Test: Spyborgs (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Capcom
Release:
25.09.2009
Spielinfo Bilder Videos
Teamattacken nach Schema F

Der erste Bosskampf gegen 86 gehört noch zu den Höhepunkten der ersten drei Stunden. Warum hat man nicht mehr davon angeboten? Lediglich drei Bosse warten in sechs Stunden auf euch.
Auch das vielversprechendste Element, die Teamattacken in Zeitlupe, die zur sofortigen Zerstörung selbst größerer Gegner führen, ist viel zu statisch: Ja, es sieht gut aus, wenn Bouncer eine Riesenspinne in die Luft schmeißt, damit Clandestine im eleganten Sprung den finalen Stich setzen kann. Aber man ahmt mit Remote und Nunchuk immer dieselben dualen Gestenmanöver nach. Sprich: Je nachdem, wer sie auslöst, macht man erst die eine und dann die andere Bewegung.

Es gibt also weder einen nennenswerten Zuwachs an Kombos oder individuellen Fähigkeiten noch frische Teamangriffe, die vielleicht mal drei oder vier Gesten hintereinander fordern. Nach knapp drei Stunden hat man dann auch schon drei Episoden und damit die Hälfte des Spiels gelöst. Alles läuft bis zum Finale strikt linear ab, man hetzt quasi von einer gut aussehenden Arena zur nächsten - und die Barrieren werden erst dann geöffnet, wenn man alle Feindwellen besiegt hat.

Die Mauer muss weg!

Neben futuristischen Hallen steht auch ein Dschungel auf dem Programm - allerdings geht es strikt linear zur Sache.
Hier haben die Entwickler dann auch noch geschlampt: Es kann passieren, dass man alle Feinde vernichtet hat, aber einer außerhalb (!) der Barriere übrig ist - dann heißt es tatsächlich: Level neu laden. Oder es kann sein, dass die Barriere nicht verschwindet, weil einfach keine weiteren Gegner auftauchen - man muss dann die betreffende Stelle mit dem Auslöser finden, damit man den Rest vernichten kann.

Aber auch ohne Mauerbug oder erfolglose Monstersuche kann es zu nervigen Wiederholungen kommen: Es gibt nämlich kein Checkpointsystem - wenn beide Helden sterben, muss man alles von vorne angehen. Es gibt fünf Schwierigkeitsgrade, wobei zu Beginn nur vier zur Verfügung stehen. Schon der dritte "Hardcore" hat es in sich: Hier kommt es nämlich darauf an, dass man gut blockt und clever Kombos sowie Teamangriffe ausführt. Ersteres ist leider so gut wie untauglich, da es zum Stillstand führt und keine Riposte erlaubt. Und die KI ist nicht der beste Partner, denn sie kämpft relativ zurückhaltend, kann selbst keine Teamattacke einleiten und auch keine Befehle wie passives oder aggressives Verhalten entgegen nehmen - man hat also keinerlei Einfluss. Das wird zwar dadurch relativiert, dass man auf Knopfdruck auch in die Haut des Partners schlüpfen kann, aber erst wenn man mit einem menschlichen Spieler zusammen loslegt, kann man wirklich effizient attackieren. Und erst dann sollte man "Hardcore" spielen.
 
Post mortem

Ich hatte gehofft, dass Capcom noch Abwechslung über Jump'n Run-Elemente oder Rätsel einbringen wird, schließlich steckt ja Spionage im Titel, aber es gibt nichts. Dazu sollte man wissen, dass dieses Spiel von den Entwicklern eigentlich auf Action und Puzzel ausgelegt wurde und auch so beim ersten Mal präsentiert wurde. Allerdings hat Capcom dann alles bis auf die geradlinige Action gestrichen. Warum eigentlich? Das war ein Fehler!

