Vorschau: Wrath: Aeon of Ruin (Shooter)

von Benjamin Schmädig



Wrath: Aeon of Ruin (Shooter) von 1C Entertainment / 3D Realms
Klassisch - gut?
Entwickler:
Release:
Q3 2021
Q3 2021
Q3 2021
Q3 2021
Early Access:
22.11.2019
kein Termin
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Spielinfo Bilder Videos

Und noch ein Ego-Shooter, der der alten Schule folgt: Wrath: Aeon of Ruin nutzt eine modifzierte Version der Quake-Engine, um in einem modernen Spiel an Doom, Quake, Blood, Unreal und Hexen zu erinnern – so jedenfalls die offzielle Beschreibung auf GOG und Steam. Wie gut oder schlecht das mit der Early-Access-Version schon gelingt, haben wir uns für eine Vorschau angesehen.



Beleuchtung und Artdesign

Natürlich spielt da Nostalgie mit rein, doch ich bin nach wie vor erstaunt, welche eindrucksvollen Kulissen mit der über 20 Jahre alten Technologie heute noch entstehen. Es geht mir nicht um die Zahl der Polygone oder aufwändige Effekte, doch vor allem düstere Gemäuer wirken im Gewand von id Tech 2 wunderbar alt und bedrohlich, wenn Entwickler gekonnt mit Beleuchtung und Artdesign hantieren. So auch in Wrath, dessen Schauplatz einen für diese Art Shooter gewohnt unbestimmtes Fantasiereich darstellt, in dem etliche Monster tagein, tagaus nur darauf warten, sich auf waghalsige Abenteurer zu stürzen...

... was sie hier immerhin sehr erfolgreich tun, weil einige der beweglichen Zielscheiben angenehm aggressiv durch ihr Revier pflügen. Da sprinten aus scheinbar harmlosen Ecken kreischende Untote auf einen zu, während man von mit einem Affenzahn fliegenden Köpfen verfolgt wird. Schleim spuckende Giftsäcke werfen gleich mehrere Geschosse in meine Richtung und selbst anfängliches Fußvolk schießt so schnell und scharf, dass es immer eine Gefahr darstellt.

Speichern mit Einschränkung

Das gilt jedenfalls für den höchsten Schwierigkeitsgrad, der schon in der Early-Access-Version angenehm fordernd ist, hin und wieder aber noch eine Idee zulegen könnte. Im Gegenzug wäre ich dankbar, wenn Entwickler KillPixel Games auf fast unhörbar hinter, neben oder über mir teleportierende Kreaturen verzichten würde, denn diese Art todbringender Überraschungen wirkt demotivierend. Auch ein deutlicheres Anzeigen kaum noch vorhandener Lebensenergie könnte manch frustrierendes Game Over vermeiden.

Viele Gegner gehen aggressiv und schnell gegen den Spieler vor.
Angenehm fordernd: Viele Gegner gehen aggressiv und schnell gegen den Spieler vor.
Klar definierte Herausforderungen sind vor allem deshalb wichtig, weil man in Wrath: Aeon of Ruin nicht jederzeit speichern darf. Erstaunlicherweise funktioniert das von KillPixel gewählte Prinzip aber richtig gut, denn man wählt die Speicherpunkte durchaus selbst – muss dafür allerdings Seelenanker einsetzen und die findet man nicht alle Nase lang. In den ersten zwei großen Levels geht das Verhältnis aus vorhandenen Ankern und Schwierigkeitsgrad jedenfalls so gut auf, dass ich das System als sehr gelungen empfinde. Als Absicherung wird der Fortschritt ja auch beim Betreten einiger Bereiche automatisch festgehalten. Nur das Laden eines Spielstands könnte besonders nach dem Ableben gerne schneller von der Hand gehen.

