Test: Zathura (Plattformer)

von Jens Bischoff



Zathura
Publisher: 2K Games
Release:
kein Termin
25.01.2006
27.01.2006
Spielinfo Bilder Videos
Euch hat das Buch bzw. der Film "Zathura - Abenteuer im Weltraum" gefallen? Ihr nennt eine Xbox oder PS2 euer Eigen und würdet gerne selbst mal durchs Universum düsen und den fiesen Zorgonen eins vor den Latz knallen? Kein Problem, die Jungs von High Voltage Software wollen euch diesen Wunsch mit der gleichnamigen Videospielumsetzung erfüllen. Lasst euch vorher aber auf jeden Fall von uns über unvermeidbare Risiken und definitiv unerwünschte Nebenwirkungen aufklären!

Aus alt mach neu

Passend zum fantasielosen Ideen-Recycling der Buch- bzw. Filmvorlage, bei der Autor Chris van Allsburg einfach seinen Bestseller Jumanji ins Weltall verfrachtet hat, haben auch die Entwickler eine kreative Auszeit genommen und das dazugehörige Spiel aus bereits entsorgt geglaubten Fundstücken ihrer eigenen Software-Müllhalde zusammengeschustert. Wer genau hin schaut, wird das faulige Gerippe von Codename: Kids Next Door, das man einfach mit neuem Lizenzgewebe überzogen hat, noch deutlich erkennen.
Selbst die Protagonisten finden das Spiel blöd - aber wo er Recht hat, hat er Recht... (Xbox)
 Selbst Kleinigkeiten wie Levelauswahl oder Speichersystem können ihren zweifelhaften Ursprung nicht leugnen - von der quasi 1:1 übernommenen Spielmechanik, über den identisch öden Levelaufbau bis hin zu den gleich primitiven Aufgabenstellungen ganz zu schweigen...

Im Klartext heißt das: Ihr stolpert erneut mit einer Reihe stumpfsinniger Charaktere durch stumpfsinnige Levels und erfüllt stumpfsinnige Aufgaben, während euch stumpfsinnige Gegner mit stumpfsinnigen Angriffen an den Kragen wollen. Zu viel Stumpfsinn? Kein Problem. Natürlich dürft ihr euch auch wieder über eine selten hässliche Optik, ausgesprochen hakelige Steuerung, unglaublich fiese Kameraführung, besonders haarsträubende Kollisionsabfrage und herzhaft stotternde Bildrate freuen. Die insgesamt 26 Spielabschnitte sind abermals lose aneinandergereiht und folgen mehr oder weniger nachvollziehbar dem Ablauf des Kinofilms. Allerdings bestand der Film wohl kaum zu 95 Prozent aus der immer selben Handlungsschleife: Gegner plätten, Schalter suchen, Schalter drücken, Gegner plätten, neuen Raum betreten, Gegner plätten, Schalter suchen und so weiter und so fort.

Augen zu und durch

Zwar gilt es hin und wieder auch ein paar dumpfe Hüpf- und Geschicklichkeitspassagen zu meistern, aber statt für willkommene Abwechslung zu sorgen, verbreiten diese eher noch mehr Langeweile oder sogar Frust. Wenn ihr über bewegliche Plattformen oder Laserbarrieren hüpft, die Kamera plötzlich nicht mehr justieren könnt und immer wieder unnachvollziehbar in tödliche Abgründe rauscht oder bewegungsunfähig mit der Levelarchitektur verschmilzt, ist das gerade bei einem Kinderspiel unentschuldbar. Selbst meine sonst so geduldige Tochter wandte sich schon nach kurzer Zeit fluchend ab. Dabei ist das Rücksetzsystem eigentlich mehr als fair, spendiert euch unendlich viele Continues und katapultiert euch gelegentlich sogar an Stellen, die ihr noch gar nicht erreicht habt - allerdings meist nur dann, wenn ihr es eigentlich gar nicht wollt.
Traurig, aber wahr: Einzig die seltenen Bossfights sorgen für gelegentliche Spielspaßfunken. (PS2)
 Speichern könnt ihr aber nach wie vor erst am Levelende, so dass ihr nach einem frustrierten Abschalten der Konsole, den aktuellen Spielabschnitt nochmals ganz von vorn beginnen müsst.

Die meiste Zeit zottelt ihr aber mit Schleuder-Danny, Knüppel-Walter oder Jetpack-Robo durch völlig lineare Levelkonstruktionen, lasst unspektakuläre Nah- und Fernkampfangriffe vom Stapel, sackt Energie- und Munitions-Auffrischungen ein, löst altbackene Schalterrätsel und hofft, dass das einzig von kurzen Bossfight-Lichtblicken unterbrochene Trauerspiel möglichst bald ein Ende hat. Und tatsächlich, nach drei, vier Stunden tapferer Selbstläuterung flimmert endlich der Abspann über die Mattscheibe und ihr denkt euch: "Mann, eigentlich war Crazy Frog Racer doch gar kein so übles Spiel..." Der geringe Umfang ist bei Zathura jedenfalls definitiv ein Segen und irgendwie könnt ihr es im Nachhinein sogar verstehen, dass sich manche Gegner selbstmörderisch in brodelnde Lava gestürzt haben. Dabei dachte ich zunächst, das läge an der miesen KI. Na ja, zumindest Soundtrack und Synchro waren ohne jeden Zynismus doch ganz ordentlich - vielleicht aber auch nur, weil die Entwickler da nicht ihre Finger im Spiel hatten...    

Kommentare

johndoe-freename-1486866 schrieb am
Ich war gerade drauf und dran, das Spiel bei eBay zu ersteigern. Glücklicherweise bin ich noch rechtzeitig über diesen Test gestolpert - wirklich hilfreich!
4P|Jens schrieb am
Merandis hat geschrieben:hehe, ich liebe solche Tests. :)
Sehr gut geschrieben.
danke für die blumen :)
Todesesel hat geschrieben:lol find ich geil gibts bei euch eigentlich ne toplist of flopgames
nicht direkt. aber wenn du in der navigationsspalte links ein system auswählst, dort auf tests gehst und dann sortieren nach gesamtwertung anklickst, kannst du dir alle spiele mit dem prädikat deiner wahl (z.b. mangelhaft oder ungenügend) auflisten lassen. :wink:
Todesesel schrieb am
lol find ich geil gibts bei euch eigentlich ne toplist of flopgames
ccdx schrieb am
kann man sowas eigentlich als Begründung für nen Attest angeben?
zur verblödung gezwungen als vergewaltigungsgrund?
auf jedenfall klasse test ;-)
ja
trash tests gehören immer noch mit zu den besten
Merandis schrieb am
hehe, ich liebe solche Tests. :)
Sehr gut geschrieben.
schrieb am