Spyborgs ist unterm Strich ein wunderschöner, aber leider viel zu monotoner Brawler alter Schule.
So fehlt es an akrobatischen Herausforderungen und Erkundungsreizen, denn das Scannen der Umgebung nach "Geheimnissen" entpuppt sich als schnödes Absuchen, ähnlich belanglos arrangiert wie in The Conduit : Man hält die Remote dahin, wo es flimmert und kann dann Kisten mit Energie oder Schalter finden - toll. Und die sorgen nach der Bedienung immer wieder dafür, dass leuchtende Plattformen auf dieselbe Art gefühlte hundertmal ausgefahren werden; es gibt selbst hier keine Abwechslung!

Das höchste der Entdeckungsgefühle wird erreicht, wenn man unsichtbare Feinde auf diese Art enttarnt - warum gibt es nicht mehr dieser Überraschungen? Immerhin kann man auch gut versteckte Tonbänder finden und dann allerdings erst im Menü anhören, um noch weiter verwirrt zu werden. Warum macht man das so umständlich und spielt den Inhalt nicht sofort ab? Und man hat irgendwann gar keine Lust mehr, sich die Bänder zu Gemüte zu führen, denn das Erzählte ist so fragmentarisch, dass sich kaum ein roter Faden ergibt.

Zwar gibt es auch Zwischensequenzen, in denen die drei Helden theoretisch über Dialoge greifbarer werden könnten, aber praktisch bleiben sie Abziehbilder ohne Charakter. Sie sehen zwar ähnlich sympathisch aus wie die Comicfiguren in Ratchet & Clank , aber sie versprühen nicht mal ansatzweise den Witz und den Charme der Vorbilder - und das, obwohl einige der Entwickler von Insomniac kommen.
    

Kommentare

USERNAME_1521296 schrieb am
Ich habe dem Spiel auf meiner Seite 85% gegeben (wie schon oben angesetzt) und das zurecht, wie ich finde. Ich spiele es jetzt schon über 12 Stunden und es gibt noch viel zu tun. Durch die Massen an Extras und den Mords-Fun bleibe ich lange an dem Game dran. Und da obwohl ich bisher nur allein gezockt habe. Das ist besser als z.B. Dead Space Extraction, wo ich bis dato vielleicht rund 6 Stunden gespielt habe, durch bin und es nichts mehr zu tun gibt.
Ich kann Spyborgs nur wärmstens empfehlen. Steht dem guten alten Turtles in Time in nichts nach!!
lAmbdA schrieb am
Komisch.
Jetzt kommen die HD Rocker und sagen: "Typisches Wii SPiel!".
Aber mal unter uns... ist das nicht ein typisches PS360 Spiel? Gute Grafik und sonst nichts ? :)
Wenn wir schon mal bei dämlichen Klieschees sind...
Naja, ich finds Schade. :arrow: Thek.
Apokh schrieb am
Naja, ich hoffe auf das was versprochen worden ist: "Back to the roots" und in den 90ern shatten wir auch ohne Story ne Menge Fun. Ich werds mir trotzdem holen, und hoffe, dass es viele andere auch tun... ganz egal was irgendein Magfuzzi dazu schreibt ;) die sind doch eh alle schon übersättigt (wär ich auch wenn ich immerfort spielen MÜSSTE)^^
USERNAME_1521296 schrieb am
*hm* Also ich habe das Spiel und würde dem gute 85 % geben. Es rockt richtig geil und ich kenn kein Wii-Spiel bei dem es so fetzt wie hier. Macht richtig fun. Eines der Games die mich irgendwie an Turtles in Time erinnern, nur halt was krasser. Muss man selbst spielen aber ich habe rund 50 Wii-Spiele und Spyborgs gehört definitiv zu den Spaßgranaten
bing-ding schrieb am
ravengp hat geschrieben: Ich habe das Glück alle 3 Konsolen zu Besitzen.
Und wenn jemand Behauptet das Spieleangebot der Wii wäre BESSER als die der beiden anderen Konsolen kann ich nur den Kopf schütteln. Meine Wii verstaubt während 360 und PS3 fast täglich rennen .
Sind dir Wörter wie "Geschmack" und "Zielgruppe" ein Begriff? Die Frage richtet sich übrigens an alle "Blah hat das bessere Lineup als Blubb!!!"-Schreier (sorry, dass ich dich da jetzt rausgepickt habe).
schrieb am