Special: Cherry (Hardware)

von Eike Cramer



Cherry: Die ersten Mikros mit der Kirsche
Die ersten Mikros mit der Kirsche
Hardware
Entwickler: -
Publisher: -
Release:
kein Termin
kein Termin
Spielinfo
Mit einer eigenen Mikrofon-Reihe möchte der für Tastatur-Schalter bekannte Peripheriegeräte-Hersteller Cherry einen neuen Nischenmarkt erobern. Gleich drei USB-Mikros, die für Streaming, Podcasts und Vertonung geeignet sein sollen, wurde am 14. Februar veröffentlicht – und das zu einem erstaunlich erschwinglichen Preis. Wir haben uns das Einsteiger-Modell UM 3.0 für 80 Euro sowie das Top-Mikro UM 9.0 für 150 Euro in der Praxis angeschaut.

Die ersten Kirschen auf Mikros


Das UM 3.0 ist ein einfaches, aber durchaus ordentliches USB-Mikrofon.
Das UM 3.0 ist ein einfaches, aber durchaus ordentliches USB-Mikrofon.
Zunächst fällt auf: Cherry setzt bei beiden Mirkos auf eine Metallhülle, die trotz des geringen Gewichtes einen guten Ersteindruck hinterlässt. Klar, Mitbewerber wie das NT-USB von Rode (219 Euro) oder gar das weitverbreitete Sure SM7B (499 Euro), das in vielen Profi-Tonstudios seinen Dienst verrichtet, sind spürbar wertiger, trotzdem hält man mit Cherrys UM 3.0 immer noch ein solide anmutendes Mikro in der Hand. Das UM 3.0 ist ganz in schwarz gehalten, das UM 9.0 in einem leichten Bronzeton gefärbt, beide Geräte werden mit einem USB-C Kabel mit dem PC verbunden und funktionieren per Plug-and-Play. Umständliche Software-Installationen sind nicht notwendig.

Auf viele Schalter hat der Hersteller beim Design verzichtet: beim UM 3.0 gibt es nur einen Regler für den Kopfhörer-Anschluss auf der Rückseite sowie eine elegante Touchfläche für das Stummschalten auf der Oberseite des Mikros. Beim UM 9.0 kommt dazu noch ein Drehregler für die Empfindlichkeit des Mikrofons, der gleichzeitig als Taster zum Umschalten der Aufnahme-Charakteristik dient. Dazu aber später mehr. Beide Mikros werden mit einem Metall-Standfuß ausgeliefert, doch während man das UM 3.0 hier direkt aufschraubt, ist das High-End-Modell durch eine fest verklebte Spinne von der Halterung entkoppelt.

Das ist eine nette Idee, immerhin wird das Mikro so etwas unempfindlicher gegenüber Bewegungen auf dem Tisch, etwa während einer Podcast-Aufnahme. Allerdings krankt die Ausführung an der durchwachsenen Materialqualität des aufgeklebten Plastikhalters. Der kam bei unserem ersten Rezensionsexemplar nämlich gebrochen aus der Box – das Gerät war dadurch unbenutzbar und musste getauscht werden. Zusätzlich ist das UM 9.0 auch noch mit einer schaltbaren RGB-Beleuchtung ausgestattet. Das sieht schick aus, insbesondere wenn das Mikro in einem Livestream genutzt wird.

Ordentlicher Klang


Die angeklebte Spinne ist die Schwachstelle des UM 9.0.
Die angeklebte Spinne ist die Schwachstelle des UM 9.0.
Klanglich machen beide Mikros einen soliden Eindruck. Laut Hersteller reicht der Frequenzgang von 20Hz bis 20kHz, die Abtastrate des Tonsignals liegt beim UM 9.0 bei stolzen 192kHz, was bester DVD-Qualität entspricht. Bei UM 3.0 sind es immerhin noch 96 kHz. Im Praxis-Check liegt die von mir subjektiv wahrgenommene Qualität der beiden Mikros allerdings nicht so weit auseinander, wie der Preisunterschied suggerieren möchte. Im Gegenhören des direkten Vergleichs ist das UM 3.0 etwas flacher als das UM 9.0, das meine Stimme wohl insgesamt etwas besser formt.

Generell gilt bei den meisten Mikros nämlich: Das Gerät muss auch zum Sprecher passen. Gerade meine Sprechstimme profitiert dabei von einer Anhebung des Bassbereichs und hier scheint das UM 9.0 die Frequenzen etwas deutlicher zu boosten als das UM 3.0. Das kann bei bassbetonteren Stimmen aber schnell dumpf wirken. Zudem muss man sich entscheiden, ob man einen gewissen Radio-Effekt jetzt mag oder nicht. Generell sind beide Mikros für ihren Preis aber sehr ordentliche Geräte – die Brillanz eines SM7B wird aber natürlich nicht erreicht.

Interessante Ton-Features


Volles Aufnahme-Ornat. Am Mikro-Arm mit Popp-Filter macht das UM 9.0 visuell ordentlich was her.
Volles Aufnahme-Ornat. Am Mikro-Arm mit Popp-Filter macht das UM 9.0 visuell ordentlich was her.
Wie schon angerissen kann das UM 9.0 aber mehr als nur Nieren-Charakteristik. Tatsächlich kann das Mikrofon zwischen binaural (Links-Rechts im Stereo-Spektrum getrenntes Audio), einem Vorne-Hinten-Split sowie omnidirektionalem Audio umgeschaltet werden. Dies soll z.B. Podcast-Aufnahmen mit nur einem einzigen Mikro ermöglichen, etwa wenn sich die Sprecher gegenübersitzen oder ein ganzer Raum aufgenommen werden soll. Dabei ändert sich auch der Klang etwas, natürlich wird mehr Hall und Raumgeräusch aufgenommen, zusätzlich verändert sich der subjektive Eindruck der Ton-Formung, die leicht an Druck verliert. Bei binauraler Aufnahme muss außerdem darauf geachtet werden, dass in Stereo aufgenommen wird, da sich die Tonspuren im Spektrum verteilen.

Bei beiden Mikros fällt auf, dass sie für Bediengeräusche empfindlich sind: Sowohl das Muten über die Touch-Oberfläche als auch das Umschalten der Charakteristik sind hörbar. Das ist aber für die meisten Anwendungen in Ordnung – hier wiegt die mäßige Entkopplung des Standfußes vom Tisch schwerer, die auch durch die Spinne beim UM 9.0 nicht völlig hergestellt wird. Dazu passend bietet Cherry einen per Schraubzwinge befestigten Mikro-Arm an namens MA 6.0 UNI USB an, der ausschließlich für eine hängende Installation der Mikrofone gedacht ist und Kabelwirrwar durch ein integriertes USB-HUB vorbeugt. Der Arm ist ordentlich, einzig die Plastikschrauben an den Gelenken lassen an langfristiger Haltbarkeit zweifeln. Zusätzlich gibt es noch einen eigens für die Mikros entworfenen Poppfilter, der sich problemlos vor die Mikros installieren lässt. Dessen Plastik wirkt zwar etwas billig, er erfüllt seinen Zweck aber solide.

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare zu diesem Thema!
schrieb am