Sparprogramm auf großem Areal
Auch grafisch ist man Welten von Sakunas stimmungsvollen Wetterkapriolen oder der idyllischen Comic-Welt in My Time at Portia entfernt. Stattdessen führt die Reise über erstaunlich karge Felder und an generischen Häusern mit unscharfen Texturen vorbei. Zudem verschmelzen die Kühe während der Streicheleinheiten gerne mal mit meinem Charakter, während sie ihn unmotiviert durch den Stall schieben. Trotz des visuellen Trauerspiels und trotz vorgegebener Perspektive zuckelt das Bild auf der Switch fast durchgehend unruhig vor sich hin. Das Dauerruckeln bleibt gerade noch erträglich, wirft aber oft die Frage auf, welches der gefühlten 30 sichtbaren Polygone denn nun schon wieder die Engine ausbremst. Sogar die Musik bleibt manchmal beim Nachladen hängen.
Das Budget wurde offenbar derart knapp kalkuliert, dass für viele Nebenfiguren nicht einmal echte Namen drin waren. Freut euch auf Gespräche mit „Tierhändlerin“, „Müder Mann“ oder „Plumper Mann“, während sie plump in die Szenerie und wieder heraus teleportieren. Selbst wichtige Figuren wie Wichtel Vitae oder der schroffe Tierfarmer Benni beschränken sich auf (selbst für Harvest-Moon-Verhältnisse) simpelsten Smalltalk. Wie schön, die Leute im Dorf lächeln also häufiger, seit ich da bin. Unheimlich rührend! Ständige Begleiter wie „Doc Jr.“ ermöglichen mir aber immerhin die Konstruktion diverser Gerätschaften, darunter ein Düngermischer aus Bronze oder eine Tierfutter-Mühle für Bennis einseitig ernährte Kühe. Grundsätzlich haben die Entwickler an alles gedacht, was zu einem Harvest Moon gehört, von Haustieren, Bergbau über Jahreszeiten und Festivals, Freundschaftspflege mit individuellen Geschenken bis hin zur Familiengründung.
Doppelt hält besser
Ähnlich wie Halo Infinite braucht auch Halo Halo noch etwas Feinschliff und ein paar Reparaturen, bevor es richtig losgehen kann.
Der Großteil davon wird aber derart austauschbar präsentiert, dass sich allenfalls Neulinge oder junge Spieler im typischen Loop aus Feldarbeit und Erkundung verlieren dürften – alle anderen werden sich mit Erinnerungen an bessere Zeiten abwenden oder lieber gleich eine Runde Stardew Valley starten. Eine Ausnahme sind exotischere Völker, die durch eigene Rituale und Gepflogenheiten immerhin etwas Abwechslung in die Einöde bringen. Die Sitten in Pastilla etwa schreiben es vor, dass Jamil nach meiner Rettung in der Wüste seine Gastfreundschaft beweist. Er hat mich schließlich unangemeldet in die Dorfgemeinschaft gebracht – der Notfall und die Rettung meines Lebens in der sengenden Sonne spielt dabei keine Rolle. Selbst solche vermeintlich persönlichen Details laufen im Endeffekt aber auf gewöhnliche Sammelquests hinaus: In diesem Fall müssen drei Wassermelonen beschafft werden. Kreativ!
An Orten wie der Urlaubsidylle „Halo Halo“ wird nicht geschossen, sondern Holz für die Reparatur des Angelstegs besorgt. Im Café Mahalo wiederum lassen sich Rezepte für die eigenen kulinarischen Experimente besorgen, um mit schmackhaften Gerichten die Widerstandskraft gegen eisiges oder heißes Klima zu steigern. Nach und nach eröffnen sich verschiedene Areale, in denen ich für die Erweckung der Wichtel bestimmt Probleme löse.
Extras gegen Echtgeld
Auf einmal wirkt Pokémon Legenden: Arceus gar nicht mehr so schlicht...
Zur Heilung kranker Kühe soll ich z.B. die eingebildete Tierärztin Gabrielle zur Hilfe überreden, die sich lieber mit der Färbung violetter Haarsträhnen als der Verarztung von Ziegen, Schafen & Co. beschäftigt. Auch Pferde können für eine schnellere Fortbewegung oder die Teilnahme an Reitturnieren gehalten werden. Manche exotischeren Tierarten, Gebiete und Einrichtungsgegenstände fürs Heim lassen sich übrigens (später)
mit dem Season-Pass freischalten. Schon jetzt ist im eShop leider ein Verbesserungspaket für Echtgeld (2,99 Euro) erhältlich, welches Hacke, Gießkanne, Hammer, Axt und Angel um eine Stufe verbessert; zusätzlich enthält es auch Einrichtungs-Themen wie "Schloss", "Steampunk" oder "Raumschiff".