Am Anfang war der Eignungstest
Video:
Eine Runde in Brands Hatch mit einem klassischen F1-Boliden - Sepiafilter inklusive!
Das erste Déjà-vu wartet bereits nach dem unspektakulären Intro, denn wie in F1 2012 werden ambitionierte Piloten zuerst zum Young Drivers Test gebeten, der sich über zwei Tage erstreckt und mir in diversen Prüfungen die Grundlagen für das Fahren und Bedienen eines F1-Boliden näher bringen will. Hier warten gleich zwei Enttäuschungen: Zum einen handelt es sich um exakt die gleichen Tests wie im Vorgänger. Und zum anderen findet die Veranstaltung im Spiel schon wieder auf dem Yas Marina Circuit in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt, obwohl der reale Young Drivers Test in diesem Jahr eigentlich im britischen Silverstone veranstaltet wurde. Was soll das? Hier war man bei Codemasters offensichtlich einfach zu nur faul, das Quasi-Tutorial für F1 2014 anzupassen, obwohl es dem Einstieg gut getan und sich der Recycling-Gestank noch nicht so stark ausgebreitet hätte. Immerhin: Wer den Test bereits im Vorgänger absolviert und den Spielstand noch auf der Festplatte hat, darf hier den ersten Tag überspringen und bekommt dadurch sofort Zugang zum Karrieremodus, der ebenfalls 1:1 von F1 2012 übernommen wurde und folglich mit seinen langweiligen Tabellen, öden Zeitungsausschnitten, repetitiven E-Mails und Menüs immer noch viel zu trocken präsentiert wird. Ebefalls nervig: Codemasters gestattet es immer noch nicht, einen eigenen Fahrer in einem Editor zu erstellen, geschweige denn ihm einen eigenen Rennanzug zu spendieren. Stattdessen muss man sich immer den Overall des Piloten „borgen“, dessen Cockpit man übernimmt – der falsche Namensaufdruck inklusive. Bei den Helmen darf man ebenfalls wieder nur aus vorgefertigten Exemplaren wählen, anstatt sich selbst kreativ austoben zu können.
Hungry Heidi in Aktion.
Nicht zu vergessen, dass man weiterhin dazu gegängelt wird, mindestens 25 Prozent der Renndistanz bei dynamischem Wetter zu absolvieren und auch zwingend mindestens eine Qualifikationsrunde fahren muss. Nicht falsch verstehen: Ich bin ein Fan von kompletten Rennwochenenden und drehe gerne mehr als drei oder fünf Umläufe pro Rennen egal ob bei Regen oder Sonnenschein. Trotzdem sollte Codemasters den Spielern die Wahl lassen, wie sie ihre Karriere gestalten wollen. Neuerdings wird es gestattet, auch mitten in laufenden Sessions das Spiel abzuspeichern, was vor allem Spielern entgegen kommen dürfte, die reale Renndistanzen bevorzugen. Von daher ist es schön, dass Codemasters diese Speicheroption jetzt anbietet. Jüngste Regeländerungen werden ebenfalls berücksichtigt und so lässt sich das DRS im Rahmen der Qualifikation nicht mehr beliebig einsetzen, sondern der Flügel darf in der Regel nur in zwei Zonen geöffnet werden, die neuerdings auch deutlich auf der Mini-Karte markiert werden.
Aus Alt mach Neu?
Die Season Challenge ist ebenfalls wieder mit von der Partie und richtet sich vor allem an Fahrer, die nicht so viel Zeit investieren wollen, wie es für die Karriere notwendig wäre. Hier bestreitet man nicht nur Mini-Meisterschaften, sondern wählt sich auch einen Rivalen aus dem Fahrerfeld aus. Erreicht man in den nächsten drei Rennen mehr Siege als er, darf man dessen Cockpit übernehmen und im Idealfall in einem besseren F1-Boliden Platz nehmen. Dadurch kann man in einer laufenden Saison das Team wechseln, sich aber auch unfaire Vorteile verschaffen, indem man z.B. dem härtesten Verfolger als Rivalen wählt und ihn nach dem Sieg einfach aus dem Team (und damit der Wertung) wirft. Warum Codemasters diesen Modus im Spiel als neu deklariert, ist mir allerdings ein Rätsel. Nur, weil man jetzt im Vorfeld die Wahl zwischen drei Schwierigkeitsgraden hat?
Das dynamische Wettersystem sorgt mitunter für nasse Pisten.
Das gilt auch für den Szenario-Modus, der im Grunde genommen nichts anderes darstellt als den Champions-Modus, der im letzten Jahr seine Premiere feierte. Der Unterschied liegt einzig darin, dass man die Aufgaben wie das Überholen des Team-Kollegen hier über das komplette Starterfeld verteilt hat und nicht nur auf die ehemaligen sowie den amtierenden Weltmeister. Die Zeitfahr-Attacke für Medaillen und das Zeitfahren für einen Platz auf der (Online-)Bestenliste sind ebenfalls schon aus F1 2012 bekannt. Allerdings gibt es laut Foren-Einträgen bei der PC-Version einen üblen Bug: Hier scheint die Geschwindigkeit des Boliden von der Potenz des Systems abhängig zu sein. Wer eine leistungsfähige Grafikkarte im Gehäuse hat und die Bildrate nach oben treibt, darf die Kurse schneller umrunden und sich dadurch einen unfairen Vorteil verschaffen, der den Wettbewerb um die Bestzeit quasi ad absurdum führt. In unseren Testrunden scheint sich dies zu bestätigen: Kaum hatte ich die Bildrate manuell in den Optionen erhöht und auf Performance-Fresser wie V-Sync oder Kantenglättung verzichtet, war ich spontan deutlich schneller unterwegs als mein Geisterwagen, mit dem ich zuvor die Bestzeit aufgestellt hatte. Daneben gibt es ein Comeback: Statt schneller Einzelrennen kehrt hier der Grand-Prix-Modus zurück und erlaubt nicht nur das Bestreiten einer kompletten WM-Saison mit den lizenzierten Fahrern, sondern auch das Zusammenstellen eigener Rennkalender. Damit macht Codemasters eine der unsinnigsten Fehlentscheidungen aus dem letzten Jahr rückgängig - hurra!