Versteckte Schlüssel für verborgene Kisten

Den Soundtrack zu Wrath schreibt übrigens Andrew Hulshult, der schon Musik für Amid Evil, Dusk, Quake Champions sowie die Brutal-Doom-Mod geschrieben hat und auch am kommenden Prodeus beteiligt ist.
Interessant ist übrigens der Aufbau des Spiels, denn die einzelnen Levels erreicht man über einen zentralen Außenbereich. Man darf sie zwar nicht in beliebiger Reihenfolge betreten, aber jederzeit in vorher besuchte Abschnitte zurückkehren und dort liegen gelassene Munition oder Gesundheitsfläschchen auflesen. Überhaupt gibt es einige nicht riesige, aber angenehm umfangreiche Areale unter freiem Himmel, in denen es vor feindseligem Getier freilich nur so wimmelt. Dass man dort recht oft an kleinen Felsen oder anderen Hindernissen hängen bleibt und nicht immer sofort zum Stehen kommt, ist ärgerlich. Alles in allem fühlen sich Waffen und Bewegung aber angenehm direkt und gewichtig an. Nur zu der perfekten Präzision eines Shooters von id Software fehlt Wrath eben noch ein Stück.

Das Design der Innenräume könnte zudem mehr Abwechslung vertragen, denn viele Areale gleichen sich so sehr, dass ich mich trotz eines guten Orientierungssinns häufig verlaufen habe. Ein Mehr an Abwechslung würde auch helfen, den ebenso atmosphärischen wie monotonen Mauern zusätzlichen Charakter zu verleihen. Schwer zugängliche Kisten mit mehreren Fundstücken, deren Schlüssel man auch erst einmal finden muss, sind hingegen gelungene Belohnungen und ergänzen viele weitere gut versteckte Geheimnisse.

Schrot oder Raketen?

Außenareale und Innenräume wechseln sich ab, wodurch sich Wrath angenehm weitläufig anfühlt.
Außen- und Innenareale wechseln sich ab, wodurch sich Wrath angenehm weitläufig anfühlt.
Geschossen wird ganz klassisch mit Schrot- und Schnellfeuergewehren sowie Pistole oder einem Granatwerfer, der genau wie manche Monster grüne Schleimbällchen spuckt. Leider macht mir Letzterer ähnlich wenig Spaß wie die aus Unreal bekannte Bio Rifle. Da die Geschosse höchst unspektakulär auf Kulisse oder Gegner platschen und auch die Handhabung noch dazu ungenau ist, verzichte ich lieber darauf. Mit dem Rest des Arsenals habe ich allerdings schon in dieser frühen Version viel Spaß, da die Waffen einen satten Klang mit hoher Genauigkeit vereinen. Sie alle verfügen außerdem über einen zweiten Feuermodus, mit dem die Schrotflinte etwa Raketen verschießt und das MG schwere Geschosse austeilt, welche z.B. die rasenden Köpfe ausbremsen.

Eine Prise Magie kommt schließlich mit Artefakten ins Spiel, mit denen man ein paar Sekunden lang die Lebensenergie aller getöteten Gegner der eigenen zuführt oder eine kurze Zeit lang unverwundbar ist. Dass diese wichtigen Hilfen zu den Objekten gehören, die man in versteckten Ecken finden kann, wertet nicht zuletzt das Erkunden der Umgebung auf.
 

AUSBLICK



Wer klassische Ego-Sooter sucht, hat diesen hier vermutlich ohnehin längst auf der Liste – und tatsächlich ist Entwickler KillPixel damit auf einem guten Weg. Wrath: Aeon of Ruin sieht gut aus, spielt sich überwiegend klasse und wirft wagemutigen Abenteurern anspruchsvolle Gegnergruppen in den Weg. Perfekt ist es im aktuellen Zustand aber nicht. Dazu gleichen sich viele Innenräume zu sehr und man segnet gelegentlich das Zeitliche, weil von hinten Monster aus dem Nichts auftauchen oder man an einem Hindernis hängenbleibt. Im Gegenzug sorgt das fordernde Speichersystem für Spannung, ohne auf manuelles Speichern komplett zu verzichten, während schnelle, aggressive Kreaturen angenehm viel Druck machen und den geschickten Einsatz des ausreichend abwechslungsreichen Arsenals erfordern. Was Wrath sein will, scheint es also auch zu werden!
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Kommentare

