Test: Escape from Bug Island (Action-Adventure)

von Jens Bischoff



Escape from Bug Island
Entwickler:
Publisher: Eidos
Release:
28.09.2007
Spielinfo Bilder  
Survival-Horror für Wii gibt es eigentlich nur in der Form von Resident Evil 4. Das will Eidos mit dem bereits seit einem Jahr in Japan erhältlichen Escape from Bug Island alias Necro-Nesia ändern. Doch können einen die überdimensionalen Insekten tatsächlich das Fürchten lehren oder erzeugt der Titel eher ein Grauen der ganz anderen Art?

Das große Krabbeln

Eigentlich wollte Ray seiner insektenvernarrten Kommilitonin Michelle auf Bug Island seine Zuneigung gestehen. Allerdings kommt ihm sein Jugendfreund und Hobby-Playboy Mike dabei zuvor, wonach beide spurlos im Nebel verschwinden und Ray die Verfolgung aufnimmt.
Dumpfbackentrio auf Käferjagd: Michelle, Mike und Ray versuchen mit grottigen Dialogen von der noch grottigeren Story abzulenken...
Doch statt seiner Freunde findet er nur Schwärme überdimensionaler Insekten und andere mutierte Kreaturen, die herzlich wenig daran interessiert sind, seinen Liebeskummer zu teilen, sondern ihn viel lieber verspeisen möchten. Doch ohne Michelle und Mike will Ray die Insel nicht verlassen und so kämpft er sich mutig durchs Unterholz, trifft auf andere Flüchtlinge und metzelt alles nieder, was mehr als zwei Beine hat.

Während sich aggressive Schaben einfach platt treten lassen, muss Ray bei größeren Exemplaren wie Gottesanbeterinnen, Motten oder Spinnen schon zu Stock, Rohr, Messer oder Steinen, später gar zu Schusswaffen und Granaten greifen, die in leer stehenden Hütten oder verschlossenen Köfferchen darauf warten, entdeckt zu werden. Manche Gegner haben sogar individuelle Schwachstellen, die ihr aus der Ego-Perspektive anvisieren könnt, um sie schneller zur Strecke zu bringen. Das klingt allerdings einfacher als es ist, da sich die Viecher fast ständig bewegen, eure Aktionen meist nur verzögert ausgeführt werden, euer Blickfeld stark eingegrenzt ist und die hakelige Bewegungssteuerung oft zu völlig ungewollten Aktionen führt. Bewegt ihr die Remote beim Schlagen z. B. nur leicht seitlich, setzt ihr sofort zu einer Hechtrolle an...

Nur weg hier

Mangels Zielfixierung und überpenibler Kollisionsabfrage gehen aber auch erfolgreich ausgeführte Angriffe immer wieder ins Leere. Je nach Gegner müsst ihr zudem per Analogstick bestimmen, ob ihr bei Hieben nach oben, unten oder gerade aus angreifen wollt. Da die Bewegungen eures Charakters auf ein und demselben Stick liegen, bringt das natürlich allerlei Komplikationen mit sich. Die meiste Zeit seid ihr aber trotz massig zur Verfügung stehender Heilobjekte ohnehin besser dran, wenn ihr überhaupt nicht kämpft und einfach mit gezielten Sprints und Hechtrollen, während der ihr gänzlich unverwundbar seid, euch von einem auf der Automap blinkenden Zielpunkt zum nächsten begebt. Die mitgeführte Taschenlampe lasst ihr dabei besser aus, um so wenig Gegner wie möglich anzulocken - zumal man in den vernebelten Wäldern, Höhlen und Einöden ohnehin kaum etwas sieht.

Das ist vielleicht aber auch besser so, denn die Umgebungen sind alles andere als ansehnlich, die Texturen völlig verwaschen, die kantigen Charaktermodelle leiden unter akuter Polygonarmut und die hölzernen Animationen wirken wie Motion-Capturing-Aufnahmen mit der Augsburger Puppenkiste. Auch akustisch kocht die dröge Insektenjagd auf Sparflamme: Manche Sound-FX sind völlig undefinierbar und klingen wie abgespeckte (!) Atari VCS-Samples.
Wenn ihm Steuerung und Kollisionsabfrage keinen Strich durch die Rechnung machen, versucht sich Ray als armselig animierter Kammerjäger...
Musikalische Einspielungen gibt es nur im Menü oder bei drohendem Feindkontakt, wobei die sich die ständig wiederholenden Klänge eher wie Drohgebärden des unausgelasteten Soundchips anhören. Sprachausgabe gibt es nur sehr selten, dann aber je nach persönlicher Vorliebe auf deutsch oder in japanischem Originalton. Die belanglosen Sprüche und Dialoge hätte man sich aber auch gut und gerne ganz sparen können. Es sei denn, man steht auf unfreiwillige Komik.

Am besten wäre es aber vermutlich gewesen, sich das komplette Spiel zu sparen, denn selbst Trash- und B-Movie-Fans dürften die Flucht von der Käferinsel schon nach kurzer Zeit wörtlich nehmen und diesen antiquierten Vollpreis-Murks aus ihrem Wii-Laufwerk verbannen. Spätestens wenn sie bemerken, dass das spielerische und technische Trauerspiel durch spätere Levelwiederholungen auch noch künstlich in die Länge gezogen wird, das Vorankommen immer wieder durch frustrierende One-Hit-Kills unverwundbarer Insektenschwärme zum Stillstand kommt und nach dem Laden eines gespeicherten Spielstands plötzlich wieder alle bereits erlegten Gegner munter durch die Gegend krabbeln. Wer um alles in der Welt ist schon bereit, mehr Geld als für ein Metroid Prime 3 in ein Spieldesign von gestern mit einer Technik von vorgestern zu investieren ohne jede Aussicht auf Spielspaß? Höchstens notorische Masochisten oder Leute die bereits beim Anblick einer Kellerassel oder Heuschrecke in Ohnmacht fallen, denn davon gibt es auf Bug Island mehr als genug, sofern man sie im Nebel nicht mit pixeligem Fallobst oder flimmernden Gebüsch-Sprites verwechselt... 

Kommentare

Ltd.Floh*** schrieb am
...Ich weiss garnicht was ihr habt tz...Macht doch Spass..naja wenn
eine Tonne in der nähe ist :lol:
Osiris80 schrieb am
Erinnert mich grafisch an Alone in the Dark 2, naja wenn Crysis schon net auf Full Details auf 1024 läuft muss man halt um disponieren ^^.
Zierfish schrieb am
hmm die Grafik erinnert mich sehr an ein N64 Titel ...
und zwar ein einen eher schlechteren ^^
MCDugster schrieb am
Einfach das Spiel nicht kaufen.
Und damit wäre dieses Spiel abgehackt.
crewmate schrieb am
nach dem gamespot review hab ich mich so sehr auf euren Test gefreut!
Vertrauen wir darauf, das Nibris Sadness alles besser machen wird
schrieb am