Erfolgsmodell
Muss man nach fast 15 Jahren Sims und Millionen verkaufter Spiele noch über das Spielprinzip sprechen, dessen erste zwei Teile von Design-Legende Will Wright betreut wurden? Die Mischung aus komplexem Zeitmanagement, sozialer Kontaktpflege und überzogener Lebenssimulation im Stile einer Sitcom ist für viele zwar der Inbegriff des Gelegenheitsspiels. Doch man kann ebenso gut hunderte von Stunden in den virtuellen Welten verbringen und versuchen, seine Sims an die Grenzen der physischen und psychischen Belastbarkeit zu bringen. Nur um sie dann darüber zu stoßen, um neugierig zu beobachten, was passiert. Und das alles, obwohl man die Figuren am PC nie direkt steuert, sondern ihnen nur Interaktionsanweisungen gibt. Zusätzlich kann man sich als Figurendesigner betätigen und versucht z.B. Berühmtheiten nachzubilden - wodurch die absurden Situationen noch komischer werden. Und wer will, nutzt den umfangreichen Baukasten, um seine architektonischen Träume wahr werden zu lassen.
Mit allen Erweiterungen, die es für Die Sims 3 gab, sind die Optionen enorm, die einem zur Verfügung stehen, um seine bzw. die Freizeit der Sims zu füllen. Und genau hier setzte der Sturm der Entrüstung der Fans an, als nach und nach durchsickerte, dass bestimmte Elemente, an die man sich im Laufe der letzten fünf Jahre gewöhnt hatte, nicht mehr integriert seien. Im Wesentlichen werde ich mich bei Vergleichen, fehlenden Elementen auf das Ur-Die-Sims-3 in der aktuellen Patch-Version, aber ohne jegliche Erweiterungen stützen. Und schon zum Start fallen ein paar Unterschiede sowohl im Figuren-Editor als auch im Hausbau sowie den Einrichtungsoptionen auf.
Mein Sim
Der Figuren-Editor ist mächtig, bei der Gestaltung der Kleidung wird das Farbrad allerdings schmerzlich vermisst...
An der grundsätzlichen Mechanik und Vorgehensweise hat sich auch in Die Sims 4 nichts geändert: Man steuert den Charakter immer noch nicht direkt, sondern hat nur Einfluss auf seine Interaktionen. Doch bevor man die Figur(en) manipuliert, steht die Erstellung der Sims auf dem Programm. Es gibt zwar auch Haushalte mit einer bis fünf Personen, die man übernehmen kann. Doch die emotionale Anbindung an die Darsteller und ihre Schicksale ist ungleich höher, wenn man sich um Eigenkreationen kümmert. Und der Editor hat es in sich: Zwar kann man hier keine Kleinkinder mehr erstellen, doch ansonsten lässt er kaum Wünsche offen. Hinsichtlich der Genealogie kann man z.B. nicht nur die Kinder basierend auf den visuellen Eigenschaften der Eltern „auswürfeln“. Zusätzlich kann man den Familienstammbaum sowohl in die Seite als auch nach unten ausfüllen, indem man Geschwister für Erwachsene oder deren Eltern erstellt. Und das alles mit durchaus überzeugenden Ergebnissen. Wer nicht auf die zufällig generierten Figuren zurückgreifen oder sie nur als Basis für seine Fantasie nutzen möchte, hat mit dem komplett überarbeiteten Editor alle Mittel in der Hand.
Auch gigantische Villen lassen sich mit dem Gebäude-Baukasten komfortabel erstellen oder modifizieren.
Im Detail wurden die Schieberegler des Vorgängers durch eine direkte Manipulation ersetzt. Man klickt das entsprechende Körperteil einfach an und kann nun ziehen, rücken und schieben, bis alles so aussieht, wie man es sich wünscht. Die Ergebnisse, die man damit erzielen kann, sind beeindruckend. Doch bis man z.B. eine virtuelle Angelina Jolie oder einen sims’schen Robert Downey Jr. erstellt hat, ist Geduld angesagt - die Detailarbeit ist enorm frickelig. Wer die schnellere Erstellung bevorzugt, findet hier mehr Versatzstücke als im Vorgänger. So wurde die Anzahl an "fertigen" Augen-Optionen von 15 auf 36 hochgeschraubt, die möglichen Farben von acht auf 14. Münder wurden von 17 auf 27 aufgestockt, Nasen von 24 auf 21 leicht reduziert - was jedoch durch die aufgewertete Modifikation locker aufgefangen wird. Bei der zur Verfügung stehenden Kleidung bietet man nominell ebenfalls mehr. Hosen für männliche Figuren (als junge Erwachsene) gibt es z.B. 20 statt zwölf, fertige Outfits für Frauen in der gleichen Altersgrippe wurden von zehn auf beinahe 40 aufgestockt. Zusätzlich gibt es für nahezu alles eine breit gefächerte Auswahl an Design-Optionen, die ebenfalls die des puren dritten Teiles übersteigen. Allerdings gibt es keine Möglichkeit mehr, seine eigenen Farbkreationen zu erstellen. Das Farbrad als Modifikator ist weit und breit nicht zu sehen - sehr schade. Denn auch wenn es sehr viele Klamotten gibt, fehlen mir diese zusätzlichen Optionen. Zumal dadurch auch der Fokus auf Community, die bereits sehr aktiv ist, etwas entwertet wird.