Geschenkt ist noch zu teuer
Ich kann es nicht glauben. Es will mir nicht in den Kopf, wie irgendjemand bei Nintendo diesen Titel durchgewunken hat. War hier Vetternwirtschaft am Werk? War man so verzweifelt, ein numerisch anständiges Lineup zum Launch der neuen Konsole zusammenzubekommen? Oder wollte man mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln beweisen, dass man kleine Entwickler auf Switch mit offenen Armen begrüßt? Doch Vroom in the Sky ist kein Aushängeschild. Weder für die Nindies. Noch für die NintendoWare Bezel Engine, die laut Credits genutzt wird. Vroom in the Sky, das als Anspielung auf die Hexe zu verstehen ist, die ein Motorrad statt eines Besens (broom) benutzt, um durch nächtliche Himmel zu fliegen, ist ein Spiel, das ich selbst als Gratisdownload auf einem Mobiltelefon ohne angeschlossene Mikrotransaktionen – also wirklich komplett für umme – nicht haben möchte.
Ja: Man fliegt wirklich mit einer Hexe auf einem Motorrad. Und ja: Die Kulisse ist tatsächlich so karg und vorsintflutlich.
Man hätte aus dem Konzept einiges machen können: Eine Hexe, ein Motorrad, freie Bewegung im Raum. Da fallen mir z.B. entweder Duelle mit anderen Hexen ein. Oder Kontrollpunkt-Rennen. Von mir aus sogar eine Tower-Defense-Variante. Irgendetwas, das Spaß macht. Und wenn man sich schon auf ein supersimples, in keiner Form anspruchsvolles und letztlich banales Konzept stürzt, hätte man es wenigstens in eine ansprechende Kulisse packen können, um zumindest ein paar der spielmechanischen Defizite aufzufangen. Doch hier passt irgendwie gar nichts zusammen.
"I’m cute than you…"
Das beginnt bei der englischen Übersetzung, die trotz unter dem Strich nur geringer Textmenge gespickt mit Fehlern ist. Und damit meine ich nicht potenzielle Kult-Kandidaten à la "All your base are belong to us" – hier ist es einfach nur schludrig. Bei Verben werden scheinbar wahllos Plural- und Singularformen verwendet. Sätze wirken zusammenhanglos. Und wenn im Shop nach dem Kauf eines neuen Vehikels der Kaufpreis mit dem Stempel "Buyed" überdeckt wird, dreht sich nicht nur Shakespeare in seinem Grab in Straford-upon-Aven um. Das ist nicht nur grausam, sondern einfach nur schlecht. Doch Englisch hin, "I’m cute than you" her, die mangelnden Übersetzungsfähigkeiten sind noch das kleinste Problem von Vroom in the Night Sky. Denn der Rest ist nicht besser. Die Gebiete, in denen man mit seiner Hexe, verfolgt von einer sprechenden Wolke (?) unterwegs ist, um auf seinem röhrenden Flugmoped Sternsymbole zu durchfliegen, damit sich ein Tor öffnet oder Sternenstaub einzusammeln, sind nicht sehr groß. Sie sind mit Ausnahme ein paar grob
Wieso taucht diese Hexe in jedem Level auf? These: Das Elend liebt Gesellschaft.
gehauener Polygon-Gebäude und dem einen oder anderen bewegten Objekt wie Schiffen in der Ozeanwelt ziemlich leer. Und sie sind hässlich. Sprich: Während man auf dem Besenersatz sitzt und das Auf- und Abschwellen des Motorsounds einem auf den Geist geht, hat man nicht einmal einen visuellen Anreiz, sich durch die gerade mal acht Abschnitte zu quälen.
Die gelegentlich auftauchende konkurrierende (?) Hexe, die aber letztlich nur dazu dient, sich unkomische Wortduelle mit der Hauptfigur zu liefern, hätte man sich ebenso sparen können wie die Entwicklung des gesamten Spiels. Es gibt keinerlei Herausforderung. Die mitlaufende Uhr spielt nur im Hinblick auf Nebenaufgaben eine Rolle, für die meist Sternenstaub als Währung für den Motorrad-Shop als Belohnung ausgegeben wird. Und so gurkt man durch den unspektakulären Nachthimmel, während des (glücklicherweise ausschaltbare) Dauerrumble nicht nur meine Hände, sondern vor allem meinen Geduldsfaden zum Vibrieren bringt. Man sammelt Sternenstaub ein, damit man sich irgendwann einen neuen Untersatz leisten kann, der mitunter zum Freischalten eines neuen Abschnitts benötigt wird. Immerhin: Nach ein bis zwei Stunden ist die Tortur vorbei. Und man kann ziemlich sicher sein, dass man nie wieder in diesen drögen Vorwand für ein Spiel zurückkehren möchte.