Special: Ski Sniper (Shooter)

von Matthias Schmid



Ski Sniper:
"Killerspiel" mit USK18 für Switch?
Entwickler:
Publisher: Crazy Rocks
Release:
18.05.2017
28.02.2020
Spielinfo Bilder Videos
Ski Sniper heißt ein frischer Download-Titel im e-Shop der Switch. Was es mit dem Spiel auf sich hat, warum es so "anstößig" ist und was die USK dazu sagt, erfahrt ihr in unserem News-Spezial.

Killerspiel?

Hier ist es also: das Spiel, welches sich die Frontal-21-Reportagen und Pfeiffers der frühen 2000er erträumt haben. Ski Sniper. Denn damit kannste so richtig zeigen, was Videospiele für eine gewaltverherrlichende Sch**ße sind…

Doch erstmal zur Erklärung: Ski Sniper stammt vom polnischen Indiestudio Crazy Rocks und wurde bereits 2017 auf Steam veröffentlicht, erregte aber kaum Aufsehen - nur 129 Bewertungen in knapp drei Jahren sprechen eine deutliche Sprache. Am 28. Februar ist der Low-Budget-Titel im eShop der Switch gelandet - inklusive USK-18-Logo. Das hat mich doch sehr gewundert: Ein Spiel, dessen Inhalt das Erschießen von Sportlern ist? Mit USK-18-Logo auf einer Nintendo-Konsole? 4,99 Euro später konnte ich mir den Shooter genauer anschauen…

Der Spielinhalt

Im Visier: Die Sportler kommen die Schanze runter, man drückt ab.
Im Visier: Die Sportler kommen die Schanze runter, man drückt ab.
Ski Sniper bietet exakt das, was der Name verspricht: Als Scharfschütze wählt man einen von neun Plätzen rund um eine Skischanze, von wo aus man die Sportler ins Visier nehmen möchte. Anschließend beobachtet man fünf Durchgänge, in denen meist ein, manchmal aber bis zu vier Skispringer einen Sprung ausführen. Dann legt man das Snipergewehr an, zoomt möglichst nahe heran, löst durch Luft-Anhalten eine Zeitlupe aus - und drückt ab. Bei einem Treffer schaltet das Spiel in eine billig wirkende Röntgenansicht, die an prominentere Sniper-Titel erinnert. Je nach Trefferzone (Kopf, Herz, Leber, Nieren, Oberschenkel, etc.) werden Dollar gutgeschrieben, Mehrfach-Kills sorgen für Multiplikatoren. Die Weite, welche der leblose, von altbackener Ragdoll-Physik bewegte Körper noch im Auslauf der Skischanze zurücklegt (und dabei eine Blutspur hinterlässt) spült noch ein paar zusätzliche Dollar in die Kasse. Man hört eine Fanfare und Applaus, anschließend kehrt man zurück ins Hauptmenü, wo die verdiente Kohle in bessere Gewehre (weniger Verwackeln, mehr Zoom) und Luft-Anhalte-Upgrades investiert wird. Das ist alles. Keine erklärende Geschichte, welche die Aktionen des Spielers in einen Kontext setzen könnte. Keine Feinde, nur „zivile“ Sportler. Kein schrille Comic- oder Pixel-Optik, sondern eine nüchterne, wenn auch grafisch sehr bescheidene Abbildung der Realität.

Massaker mit Punkte-Boni und Blut im Schnee.
Massaker mit Punkte-Boni und Blut im Schnee.
Ich denke, wir sind uns einig: Niemand möchte zurück in die Zeit, in der jeder zweite Ego-Shooter indiziert wurde, wo thematisch ähnlich gelagerte Titel wie Silent Scope (wo aber auf Verbrecher geschossen wurde!) sofort auf die Index-Liste wanderten. Im letzten Jahr erhielt bekanntlich auch das extrem brutale Mortal Kombat 11 eine Altersfreigabe ab 18 Jahren. Darin gibt es aber auch: eine ausführliche Geschichte, düstere bis heldenhafte Figuren, nicht tödliche Schläge, unendliche viel Inhalt zum Freischalten. Bei Ski Sniper hingegen wundere ich mich: Der einzige Spielinhalt ist das Töten von Sportlern - klingt reißerisch, ist aber so. Und der Spieler wird für Abschüsse ganz konkret mit etwas Jubel-Sound und virtueller Währung belohnt. Das wäre in etwa so, als würde Exidys Arcade-Aufreger Chiller aus dem Jahr 1986 plötzlich als Download-Retrogame auf die Switch kommen…

