Special: Metal Slug: Super Vehicle-001 (Arcade-Action)

von Matthias Schmid



Metal Slug: Super Vehicle-001 (Arcade-Action) von SNK
Das schönste Spiel der Welt
Entwickler:
Publisher: SNK
Release:
24.05.1996
07.08.1997
24.11.2016
kein Termin
30.03.2017
09.05.2008
02.03.2017
Spielinfo Bilder Videos
1996 erschien der schrullige 2D-Kriegsshooter Metal Slug für die Luxus-Konsole Neo Geo. Die bildschöne Ballerorgie bot in spielerischer Hinsicht wenig Neues, doch wurde schnell zur Kultmarke - mit vielen Umsetzungen, Nachfolgern und einer treuen Fangemeinde. In unserem PUR-exklusiven Rückblick beleuchten wir einen außergewöhnlichen Klassiker.


Pixelmagier



Um die Entstehung von Metal Slug einzuordnen und zu verstehen, wie dessen ikonischer Pixel-Look zustande kam, muss man weit vor dem Erscheinungsjahr 1996 einsteigen: Zwischen 1982 und 1986 programmierte und veröffentlichte das japanische Studio Irem mehrere einflussreiche Arcadespiele - Moon Patrol, Kung-Fu Master und natürlich R-Type. In der Folgezeit entwickelte sich das Team zum Experten für rassige Arcade-Action mit außergewöhnlich starker Bitmapgrafik - die Titel wurden, vor allem im Westen, aber nicht zwingend zu namhaften Verkaufsschlagern. Sahen Ninja Spirit (1988) und Hammerin’ Harry (1990) schon klasse aus für die damalige Zeit, festigte sich der Stil einer bestimmten Entwicklergruppe innerhalb von Irem spätestens mit dem Shoot’em-Up Armed Police Unit Gallop (1991), dem Sidescroll-Klopper Undercover Cops (1992) und natürlich der Unterwasser-Ballerei In the Hunt (1993, später für PSone und Saturn umgesetzt). Wer diese Titel spielt, erkennt in den Farbpaletten, den schmutzig-realistischen Pixelobjekten und der Vorliebe für Kaskaden von Explosionen eine eindeutige Handschrift, die schließlich in GunForce II, Irems letztem Arcade-Spiel, kulminiert: Der aufwändig gepixelte Run-and-Gun-Titel fährt berstendes Metall, in Feuer und Rauch verpuffende Feindscharen und einen fliegenden Riesenterminator mit Minigun auf - und wirkt aus heutiger Sicht wie ein allzu deutlicher Vorgriff auf Metal Slug.

Tolles Buch: Prächtige Pixel, Arcade-Flyer und etliche Hintergrund-Infos zur Entwicklung findet ihr im Buch "Metal Slug: The Ultimate History".
Tolles Buch: Prächtige Pixel, Artworks und etliche Hintergrund-Infos zur Entwicklung auf dickem Papier findet ihr im Wälzer "Metal Slug: The Ultimate History".
Nach dem Release von GunForce II wird Irems Arcade-Entwicklungsabteilung aufgelöst - mehrere Mitarbeiter aber finden sich unter dem Firmennamen Nazca Corporation wieder zusammen. Mehrere Mitarbeiter? Die damals in Japan nicht unübliche Verwendung von Pseudonymen in den Credits machte nicht nur Konkurrenzfirmen das Abwerben schwer, sondern torpediert auch die Arbeit von Spiele-Archäologen - oft war und ist nur den japanischen Codern und Grafikern selbst bekannt, wer tatsächlich an welchem Spiel arbeitete. Nazca programmierte für den Irem-Konkurrenten SNK und dessen potente Neo-Geo-Hardware nicht nur ein ansehnliches Golfspiel (Neo Turf Masters) sondern auch ein 2D-Ballerspiel für die Ewigkeit: Metal Slug.

Lesestoff

 

Wer sich ausführlich mit dessen interner Entstehungsgeschichte befassen möchte und ein Faible für traumhafte Pixel auf hochwertigem Papier hat, dem lege ich Bitmap Books’ Wälzer „Metal Slug: The Ultimate History“ ans Herz. Darin finden sich natürlich auch die zahlreichen Nachfolger und Handheld-Ableger wieder, doch auch die Arbeiten am Erstling werden beleuchtet. Inklusive Anekdoten zur generell zu knapp kalkulierten Entwicklungszeit, Schlafsack-Crunchphasen im Büro und der Erkenntnis, dass es eigentlich gar nicht geplant war, dass die Soldaten den kultigen Panzer verlassen - eigentlich war Metal Slug: Super Vehicle-001 nämlich als komplettes Panzer-Actionspiel gedacht.

