei, sondern drei Plätze in der ersten Kampfreihe zur Verfügung.

Helden und Gebäude in der Übersicht.
Helden und Gebäude in der Übersicht.
Und nicht zu vergessen gibt es auch einige coole Fähigkeiten: Der Mystische Heiler kann die Alterung aufhalten, das diebische Äffchen bringt sofort Gold, beim Hofbaumeister bekomme ich für Gold jeden der drei Rohstoffe, der Gestaltwandler erlaubt einen kostenlosen Zug vom Heldenstapel und die Wahrsagerin belohnt das Vorhandensein gealterter Helden sogar mit Ruhm. So kann man Defizite ausgleichen und am Ende der vier Runden trotz einiger verlorener Schlachten vielleicht doch noch siegreich sein, weil man zwischendurch Ruhm über Gebäude oder Zusatzfähigkeiten gewonnen hat. Zwar kann man Paper Tales auch zu zweit spielen, aber erst zu dritt, zu viert oder fünft entfaltet es sein volles Potenzial.

Fazit

Falls ihr für den Urlaub oder das schnelle Spiel zwischendurch eine Alternative zu 7 Wonders sucht, ist Paper Tales eine gute Wahl. Auch wenn die Kartentaktik von Masato Uesugi (Welcome to the Dungeon, Twelve Heroes) nicht die taktische Tiefe sowie Sammelvielfalt des Vorbildes erreicht, erinnert sie aufgrund des Weiterreichens der Karten, des Gebäudebaus sowie des flotten Spielrhythmus angenehm daran. Und sie kann nicht nur über die ansehnlichen Illustrationen von Christine Alcouffe genug eigene Akzente setzen: Die Alterung sowie das Sterben der Helden sorgt ähnlich wie in Village für Dynamik am Tisch und das Raster mit den zwei Reihen samt vorderster Kampflinie für einen Hauch von Geländetaktik. Hinzu kommen interessante unterstützende Fähigkeiten, so dass die zwanzig Minuten aus Aufbau, Kampf & Co auch zu viert wie im Flug vergehen.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir haben keine Zeit für Verrisse. Das ist zunächst ein Angebot, das wir euch zusätzlich bieten. Deshalb konzentrieren wir uns auf die empfehlenswerten Vertreter und die kreativen Geheimtipps, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

blackstr schrieb am
das spiel klingt ja wirklich sehr interessant. Dadurch, dass ich sehr gern 7wonders spiele, werde ich wohl mal einen Blick riskieren. All zu teuer ist es ja auch nicht.
Hühnermensch hat geschrieben: ?08.07.2019 15:43 Im Juli kommt jetzt erst einmal Flügelschlag ins Haus geflattert, aber Paper Tales behalte ich mal im Auge. :)
ich warte auch schon sehnsüchtig auf meine Vorbestellung von Flügelschlag :D
Hühnermensch schrieb am
Im Juli kommt jetzt erst einmal Flügelschlag ins Haus geflattert, aber Paper Tales behalte ich mal im Auge. :)
schrieb am