Kommentare

johndoe1895783 schrieb am
Poolparty93 hat geschrieben: ?06.03.2020 09:16 Es geht wieder los...
Jetzt wollen wieder irgendwelche Leute erklären, dass es ganz doll schlimmer ist, einen Zivilisten in einem Spiel zu töten, als gegen feindliche Soldaten zu kämpfen. :roll:
Ein toter Mensch mit einer Kugel im Kopf bleibt ein toter Mensch mit einer Kugel im Kopf. Ein Mord wird nicht weniger schlimm, wenn man dem Gegenüber ebenfalls eine Pistole in die Hand drückt oder es in eine Story verpackt.
Solange das alles virtuell geschieht, wird niemandem geschadet und man braucht sich nicht künstlich darüber empören.
Die Killerspieldebatte sollte doch langsam mal vorbei sein.
Das Spiel mag eine fragwürdige Qualität abliefern, aber das USK18-Siegel trägt es zurecht. Für Kinder ist es ungeeignet, aber Erwachsene sollen gefälligst selbst entscheiden dürfen, was sie konsumieren.
Wegen Jugendschutz eine 18+-Freigabe zu verweigern grenzt an Idiotie. Gut, dass es immerhin bei IARC nicht dazu kommen kann.
Wütende Zitate in 3... 2... 1...
ha, ha, wütend nicht, allerdings wird die "Killerspiel"Debatte lange nicht vorbei sein. Spiele kommen ja nun in der Gesellschaft erst richtig in der Masse an und daher wird diskutiert werden.
Allerdings rechtfertigt Hintergrund und Story sehr wohl einen Mord und einen Kill. Ich kenne viele die z.B. Hitler und seine Führungsregime mit viel mehr Freude virtuell abballern, als z.B. einen beliebigen Zivilisten. Weiter auch das Töten in Notwehr. Oder jemand der seine Familie vor der Auslöschung schützt und dabei in Notwehr tötet. Gerechtfertigt und Nachvollziehbar. Jeder der eigene Kinder hat, weiß was Sache ist und das diese simulierten Stories einen dann richtig bewegen können und so manches Game und manche Entscheidung die ich darin gefällt habe, geht mir noch tagelang nach. Es wirkt also und es ist nicht ganz egal, welche Story da gerade abläuft.
johndoe1895783 schrieb am
Das kommt sehr oft vor, wie du das beschreibst. Da stimme ich dir im Allgemeinen zu. Allerdings bin ich mir in Ausnahmefällen gar nicht sicher, ob das dann noch dem großen und ganzen Sinn des Mediums dient.
Z.b. wie angedeutet bei so grausigen Experimenten wie Rape Day zu. Meinst du nicht, das es Grundwerte geben sollte, die beachtet werden sollten wenn wir eine friedliche Gesellschaft anstreben möchten? Mir ist schon klar, dass beim Verbot oder Indizierung z.B. von Rape Day nicht die Vergewaltigung von Frauen auf unserer Welt verschwindet. Allerdings tolerieren wir Menschen überall Vergewaltigung entschieden nicht und sagen alle gemeinsam entschieden dazu Nein! hört auf Frauen zu vergewaltigen! Also, um es ernst zu nehmen und genau zu sein: weshalb eine Erfahrung anbieten, welche die Simulation dessen zulässt?
Und um zu Ski Sniper zurückzukehren: Welche guten Gründe gibt es, das Game zu zocken? Die sollten einem doch dann nach ca. 5 h Spielzeit vergehen, oder nicht? Also, Daseinsberechtigung schon, ist ja nur Mumpitz das Spiel und nicht lustig absurd, sonst hätte es ne spaßige Satire werden können, aber so was das Spiel simuliert find ich schon fragwürdig.