Schon im ersten Level geht es hoch her - ein Taucher schießt aus dem Wasser hervor, mit den gelben Kisten oben können wir den halben Bildschirm hochjagen.
Schon im ersten Level geht es hoch her - ein Taucher schießt aus dem Wasser hervor, mit den gelben Kisten oben können wir den halben Bildschirm hochjagen.
Vielleicht kennt ihr das gute Gefühl, man könnte es vielleicht sogar Stolz nennen, das man damals (also in der Zeit vor allgegenwärtiger Internet-Berichterstattung) hatte, wenn man ein Medienprodukt - sei es Comic, Film oder Buch - ganz allein von sich aus entdeckt, lieben gelernt und erst später erfahren hatte, dass das Teil ein echter Geheimtipp war oder doch noch zum Verkaufsschlager wurde. Mir ging das mit Metal Slug so. Ich mochte Videospiele seit meiner Kindheit immer schon gern, nannte Atari VCS, C64, Game Boy und NES mein Eigen - doch Anfang bis Mitte der 1990er hatte ich, Baujahr 1981, weder die Kohle noch den spielerischen Horizont, mir Gedanken über PC-Engine- und Neo-Geo-Importe zu machen. Den Metal-Slug-Automat entdeckte ich in der etwas abgeranzten Mini-Arcade des Campingplatzes nahe Venedig, wo meine Familie alljährlich Urlaub machte. Mein damaliger Zockerkumpel und ich pilgerten jeden Tag zur Sala Giochi und warfen unsere 500-Lire-Münzen in Final Fight, Golden Axe oder eben Metal Slug. Das brachial über den Bildschirm rauschende Zweispieler-Feuerwerk aus glühendem Metall, berstendem Holz, explodierenden Panzern und zerplatzenden Körpern machte großen Eindruck auf mich!

Kommentare

4P|Matthias schrieb am
JudgeMeByMyJumper hat geschrieben: ?28.01.2021 15:10 Endlich bin ich zum Lesen gekommen. Hatte den Tab mit dem Artikel jetzt seit VÖ offen und freue mich riesig wie toll das wieder geschrieben ist. Mein Kompliment. Matthias steckt hier so viel Liebe rein, dass es einfach eine Wonne ist das zu genießen. Sehr gerne hole ich mir das jetzt für die Xbox. Freue mich schon richtig drauf, genauso wie auf den nächsten von dir geschriebenen Klassiker. Hoffentlich schon nächsten Monat. ?
Ich bedanke mich ganz ganz artig. Und freue mich. Und der nächste kommt sicher bald - ich hab große Freude mit diesen Artikeln und bin natürlich happy, wenn das rüberkommt.
JudgeMeByMyJumper schrieb am
Endlich bin ich zum Lesen gekommen. Hatte den Tab mit dem Artikel jetzt seit VÖ offen und freue mich riesig wie toll das wieder geschrieben ist. Mein Kompliment. Matthias steckt hier so viel Liebe rein, dass es einfach eine Wonne ist das zu genießen. Sehr gerne hole ich mir das jetzt für die Xbox. Freue mich schon richtig drauf, genauso wie auf den nächsten von dir geschriebenen Klassiker. Hoffentlich schon nächsten Monat. ?
Assar Bubbla schrieb am
Tolle Erinnerungen an die Zeiten in Italien in den Spielhallen. Danke für die die kleine Aufarbeitung der schönen Spiele. Super Vehicle 001!!!
Auron_81 schrieb am
4P|Matthias hat geschrieben: ?25.01.2021 12:28
Auron_81 hat geschrieben: ?25.01.2021 10:23 Ist es also ratsam, sich die Einzeltitel anstelle der Anthology runterzuladen? Wäre für einen kleinen Tipp dankbar. :)
Ja, heutzutage würde ich auf für die Einzel-Episoden plädieren. Da ist die Emulation einfach top und es sieht halt wirklich pixelgenau aus. Und mit den den Teilen 1, X und 3 ist man auch erstmal gut versorgt als Nicht-Hardcore-Fan
Ok prima, das hilft mir weiter! :)
4P|Matthias schrieb am
Auron_81 hat geschrieben: ?25.01.2021 10:23 Ist es also ratsam, sich die Einzeltitel anstelle der Anthology runterzuladen? Wäre für einen kleinen Tipp dankbar. :)
Ja, heutzutage würde ich auf für die Einzel-Episoden plädieren. Da ist die Emulation einfach top und es sieht halt wirklich pixelgenau aus. Und mit den den Teilen 1, X und 3 ist man auch erstmal gut versorgt als Nicht-Hardcore-Fan
schrieb am