Aller guten Dinge…
Eigentlich sollte schon in den 1990ern ein dritter Mortal-Kombat-Film im Kino aufschlagen: Doch nach den enttäuschenden Einspielergebnissen vor allem des zweiten Streifens Annihilation wurde der trashigen Videospiel-Verfilmung der Geldhahn abgedreht. Mittlerweile erlebt die Klopperei in spielerischer Hinsicht ihren dritten Frühling und das Entwicklerstudio gehört zur Spielesparte des großen Filmkonzerns Warner Bros. Dennoch hat es seit dem 2010er Kurzfilm Mortal Kombat: Rebirth nochmal eine Dekade voller Verschiebungen, Budgetkürzungen und personeller Wechsel gegeben, bis der neue Film letztlich im Kasten war. Auf dem Regiestuhl sitzt mit Werbefilmer Simon McQuoid ein Neuling, das Drehbuch stammt von Greg Russo, dessen bisherige Skripte nie zu einem fertigen Film reifen konnten. Dazu passt auch die Besetzung der Hauptrollen – abseits von Hiroyuki Sanada (The Last Samurai) sind mit Lewis Tan, Jessica McNamee, Tadanobu Asano oder Sisi Stringer eher Namen dabei, die zwar manchem Serienkenner oder Japanfilmfan etwas sagen, aber sicher nicht in der ersten oder zweiten Hollywood-Liga mitspielen.
Kano haut die besten Sprüche raus - sieht aber ganz anders aus als in vielen Spielen.
In puncto Produktionsaufwand und Spezialeffekte ist der neue Mortal-Kombat-Film natürlich deutlich unter einer aktuellen Marvel-Produktion angesiedelt – explizite Gewaltdarstellugen in der Nahaufnahme und Rauch- bzw. Eiseffekte können sich aber sehen lassen. Für die Kulissen und Schauplätze gilt dies weniger: Neben unspannendem MMA-Studio, Diner, Lagerhalle oder Sonya Blades schäbigem Trailerpark-Unterschlupf spielt ein Großteil des Films in den felsigen Katakomben einer Wüste – in dieser Hinsicht ist für einen eventuellen Nachfolger noch reichlich Luft nach oben. Apropos Nachfolger: Obwohl Regisseur McQuoid am Set angeblich Geplauder über einen zweiten Teil untersagte, wirkt nicht nur die Geschichte wie ein Aufgalopp zu einem Mehrteiler. Sub-Zero-Mime Taslim gab bekannt, im Erfolgsfall bereits für vier Nachfolge-Film unterschrieben zu haben, und Autor Russo sieht den aktuellen Film als Start einer Trilogie.
Rückblende
Jax vs. Sub-Zero: Es kommt zu vielen Zweikämpfen im Film - diese laufen aber eher wie klassische Actionszenen den wie Kämpfe in einem Ring ab.
Der schlicht Mortal Kombat betitelte Film beginnt mit einem sehr atmosphärischen Ausflug ins 17. Jahrhundert – man wird Zeuge, wie der Lin-Kuei-Clan von Bi-Han ein Attentat auf die Familie von Hasashi Hanzo verübt. Serienfans wissen bei diesen Namen natürlich sofort, dass es sich hierbei um die Geschichte von Sub-Zero und Scorpion dreht. Als Zuseher bewundert man die gestochen scharfen, schön inszenierten Bilder, kann sich mit dem aktuellen Design der beiden ikonischen Figuren anfreunden (seit jeher ein Streitpunkt unter Fans) und schon erkennen, dass Choreographie und Schnitte bei den Kampfszenen auf einem soliden bis guten Niveau rangieren. Es wird nie zu schnell oder unübersichtlich – gleichzeitig wird der Film, anders als ein Revenge of the Warrior, aber nicht in die Annalen der Martial-Arts-Filme eingehen. Nach diesem für Fans extrem stimmungsvollen Auftakt wird erstmal kräftig Tempo rausgenommen, leider. Man lernt den MMA-Kämpfer Cole Young kennen, der sich in schlecht bezahlten Kämpfen die Visage polieren lässt – und sich natürlich wundert, als Jax auftaucht und ihn auf sein Drachenkopf-ähnliches Geburtsmal anspricht. Weil nicht nur Jax als Guter, sondern auch Bösewicht Sub-Zero – der in dieser Verfilmung zwar wenig sagt, aber trotzdem zum großen Antagonisten wird – hinter Cole her ist, verlässt der seine Familie zu ihrem eigenen Schutz und sucht nach einer alten Bekannten, Sonya Blade. Alte Bekannte für Mortal-Kombat-Kenner natürlich, nicht für den immer noch ahnungslosen Cole.