Der erste Film
Sonic the Hedgehog aus dem Jahr 2020 war ein durchschlagender Erfolg: Er spielte sein Produktionsbudget von knapp 100 Millionen US-Dollar locker ein, schon an den weltweiten Kinokassen kamen über 300 Millionen Dollar zusammen. Kein Wunder also, dass der schon im Finale angeteaserte Nachfolger rasch Realität wurde. Teil 2 – nur echt mit Fuchsschwanz im Logo – wurde Ende März 2022 auf die Kinobesucher losgelassen, mit einem ähnlichen hohen Budget wie bei Teil 1 ausgestattet, war der Erfolg diesmal noch größer: Der Paramount-Pictures-Streifen spielte bereits über 400 Millionen US-Dollar ein – rasch sprachen die ersten News-Meldungen von der "erfolgreichsten Videospiel-Verfilmung aller Zeiten". Laut den Profis von
BoxOfficeMojo ist dies allerdings nicht der Fall: Ende Juni schickte sich Sonic the Hedgehog 2 gerade an, den Uncharted-Film von Platz 4 zu verdrängen, davor sitzen noch Warcraft, Pokémon: Meisterdetektiv Pikachu und Rampage; alle diese Titel rangieren aber in einem ähnlichen Rahmen, mit Einspiel-Ergebnissen zwischen 400 und 450 Millionen US-Dollar.
Sonic hat sturmfrei: Fällt dem Igel-Teenie nichts Besseres als ein Filmabend mit Hund ein?
Bereits seit Anfang Juni stand der neue Film zum Digitalkauf bereit, seit kurzem kann man ihn sich – bei zahllosen VoD-Anbietern – auch online ausleihen. Bis zum Heimkino-Release auf Blu-ray und DVD müssen sich Igel-Fans allerdings noch gedulden, erst am 11. August könnt ihr euch den Streifen ins Regal stellen. Wir haben uns den Film für euch angesehen – und verraten (natürlich fast spoilerfrei) ob es sich lohnt, knapp zwei Stunden Lebenszeit plus die digitale Leihgebühr zu investieren.
Drei Helden sind zwei mehr
Sonic the Hedgehog 2 hat bereits im Vorfeld kein Geheimnis daraus gemacht, dass Sonics Videospiel-Buddies Tails (ein gelber, flugfähiger Fuchts mit zwei Schwänzen) und Knuckles (ein roter, muskulöser Ameisenigel) diesmal auf der Leinwand mitmischen dürfen. Ansonsten ist das Erfolgsteam des Erstlings am Start: Auf dem Regiestuhl sitzt erneut der erst 44-jährige US-Amerikaner Jeff Fowler, in den Hauptrollen sehen wir James Marsden und Tika Sumpter als Sonics "Zieheltern" und natürlich den unnachahmlichen Jim Carrey als Bösewicht Dr. Ivo Robotnik. Dessen Leibesfülle passt immer noch nicht recht zum Videospiel-Pendant, doch sein irrer Blick und der stattliche Schnauzbart machen ihn zu einer famosen Wahl für diesen Prototyp des verrückten Wissenschaftlers. Der sucht im Film nach der Macht des legendären Chaos Emeralds, wobei auch diesmal nicht gut herausgearbeitet wird, was abseits von "absoluter Weltherrschaft dank Riesenrobotern" auf seiner To-Do-Liste steht. Sehr possierlich ist das erste Mini-Kapitel mit einem sichtlich zerknirschten Robotnik auf einem fernen Pilz-Planeten – ihr werdet wissen, was gemeint ist, wenn ihr die Szene seht.
Sonic ist schnell, aber kann nicht fliegen: Wie praktisch, dass Tails und sein roter Doppeldecker Tornado im zweiten Film dabei sind.
Sonic selbst lebt am Anfang des Films ein behütet-fröhliches Kinderleben in der Kleinstadt Green Hills – wir sehen ihm bei Schaumparties mit dem Golden Retriever der Familie und nächtlichen Einsätzen als vermeintlicher Superheld über die Schulter. YouTube-Star Julien Bam leiht dem Alienigel erneut seine Stimme und macht einen anständigen Job. Besser ist aber Oliver Stritzel als Grobian Knuckles: Stritzel kennt man als deutschen Sychronsprecher von Josh Brolin oder Philip Seymour Hoffman – sein dunkel-grummeliger Knuckles hat uns stellenweise an den deutschen Optimus Prime erinnert. Nach diesem sympathischen Aufgalopp, der die Bindung zwischen Filmheld und Zuseher stärkt, nimmt die mal lustige, mal alberne Handlung Fahrt auf: Während einer Hochzeit im Umfeld von Sonics Zieheltern kommt es zur Katastrophe – es wird spektakulär, wenn Figuren (und Lawinen) durch Sonics Ring-Portale rauschen, aber auch ein bisschen fremdschämig, wenn die zwei Schwestern mithilfe von Tails Gadget-Rucksack zu Aushilfsagenten mutieren.
Familenfilm mit Videospiel-Liebe
Jim Carrey gibt erneut den Dr. Eggman – ein gefundendes Fressen für den Hollywood-Star.
Bei welchen Gelegenheiten und mit welcher Intention gelber und roter Sidekick ins Geschehen eingreifen, verraten wir euch natürlich nicht – doch seid sicher, dass beide genügend Leinwand-Präsenz bekommen. Vor allem Knuckles, der in den Spielen selten im Mittelpunkt steht, wird ausgiebig charakterisiert und tanzt in mehreren Actionszenen aus der Reihe. Überhaupt ist der Film eine ziemlich turbulente Angelegenheit: Es gibt Explosionen und Verfolgungsjagden, Extremsport und extrem große Kampfroboter, Bosskämpfe und Kloppereien. All das sieht noch einen Tick schicker aus als im Vorgänger, vor allem die computeranimierten Helden selbst sind richtig gut gemacht. Generell sind die CGI-Effekte auf hohem Niveau, mit den aktuellen Produktionen von Marvel oder den Transformers-Streifen können sie freilich nicht mithalten.
Sonic the Hedgehog 2 ist wie sein Vorgänger eine Posse für die ganze Familie. Die älteren Semester finden manche Szene sicher zu dusslig und albern, auch ein paar Gag-Anspielungen auf die aktuelle Medienlandschaft wollen nicht recht zünden. Dafür freut man sich über augenzwinkernde Videospiel-Referenzen wie den Namen von Robotniks Hauptquartier, wenn Sonic unter Wasser eine Luftblase wegatmet oder den Einsatz von Panteras brutalem Gitarrenriff aus dem Song "Walk". Und der der Abspann ist auch wieder ein Traum für Retro-Zocker.