Ich hatte es kaum zu hoffen gewagt, doch nachdem im letzten Nintendo Direct meine Lieblingshexe thematisiert wurde, musste ich bei Nintendos E3-Stand vorbeigehen und schauen, ob es vielleicht sogar eine spielbare Fassung zu sehen gibt. Die Antwort lautete: Ja! Allerdings musste ich bis zum letzten Tag und dem letzten Termin warten, bevor ich endlich die viel zu lange Zeit ohne Bayonetta beenden konnte.
Nachdem Nintendo angekündigt hatte, dass man sich die Dienste von Platinum Games gesichert hatte, um den zweiten Teil der außergewöhnlichen stylischen Action exklusiv für Wii U zu entwickeln, war ich entsetzt. Ich hegte Zweifel, dass Nintendo Platinum Games weiterhin freie Hand geben würde - immerhin ist die Hexe nicht zimperlich im Umgang mit ihren Gegnern und spricht darüber hinaus auch Themen an, die nicht der familienfreundlichen Firmenpolitik Nintendos entsprechen. Zudem war ich nicht überzeugt, ob Wii U technisch in der Lage sein dürfte, die schnelle Action adäquat auf den Bildschirm zu bringen.
Jetzt, drei Abschnitte inkl, eines mächtigen Bosskampfes später, bin ich nicht nur überzeugt, dass Platinum Games eine gelungene Fortsetzung abliefern wird. Es fällt mir darüber hinaus schwer, mich bis zum Release im Lauf des nächsten Jahres zu gedulden. Zur Story konnte bzw. wollte Nintendo nichts preis geben. Wieso z.B. hat Bayonetta eine schicke Kurzhaarfrisur, während Jeanne scheinbar die alte Frisur Bayonettas verpasst bekam? Da die abgefahrene Geschichte mit ihren religiösen oder sexuellen Bezügen im ersten Teil einer der Gründe für den Höhenflug war, ist das erzählerische Element nicht zu unterschätzen.
Doch fürs erste bin ich zufrieden damit, dass A) Wii U in der Lage ist, die rasante Action in einer nach wie vor spektakulären Kulisse mit gleichermaßen ungewöhnlichem wie sehenswerten Artdesign einzufangen. Und dass B) die Action weder abgeschwächt noch hinsichtlich der Steuerung weichgespült wurde. Als Bayonetta-Veteran war ich nach wenigen Sekunden wieder voll in meinem Element, konnte sogar die eine oder andere bekannte Kombo wiederentdecken, während die neuen Foltermoves denen des Vorgängers an Spektakel nicht nachstehen.
Die Umbra-Hexe sieht zwar etwas anders aus, die Action hat ihre charakteristischen Merkmale jedoch beibehalten.
Der Vollständigkeit halber möchte ich an dieser Stelle erwähnen, dass es möglich sein wird, die Hexenaction auch über den Touchscreen zu spielen, ich die E3-Demo allerdings klassisch mit Knopfsteuerung bewältigt habe. Und so sehr ich auch Dantes letzte Devil May Cry-Eskapaden genossen habe: Bayonetta zeigt, dass hinsichtlich stylisher Action kein Weg an ihr vorbei führt.
Die Mischung aus Nah- und Fernkampf (natürlich mit nahtlosen Übergängen) wirkt zwar einen Tick leichter als in meiner Erinnerung an Teil 1. Doch wenn ich davon ausgehe, dass dies evtl. die ersten Abschnitte des Abenteuers waren und diese direkt mit dem Einstieg aus dem Vorgänger vergleiche, nehmen sich die beiden nicht viel. Allerdings hoffe ich, dass Platinum in den nächsten Monaten noch ein paar Überraschungen aus dem Ärmel schüttelt. Denn so sehr ich auch das Wiedersehen mit meiner Lieblingshexe genoss, würde ich mich noch mehr freuen, wenn sie mir nach der langen Zeit auch ein paar neue Seiten zeigen würde. Bislang wirkt alles sehr routiniert und technisch sehr sauber, aber bietet nichts Neues. Doch dies war vielleicht auch gar nicht Sinn und Zweck des E3-Auftritts. Hier ging es vielleicht nur darum, zu zeigen, dass Wii U es kann. Das Vorhaben ist geglückt. Und für den Rest vertraue ich auf Platinum Games.