Der böse Eiermann
Dabei hätte sich Produzent Takashi Iizuka fast selbst ein Bein gestellt, als er Sonic Colours auf der E3 den legitimen Nachfolger des unsäglichen Sonic Unleashed nannte. Zum Glück betonte Iizuka dann schnell, dass sich Sonic weder in einen Werwolf verwandelt noch anderweitig als Held eines Action-Adventures versucht. Stattdessen brettert man mit einem Affenzahn durchs bonbonfarbene Buntiversum. Mal rollrennt der Benzinigel von links nach rechts durchs Bild, mal verfolgt man ihn per Schulterblick über dreidimensionale Pisten - die Übergänge sind nahtlos. Ringe schützen ihn vor Schaden, der erste Knopfdruck aktiviert die Sprunggelenke, mit dem zweiten zischt er automatisch auf einen anvisierten Feind. Am Ende jedes Abschnitts folgt die Abrechnung: Wie viel Ringe und versteckte Extras hat der blaue Raser aufgesammelt? Wie schnell war er unterwegs? Die Ergebnisse füttern weltweite Ranglisten. So weit, so Sonic.
Neu sind außerirdische Wesen, so genannte Wisps, die er links, rechts und mittig des Weges aufliest. Weil die Wisps über besondere Fähigkeiten verfügen, lädt er so einen Boost auf,
Video: Sonic soll einmal mehr in der dritten Dimension laufen lernen. |
der ihn für wenige Sekunden besonders schnell preschen lässt. Doch was haben diese »Glühwürmchen« hier überhaupt verloren? Eigentlich gar nichts; denn sie haben etwas gesucht, und zwar einen entspannten Nachmittag. Genau genommen haben sie sich lediglich in dem Vergnügungspark ausgetobt, der über Sonics Heimatplaneten schwebt. Noch genauer genommen war jener Park allerdings eine fiese Falle des durchtriebenen Dr. Eggman. Der hält die Wisps nämlich gefangen... immer das Gleiche mit dem Tierfänger!
Routenplaner für Igel?
Sein Themenpark ist jedenfalls in verschiedene Gebiete unterteilt - durch zwei durfte ich in einer frühen Version rasen. Nummer eins erinnert an einen Maya-Dschungel, Nummer zwei ist das Fleisch gewordene Schlaraffenland. Und so donnerte ich zwischen hölzernen Statuen entlang, stiebte durch Popcorn-Berge und an lecker-klebrigen Donuts vorbei. Wie in den vorherigen Wii-Ausläufen des Blaumanns ist die Weitsicht phänomenal, die Geschwindigkeit rekordverdächtig und die Verzweigungen innerhalb der Abschnitte mannigfaltig. Soll heißen: Nur wer nach Spielende in bereits besuchte Abschnitte zurückkehrt, wird alle Ecken entdecken können. Ohnehin wird das Zweiterkunden in Colours zur Pflicht, denn zu Beginn ist es Sonic schlicht unmöglich, alle Winkel abzugrasen!
»Schuld« daran sind spezielle Wisps, die dem Flitzer bei Aktivierung besondere Fähigkeiten verleihen: Liest er einen Außerirdischen auf, reicht ein kurzes Schütteln der Remote und schon pflügt der Retter der Aliens als Bohrer durchs Erdreich oder überwindet in Form eines Laserstrahls binnen einer Sekunde hunderte Meter. Nur einen Wisp kann Sonic dabei jeweils tragen und wurde der einmal aktiviert, ist er verbraucht. »Streckenkenntnis« und eine Portion Kombinationsgabe sind deshalb gefragt, wenn es darum geht, durch das Aufsammeln und Auslösen der richtigen Wisps in der richtigen Reihenfolge einen Geheimgang zu entdecken. Und derer gibt es viele! Wer mit Blick auf die Stoppuhr durch die Levels hechtet, macht sich jedenfalls keinen Eindruck davon, wie weit es in die Höhe und in die Tiefe geht: Erkundet man den Freizeitpark in aller Ruhe, entdeckt man immer wieder neue Räume, was immer neue Fragen der Routenplanung aufwirft.