Test: Gridrunner (Arcade-Action)

von Jan Wöbbeking



Gridrunner (Arcade-Action) von Llamasoft
Gridrunner
Entwickler:
Publisher: Llamasoft
Release:
kein Termin
kein Termin
Spielinfo Bilder  

Jeff Minter lässt die Drähte glühen: Nach Arcade-Snacks wie Deflex oder Minotaur Rescue bekommt jetzt der uralte Raster-Shooter Gridrunner ein iOS-Remake. Das Spiel ist nicht die erste Neuauflage; anders als Gridrunner Revolution für den PC hält sich das Spiel aber näher am Original.



Überleben statt Kombos

„Just like Jesus you get an extra life”: Zwischen den Levels gibt’s wieder jede Menge albernen Minter-Humor zu lesen.
„Just like Jesus you get an extra life”: Zwischen den Levels zoomen wieder allerhand alberne Textzeilen ins Bild.

Diesmal gibt es keine experimentellen Kombos, keine Gravitation, keine Techno-Musik und ein bei weitem nicht so durchgeknalltes Farbgewitter. Stattdessen hat sich das britische Coder-Urgestein die Frage gestellt, wie sein alter C64- und Vic-20-Shooter wohl als vollwertiger Spielhallen-Automat ausgesehen hätte. Das Ergebnis ist ein einfach strukturierter aber motivierender Vertikal-Shooter. Ganz so knackig wie ein Cave-Spiel ist der Überlebenskampf nicht geraten, trotzdem kommt man in den späteren der 50 Levels gut ins Schwitzen. Wer möchte, kann in der Casual-Variante alle vier Levels einen Checkpoint nutzen. Auch nach Modi sortierte OpenFeint-Bestenlisten sind integriert.

Wie im Original schwirren allerlei angriffslustige Widersacher auf dem Gitter herum und legen kleine Sprengsätze auf den Schnittstellen ab. Zerlegt man das unerwünschte Geschenk nicht rechtzeitig mit dem Laser, entwickelt es sich weiter und feuert eine Rakete ab. Zusätzlich rasen zwei unbesiegbare Schiffchen auf den X- und Y-Achsen des Rasters umher, um bewegungsfaule Spieler mit einem fetten Laser zu zerbrutzeln.

Schlecht gealtert

Wenn man die beiliegenden Originale für C64 oder Vic 20 startet (einfach das Gerät zur linken bzw. rechten Seite kippen), merkt man nicht nur, wie schlecht sie gealtert sind, sondern auch, dass das Remake trotz nur kleiner Änderungen deutlich mehr Abwechslung bietet. Für eine Runde zwischendurch ist die Oldschool-Action bestens geeignet, mit der ausgefeilten Cave-Konkurrenz oder dem dynamischen Spielablauf von Super Stardust Delta kann sie aber nicht mithalten.


Viel Aufwand ist nicht ins Gegner-Design geflossen - in Bewegung sieht die blitzende Action aber lebendiger aus als auf dem Bild.
Viel Aufwand ist nicht ins Gegner-Design geflossen - in Bewegung sieht die blitzende Action aber lebendiger aus als auf dem Bild.
Neu dabei sind z.B. die Symbole zum Aufmotzen der Laserkanone: Kurzzeitig wird das Dauerfeuer schneller, der Strahl fächert sich oder man flutet die komplette Umgebung mit einem Kugelvorhang. Die Gegner lassen es etwas gemütlicher angehen: Nur selten muss man sich punktgenau durch ihre Schussmuster hindurch mogeln. Wichtiger ist es, stets die vom Spielfeldrand aus zuschlagenden “Achsenmächte“ im Auge zu behalten.

Daumenkrieger

Bei allzu hektischer Action würde vermutlich auch die Steuerung dazwischen funken. So intuitiv wie mit Stick wird es nicht (außer man schließt das unterstützte iCade-Gehäuse an). Mit ein wenig Übung lässt sich das Schiffchen vor allem auf dem großen iPad-Schirm recht ordentlich navigieren. Auf dem iPhone nimmt man sich selbst aber etwas zu häufig die Sicht.

Positiv ist, dass man den Daumen auch anderswo auf dem Bildschirm ablegen darf. Der Gleiter ahmt die Bewegung allerdings in beiden Empfindlichkeitsstufen nicht exakt nach. Stattdessen sorgt schon ein leichtes Verschieben der Kuppe dafür, dass er ein ganzes Stück weiter wandert. Eine Musikuntermalung hat Minter sich diesmal gespart, stattdessen gibt‘s einem zum Retro-Stil passenden Overkill an fiepsenden Soundeffekten.
 

FAZIT



Seit Amiga-Tagen bin ich ein Fan von Minters durchgeknallten Arcade-Spielen; mit seinen ersten Retro-Hommagen für iOS bin ich aber nicht richtig warm geworden. Bei Gridrunner ist das anders: Den Ablauf hatte ich sofort wieder verinnerlicht und auch mit der zuerst etwas schwammigen Steuerung kam ich diesmal nach ein paar Gewöhnungsminuten klar. Dank kleiner sinnvoller Neuerungen und mehr Abwechslung macht das Remake deutlich mehr Spaß als die schlecht gealterten Vorbilder aus den Achtzigern. Für eine kleine Runde Retro-Ballern zwischendurch ist das Spiel also genau richtig, auf Dauer wirkt das simple Prinzip aber zu monoton. Vor allem im Vergleich zu den ausgefeilten Score-Systemen von Cave, Housemarque oder auch dem PC-Remake von Gridrunner gestaltet sich das schlichte Überleben und Punktesammeln zu angestaubt.

WERTUNG



iPad

„Gelungenes Remake des Shoot-em-up-Opas, welches aber bei weitem nicht so lange motiviert wie die zeitgemäßere Konkurrenz.”

Wertung: 69%

iPhone

„Auf dem kleineren iPhone-Bildschirm geht der Steuerung ein wenig Präzision verloren und der Daumen nimmt mitunter die Sicht. ”

Wertung: 68%



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