Test: Kirby und das magische Garn (Geschicklichkeit)

von Paul Kautz



Kirby und das magische Garn
Entwickler:
Publisher: Nintendo
Release:
25.02.2011
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ab 79,98€
Spielinfo Bilder Videos
Er ist klein, er ist rosa, er ist ein laufender Ballon, der Gegner sowie lecker aussehende Dinge einfach in sich hinein saugt - Kirby, einer von Nintendos ältesten, wenn auch nicht gerade bekanntesten Helden. Wie viel bleibt von diesem Heldentum noch übrig, wenn man den Knirps um den größten Teil  seiner Eigenschaften beraubt?

Das glückliche Herz

 

Video: Kirby und das magische Garn steckt nicht nur voller wundervoller Ideen, sondern sieht auch einfach wunderschön aus.
Es gibt Spiele, da spürt man sie - die Liebe. Ist ganz ähnlich wie im richtigen Leben: Bei dem einen spürt man sie sofort, bei dem anderen stellt sie sich einfach nicht ein. Komisches Ding, diese Liebe. Ganz besonders im Spielebereich, wo ja viel zu oft der Polycount ein Indikator für die Qualität ist. Und dann gibt es Spiele wie A Boy and His Blob , Braid , Plants vs. Zombies oder Muramasa - bei denen man von Anfang an weiß, dass dahinter Entwickler standen, für die (zumindest in mancher Hinsicht) nicht der große kommerzielle Erfolg oder die technisch aufregendste Grafik im Vordergrund standen. Sie investierten ihr Herzblut, um das bestmögliche Ergebnis abzuliefern. Genau wie bei Kirby und das magische Garn.

Es ist eine Sache, ein Spiel niedlich zu gestalten - und eine ganz andere, das Ganze zum Verrücktwerden niedlich zu machen. Kirby und das magische Garn (nachfolgend KMG abgekürzt) ist so ein Fall: Schwingt man sich in Melody Town an einer Harfe entlang, ertönt nicht nur ein harmonischer Akkord, sondern heraus purzeln auch bunte Noten, die einen kleinen Regenbogen ergeben, der von Kirby eingesammelt werden kann. Verwandelt sich das rosa Knäuel in einen Wüstenbuggy, entstrickt sich auf einmal ein schnelles Rennen gegen gegnerische Piloten - an dessen Ende man je nach Platzierung auf dem Treppchen steht und statt einer Champagner- eine Edelsteindusche verpasst bekommt. Ein Bossgegner ist ein fieser Zauberer, der seine gemeinen Tricks vor einem atemlos mitfiebernden Publikum auspackt. In einem Spielzeug-Level sitzt ein großer, sehr traurig aussehender Teddy herum - flickt man seinen aufgerissenen Fuß, grinst er auf einmal wieder ganz breit. Yay, ein Glücksbärchi! Und Oberbösewicht Grimmgarn beschwört seine Schergen nicht einfach so in die Welt - nein, er strickt sie hinein! Und das war wirklich nur ein Bruchteil der wahnwitzig liebevollen Ideen, die in KMG stecken - das Spiel ist so inspiriert und zuckersüß, dass man dahinter eine Attacke der 
Gesteppt, gestrickt, geknotet, geflochten, genäht, geklöppelt - in Kirby und das magische Garn steckt all die Weisheit der Näherinnen dieser Welt. Sowie eine kaum meßbare Extraportion Liebe!
Zahnarztlobby vermuten könnte! Auch die eigentliche Geschichte wird wie von einem Märchenonkel vorgetragen. Was wörtlich zu nehmen ist, denn die Figuren selbst kommen nicht zu Wort - der Sprecher variiert einfach seine Stimme, während er die Geschichte vorliest.

Der Stoff, aus dem die Helden sind

Würde KMG all diese Ideen haben, aber aussehen wie Ottonormal-Jump-n-Run, wäre es trotzdem schon ein Gewinner. Aber das ist nicht der Fall, denn zum cleveren Spieldesign gesellt sich eine extravagante Präsentation, die im Spielebereich ihresgleichen sucht: Alles, aber auch wirklich alles sieht so aus, als würde es Omas Strickkiste entspringen! Die Umgebung, Freund, Feind, alle Objekte, einfach alles besteht aus Wolle, Fäden, Knöpfen, Reißverschlüssen oder Stofffetzen. Okay, LittleBigPlanet ging in eine ähnliche Richtung, aber nicht mal ansatzweise so konsequent wie Kirby! Denn hier ist die Präsentation nicht nur die Visualisierung eines bestimmten Stils - nein, das ganze Spiel ist um dieses Thema herum gestrickt! Gegner werden nicht getötet oder aufgesaugt, sondern aufgedröselt. Der Stoffboden gibt bei jedem von Kirbys Schritten ein ganz klein wenig nach, so als würde er auf einem Teppich laufen.  Betritt man ein Haus, verschwindet Kirby dahinter - klettert er nach oben, bewegt sich einfach ein Knubbel unter der Grafik, als würde sich eine Katze unter einer Bettdecke austoben.  Neue Levels werden nicht einfach geöffnet, sondern teilweise bemerkenswert aufwändig frei animiert: Mal boxt ein Riese eine weitere Welt frei, mal pustet ein Lampengeist mächtig, mal wird ein riesiger Stoffkuchen Stück für Stück zusammengestellt. Und nicht zuletzt besteht sogar eine Trivialität wie ein Lensflare nicht einfach nur aus hellen Objekten, sondern aus hellen Stoffresten. Brillant!   
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Kommentare

IxAxUx schrieb am
Kirby ist bisher das einzige Spiel, welches ich auf der Wii gespielt habe. Es hat riesen Spaß gemacht und ich werde es auch irgendwann wieder in die Wii einwerfen und nochmal spielen. Gerade zu zweit war es sehr spaßig und kurzweilig.
kofl schrieb am
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Wulgaru schrieb am
qed
Wird wohl keinen deutschen Spieler geben der diesen Titel besser findet.
Gleichzeitig ist er ein guter Titel und kein Angelsachse wird Probleme damit haben. :wink:
Sir Richfield schrieb am
Edna & Harvey: The Breakout
You're welcome. ;)
PS: Wo wir doch alle wissen, dass Liebe ein Schlachtfeld ist. ;)
Das ist dann aber auch der Grund, warum die Angelsachsen manche Dinge dann lieber in Deutsch - oder was sie dafür halten - hören.
Wir klingen martialisch für ihre Ohren.
(Wie der Kindergarten da jetzt reinpasst? Schon mal in einem gewesen, ausser damals? *g*)
Warum die Japaner jetzt gerne deutsche Worte in ihren Medien nutzen... weiß der Geier...
Wulgaru schrieb am
Ach was...man findet meist das besser was man zuerst gehört hat. Natürlich ist so etwas wie hier bei Kirby ein Sonderfall weil es auch nicht sehr griffig und zu lang ist.
Ich weiß aber zum Beispiel nicht wie Edna bricht aus international heißt....glaube aber gleichzeitig nicht das jemand Probleme mit einem Titel namens Edna´s Rage oder so gehabt hätte, wenn er von Anfang an so gelautet hätte.
Generell finde ich aber aggressive Wörter im deutschen besser. Krieg ist ein zehnmal bedrohlicheres Wort als War. Oder Schlachtfeld grausiger als Battlefield.
schrieb am