Ich verstehe dass das Thema schwierig ist, weil wir nicht wissen wo wir den Rotstift ansetzen sollten. Mir ist klar, das deswegen nicht der "Spaß" der ungestümen Jugend nach mörderischem Abenteuer genommen werden kann und die Spaß an der Ballerei haben. Erzähle dem Wind, dass er nicht wehen soll.
Ich hab damals mit 12 Jahren Doom durchgezockt und zwar nicht nur einmal und alles was danach kam hab ich gefeiert was ordentlich geballert hat. Wirklich alles. Und ich bereue es nicht. Es war damals total spaßig. Wie du schon sagst, wenn man Älter wird, sieht man die Dinge anders, wird dann (hoffentlich) anspruchsvoller. Konservativ bin ich allerdings nicht, dafür bin ich viel zu viel Systemverweigerer und als Pädagoge, in meinem Feld jedenfalls, darf ich das fast auch gar nicht sein.
Mir ist aber bewusst, dass es...
Paulaner schrieb am
ChristianSmiTh hat geschrieben: ?11.03.2020 22:42
Gummirakete hat geschrieben: ?11.03.2020 08:08 Wenn ich das hier so lese, fühle ich mich weit in die Vergangenheit versetzt. ;)
Varothen hat geschrieben: ?06.03.2020 11:16 Was ist denn diese Daseinsberechtigung von Ski Sniper?
Dieselben Fragen stellten damals Menschen die den Krieg miterlebt haben und sahen, wie Spieler in CoD & Co fröhlich Headshots verteilten. Der größte Horror als spaßiges Videospiel.
Aber ich bin mit Commando Libya und Sex Games aufgewachsen, irgendwann lächelt man über solche Skandälchen nur noch. Solchen Schrott wird es immer wieder geben und auch solche, die es spielen. Man kann sich künstlich drüber aufregen, oder ihn einfach in seiner dunklen Ecke vergammeln lassen...
Echt? "Man" lächelt über solche Skandälchen? Ich nicht.
Ich find´s Scheiße, dass nahezu alles im virtuellen existieren darf. Früher hätte ich anders gedacht, mittlerweile finde ich es teils richtig widerlich -> siehe Rape Day
So ist das, wenn man älter wird. Man hat gewisse Erfahrungen gemacht und entwickelt sich weiter. Alte Menschen neigen dann häufig zu Konservativismus und klar definierten Werten. Andererseits nehmen solche Menschen den Jungen dann die Möglichkeit, eigene Erfahrungen zu machen. Gleichzeitig beschweren sie sich über die - gemessen am ihren eigenen, profundenen Werten - Zügellosigkeit der Jugend. Geht schon seit Jahrtausenden so.
johndoe1895783 schrieb am
Gummirakete hat geschrieben: ?11.03.2020 08:08 Wenn ich das hier so lese, fühle ich mich weit in die Vergangenheit versetzt. ;)
Varothen hat geschrieben: ?06.03.2020 11:16 Was ist denn diese Daseinsberechtigung von Ski Sniper?
Dieselben Fragen stellten damals Menschen die den Krieg miterlebt haben und sahen, wie Spieler in CoD & Co fröhlich Headshots verteilten. Der größte Horror als spaßiges Videospiel.
Aber ich bin mit Commando Libya und Sex Games aufgewachsen, irgendwann lächelt man über solche Skandälchen nur noch. Solchen Schrott wird es immer wieder geben und auch solche, die es spielen. Man kann sich künstlich drüber aufregen, oder ihn einfach in seiner dunklen Ecke vergammeln lassen...
Echt? "Man" lächelt über solche Skandälchen? Ich nicht.
Ich find´s Scheiße, dass nahezu alles im virtuellen existieren darf. Früher hätte ich anders gedacht, mittlerweile finde ich es teils richtig widerlich -> siehe Rape Day
OberstSchmidt schrieb am
Das Spiel ist fast drei Jahre alt und die Bengels feierten es auf Steam... :lol:
schrieb am