Test: Sonic Mega Collection Plus (Plattformer)

von Paul Kautz



Sonic Mega Collection Plus
Entwickler:
Publisher: Atari / Sega
Release:
28.03.2006
10.02.2005
10.02.2005
Spielinfo Bilder  
Retro ist in: Die NES Classics versetzen den GBA lässige 20 Jahre in die Vergangenheit, in Metal Slug 3 ballern sich Pixelmännchen Pixelblei um die Ohren, alte Helden stehen öfter aus dem Spielesarg auf als Graf Dracula. Aber einer hat noch gefehlt – ein kleiner blau-roter, extrem rasanter… Igel! Jawohl, Sonic feiert das Revival seiner klassischen Games. Wir haben mitgefeiert.

Need for Speed

Sonic ist für Sega das, was Mario für Nintendo darstellt: ein Idol, ein Verkaufsmagnet, eine Melkkuh - der kleine blaue Igel mit den hervorstechenden roten Turnschuhen brachte dem Mega Drive den Durchbruch und Sega heftig klingelnde Kassen. Seit den frühen Neunzigern rast der blaue Blitz über jedes Sega-System, seit einiger Zeit gibt er auch auf den Konsolen des ehemaligen Erzfeindes Vollgas.
Das Gewinnerteam Sonic & Tails kam in Sonic 2 erstmals zusammen.
Und da ein neues Game gegenwärtig nicht in greifbarer Nähe ist, kommt ein Revival der klassischen Titel gerade recht.

Vor zwei Jahren gab es bereits eine Sonic Mega Colletion für den GameCube, die einige der frühen Sonic-Auftritte vereinigte. Das »Plus«, welches die Xbox- und PS2-Versionen auszeichnet, hat gleich mehrere Gründe: Zum einen steht es für einen ganzen Batzen Extra-Content wie zusätzliche Spiele und Artworks, zum anderen für das Speicher-Feature. Im Gegensatz zu den Originalen dürft ihr jetzt immer und überall den Spielstand sichern, was nicht nur dem Zeitgeist entspricht, sondern auch der schnellen Sonic-Runde in der Mittagspause deutlich entgegenkommt. Auf der anderen Seite wird dadurch den teilweise sehr herausfordernden Games erheblich der Zahn gezogen, speziell die Spieldauer geht flöten. Und da das Speichern überdies sehr lange dauert, sollten es Oldschool-Fans als indirekte Cheat-Möglichkeit gar nicht erst beachten.

Jede Menge Sonic

Die Sonic Mega Collection Plus hat nicht nur einen der längsten Namen aller Compilations, sondern vereint nahezu alle Sonic-Games der 8- und 16Bit-Ära auf einer Disc. So findet ihr hier vom Mega Drive die legendären Jump-n-Runs Sonic 1, 2 & 3, Sonic & Knuckles (inkl. Simulation des 2-Modul-Spiels), die coole Puzzelei »Dr. Robotnik’s Mean Bean Machine«, den missratenen Iso-Ausflug »Sonic 3D« und den gleichfalls mäßigen Flipper »Sonic Spinball«. Richtig oldschool wird es mit den Umsetzungen von Segas Handheld Game Gear: Sonic, Sonic Chaos, das eigentümliche Kart-Rennen Sonic Drift und mehr komplettieren das Bündel. Wie man schon liest,
Es darf gepuzzelt werden: Dr. Robotniks Mean Bean Machine ist ein gelungenes Knobelgame.
ist nicht jedes Game ein Volltreffer – Sonic 3D, Sonic Drift und weitere sind bestenfalls Füllmaterial, welches sich der Vollständigkeit halber gut in der Sammlung macht, aber keinen längeren Blick wert ist. Dafür vermisst man einige Titel: Sonic CD fehlt nach wie vor, Sonic Triple Trouble wäre auch nett gewesen – aber was fehlt, wird ja durch das Bonusmaterial ausgeglichen.

So lassen sich z.B. vier Sonic-fremde Games teilweise über haarsträubende Wege freispielen – teils braucht ihr einen Sonic Heroes-Spielstand, teils müsst ihr ein anderes Game 30 mal starten. Nach all der Mühe warten dann die fetzige Comic-Prügelei »Comix Zone«, das bunte Jump-n-Run »Ristar«, das niedliche Geschicklichkeitsspiel »Flicky« sowie das Actiongame »The Ooze« auf euch. Weiterhin haben etwas schwer zu lesende Sonic-Comics, schöne Konzeptzeichnungen, Handbücher und kleinere Filme aus Sonic Heroes ihren Weg auf die Schillerscheibe gefunden – nicht spektakulär, aber schöner Durchwühlkram für den gestandenen Sonic-Fan.

Alles wie früher?

Technisch dürft ihr natürlich nicht zu viel erwarten, schließlich handelt es sich hier nicht um eine aufpolierte Neuauflage, sondern um eine Portierung der Original-Spiele. Dadurch sieht fast alles noch genauso aus, wie vor 14 Jahren – aber nur fast! Denn dank cleverer Emulationstechnologie gibt es doch einige Verbesserungen in den kunterbunten Sonic-Welten: Z.B. existieren dank intelligenter Interpolationstechnik 
Nicht jeder Titel ist ein Volltreffer - Sonic 3D z.B. ist spielerisch eher wertlos.
keine Monsterpixel mehr, das schlimme Interlace-Flimmern im Mehrspielermodus von Sonic 2 gehört ebenfalls der Vergangenheit an. Auf der anderen Seite ist der  Zahn der Zeit natürlich gut geschliffen: Während die Mega Drive-Games auch heute noch sehr schön anzusehen sind, wirken gerade die Game Gear-Titel extrem blockhaft und schrammen nicht nur auf großen TV-Geräten gerade so an der Augenkrebs-Schmerzgrenze vorbei – die wären im Rahmen einer GBA-Compilation wirklich besser untergebracht. Außerdem wird bei diesen Games nur ein kleiner Bildschirmausschnitt genutzt – je nach Spiel erwarten euch mehr oder weniger dicke Balken.

Da es sich »nur« um Portierungen und nicht um verbesserte Umsetzungen handelt, bekommt ihr es sogar ab und an noch mit klassischen Bugs zu tun: In Sonic 2 bleibt der Igel bei sehr seltenen Gelegenheiten einfach in der Luft hängen, Sonic&Knuckles können einige eigentlich stationäre Hindernisse verschieben, Sonic Spinball spielt sich nach wie vor einen Tick zu zäh – in den ersten Fällen erweist sich das Speichersystem dann doch als Segen.

        

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