Civarello schrieb am
Naja, für diejenigen die bei der Optik "im Strahl kotzen möchten" oder "davon rennen wollen" gibts ja genug andere Spiele; die ihren Schwerpunkt halt lieber auf Optik, "Immersion" und Setpieces setzen. Aber für Leute die mit dieser Art Shooter nicht mehr viel Anfangen können gibts halt nicht mehr viel mit einer etwas moderneren Kulisse.
Ich hätte auch nix dagegen wenn es die Kombination aus Old-School(igerem)-Gameplay und moderner(er) Optik öfters gäbe; ich hoffe mal zb. auf Witchfire und natürlich DooM: Eternal. Nur zählt für mich halt überwiegend das Gameplay; und hier bieten die meisten modernen Vertreter für mich so gut wie gar keinen Anreiz mehr. Zum Gameplay gehören für mich zb. auch gutes Leveldesign, variantenreiche Gegnertypen und Waffen. Und nein, damit meine ich nicht zb. 20 verschiedene SMGs. Und gerade in diesen Bereichen versagen viele der modernen und angesagten Shooter jämmerlich........
Poolparty93 schrieb am
Das schau ich mir auf jeden Fall nochmal genauer an, wenn es aus dem Early Access raus ist.
Den Grafikstil find ich richtig gut. Ich kann mir aber nicht erklären, wieso das so ist. Zu Quake habe ich nämlich absolut keine emotionale Bindung oder Nostalgiegefühle. Wenn ich wohlig schauernd an alte Shooter denke, dann an Wolfenstein 3D (hässlicher) oder 007 Nightfire (hübscher).
Stryx schrieb am
Hätte nichts dagegen, wenn das Spiel auf moderne Grafik setzen würde. Aber sehen wir es positiv. Der Entwickler kann sich nicht hinter irgendwelchem Grafikklimbim verstecken, wie bei so ziemlich allen modernen Shootern, sondern muss tatsächlich etwas bieten und auch spielerisch glänzen.
Wird glatt zur Wishlist hinzugefügt.
reflection schrieb am
blackwood hat geschrieben: ?14.01.2020 07:53 Ich verstehe auch nicht, wie so manche hier, warum ich in den heutigen Zeiten einen über 20 Jahre alten Grafikstil benutzen muss um ein "feeling" zu erschaffen das mich einfach nur zum davonlaufen animiert. Wenn ich einen old school shooter erschaffen will dann muss ich doch die Mechanik und das Wesen eines Spiels erschaffen und einfangen und nicht nur auf ungeschönte Retropixelscheisse bauen. Genauso wie die ganzen pixelstyle Platformer und ähnliches. Sind die Entwickler einfach nur zu Faul um sich in neue Engines einzuarbeiten, sind die alten günstiger / kostenlos? Wir Gamer geben doch Unmenge für gute Grafikkarten aus, für sowas? Hell no! Abseits der Grafik verstört mich dieses ständige Gewusel in dem Trailer wo nach JEDEM Schuß gestraft, ausgewichen, weggerannt ...wird! Natürlich mögen das manche, und ich bin vermutlich nur schon zu alt dafür aber ich würde das nicht spielen wollen und werde es auch nicht.
Naja, es gibt halt ein Bedürfnis und Verlangen nach diesem Look.
Es geht da nicht darum, dass manche Entwickler zu faul oder schlecht sind, um einen modernen Grafikstil umzusetzen, sondern es ist eine ganz bewusste Entscheidung ein Spiel aus dem Boden zu stampfen, was eben nach all den alten Arcade-Tugenden schreit, mit denen ich z.B. in den 80ern und 90ern großgeworden bin. Und ich denke, dass ich da nicht alleine bin, es gibt einfach einen Markt dafür: weg von den Triple A Produktionen mit fotorealistischer Grafik, hin zu den Indie-Spielen mit Pixel-Look und hervorragendem Gameplay. Das muss nicht jeder nachvollziehen und das ist auch ok, jeder sollte das spielen, was ihm/ihr gefällt.
Aber ich bin auf jeden Fall froh, dass es Perlen wie Dead Cells, Hyper Light Drifter, Ion Fury, Wrath etc gibt. Back to the basics, schnörkellos, unterhaltsam, schneller Einstieg?hab ich als bald 40 jähriger extrem Spaß dran. :D
Kajetan schrieb am
Der Chris hat geschrieben: ?14.01.2020 08:43 Klar...irgendwann kommt man halt auch in ein Alter, wo man nicht mehr so schnell kann. :mrgreen: Da sind CoD und Halo natürlich besser geeignet. Halt irgendwas wo man sich in die Ecke kauern und warten muss, um sich zu heilen.
Ich bin in dem Alter, wo die Reflexe spürbar nachlassen ... und dennoch kann man solche Shooter zocken, denn Erfahrung und Muskelerinnerung können hier gut kompensieren :)
schrieb am