Zu viel simples Knöpfchendrücken
Die Komplexität von
Sakuna: Of Rice and Ruin beim Reisanbau wäre hier vermutlich zu viel des Guten - trotzdem würde mehr mechanische Abwechslung dem Spiel gut tun. Sogar der zunächst geheimnisvolle Besuch bei den kugelrunden Wichteln verkommt schnell zum öden Abklappern ihres Dorfes, um per Knopfdruck Belohnungen abzusahnen und Aufgaben zu verteilen. Ähnlich lustlos wurden die Online-Features umgesetzt, z.B. zum Hochladen von Schnappschüssen. Selbst in Wii-Oldies wie
Animal Crossing: Let's Go to the City konnte man schließlich schon die Welten anderer Spieler besuchen, sogar inklusive Sprach-Chat. Hier hingegen scheint man nur seinen Avatar auf die Reise zuschicken.
Trotz all dieser Versäumnisse offenbaren sich aber auch schnell einige Stärken von Pioneers of Olive Town: Der üppige Umfang und das Feintuning der ineinander greifenden Tätigkeiten profitieren schließlich spürbar von der langen Erfahrung des Teams. Die wirtschaftlichen Zusammenhänge, technischen Hilfsmittel, Läden und helfenden Handwerker wurden größtenteils sinnvoll aufeinander abgestimmt – auch wenn man hier die Konkurrenz durch Mitbewerber vermisst.
Konkurrenz für Stardew Valley?
Guter Rat ist teuer - ein gutes Rathaus ebenfalls.
Der Erkundungsdrang bleibt ebenfalls hinter manch einem Konkurrenzspiel zurück. Die abenteuerliche Aufbruchstimmung des postapokalyptischen
My Time at Portia mit seinen weiten Landschaften und urigen Figuren sollte man hier nicht erwarten.
Stardew Valley versteht es ebenfalls besser, den Spieler mit interessanteren Charakteren in seine liebevoll designte Pixel-Welt zu ziehen. Die Figuren im aktuellen Story of Seasons bleiben dagegen ziemlich austauschbar. Mit ihrem belanglosen, fast immer freundlichen Smalltalk gehen sie viel zu sehr auf Nummer sicher, statt immerhin etwas Profil zu zeigen. Im Gegensatz zum neuen Harvest Moon besitzen aber immerhin alle Personen ihren eigenen Namen statt plump generierter Titel wie „Plumper Mann“.
Kurze Gespräche und individuelle Geschenke fördern erneut die Freundschaft, um später z.B. zu heiraten und eine Familie zu gründen. Wie gehabt spielen auch Geburtstage und Festivals eine wichtige Rolle in der Dorfgemeinschaft, insgesamt gibt es über 200 Events. Sie sorgen aber nicht unbedingt für Abwechslung, da Feste wie die an Ostern erinnernde Eiersuche automatisch ablaufen. Interessanter wird später die Haltung von Pferden zum Reiten, diversen Schaf-Züchtungen oder exotischen Tierarten wie Lamas. Auch verschiedene Pilze lassen sich züchten, sobald man einen entsprechenden Baumstamm zum Anbau repariert hat.
Ländlicher Zeitfresser
Der Knuddelfaktor ist um einiges höher als im aktuellen Harvest Moon. Kein Wunder: Viele Tiere bestehen zu 50% aus Kopf.
Hof und Werkzeuge werden im Laufe der Zeit bei den Handwerkern des Ortes aufgemotzt, was im gewöhnlichen Spiel aber eine ganze Menge Zeit und Ressourcen bedeutet. Allgemein gehen hier viele Spielstunden ins Land, bis eine Jahreszeit verstrichen ist und sich auf der überschaubaren Karte neue Gebiete eröffnen. Das Schlafengehen lässt sich mit Hilfe gekochter Gerichte (plus Nachtisch ohne Völlegefühl!) sogar auf praktische Weise hinauszögern. So wird nach einem langen Tag noch ein abendlicher Trip in eine Mine möglich. Wer den Alltag auf dem Land entspannter angehen möchte, kann übrigens alternativ einen „Setzlings-Modus“ starten. Darin wird das Leben mit Vorteilen wie höheren Einnahmen, höherer Ausdauer und schneller Erfahrungspunkten für Fertigkeiten erleichtert.