Katz und Maus
Im Gegenzug offenbaren sich aber auch einige Schwächen der KI, die ich so kaum noch in Erinnerung hatte. Die Gegner aus Halo 2 reagieren zwar agil und dynamisch, bauen aber auch deutlich mehr Unsinn als in Teil 1: Manchmal schießen sie sekundenlang gegen eine Säule, hinter der ich stehe oder spazieren sogar munter gegen eine Wand. Offenbar förderten die aggressiven KI-Routinen einige negative Nebenwirkungen zu Tage.
Cool ist außerdem, wie schnell ich wieder in der fremdartigen Welt versunken bin. Obwohl natürlich alle Teile durchgespielt habe, fühle ich mich auch diesmal wieder wie in einem abgeschiedenen Zipfel der Galaxis, den ich meist stimmungsvoll im Alleingang erforsche. Keine unnötige Hektik, kein überhastetes „Ab zum Wegpunkt!“ – einfach nur entdecken und genießen.
Klare Struktur
Attacke!
Vorbildlich ist auch die Einbettung der Kampagnen in die übersichtlichen Spielmenüs: Wer möchte, kann direkt in spezielle Missionen einsteigen oder von Anfang an durchstarten. Der Download der rund 46 Gigabyte (plus 15 Gigabyte für das Mehrspieler-Update) dauerte bei uns mit über 24 Stunden erstaunlich lange – vielleicht hängt es mit momentanen Server-Problemen auf Xbox Live zusammen. Zum Glück lassen sich einzelne Kampagnen aber bereits nach 30% starten: Einige Balken zeigen dezidiert an, welcher Teil des Spiels noch wie viele Daten benötigt. Neben den bekannten Schädeln für mehr Herausforderung lassen sich sogar in den alten Spielen einige Bedingungen wie die Ausrüstung zum Spielstart beeinflussen. Auf Wunsch steht also von Beginn an eine Alien-Pistole als Zweitwaffe zur Verfügung oder man verpasst seinem Alter-Ego ein Unterstützungs-Upgrade, welches z.B. das Nachladen verschnellert. Wer sich durch die Saga kämpft und alle Extra-Aufgaben meistert, kann übrigens Erfolge im Wert von insgesamt 4.500 Punkten einstreichen. Schön, dass es sogar weltweite Bestenlisten für sämtliche Missionen gibt, sortiert nach Schwierigkeitsgrad und anderen Startbedingungen. Die Steuerung und andere Details lassen sich global oder für jeden einzelnen Titel konfigurieren – bis hin zu Details wie der Ansteuerung der Impuls-Trigger.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die alten Spiele endlich mit der gelungenen englischen Original-Synchro gespielt werden können statt wie früher, als sich nur das missglückte deutsche Pendant auf der Disc befand. Dazu ist allerdings ein umständlicher Umweg ins Systemmenü notwendig: Wer englischen Ton will, muss sogar kurzzeitig seine Region zu den USA oder einem anderen englischsprachigen Territorium ändern. Auf Stilblüten wie „Wir brauchen einen, der ihn hochkriegt“ muss man dann aber natürlich verzichten. Der Grund für die schlechte deutsche Vertonung war übrigens Microsofts Geheimniskrämerei: Aus Angst vor Story-Leaks bekamen die deutschen Sprecher ihren Text offenbar erst in letzter Sekunde und mussten ihn einsprechen, ohne den Zusammenhang zur kompletten Geschichte einordnen zu können. Das Ergebnis ist eine verwirrende Betonung, obwohl eigentlich professionelle Synchronsprecher am Werk waren. Ein kleiner Bug ist uns übrigens auch untergekommen: In Halo 2 ließen sich keine Untertitel aktivieren. Davon abgesehen lief bislang aber alles flüssig und sauber.
Tief einatmen!
Staubsauger statt SciFi
Die Sound-Effekte sind neuerdings ebenfalls etwas aufwändiger abgemischt – an manchen Stellen haben sich die Entwickler aber Fehlgriffe geleistet. Statt den Halo-typischen Alarm-Piepsern gibt es in der Neufassung eine nervtötende klassische Sirene zu hören. Das Surren der Plasmapistole erinnert neuerdings eher an einen kaputten Staubsauger als an Alien-Technologie. Auch visuell wurden manche Details der Mode angepasst: Die Figuren wirken allgemein etwas schlanker, ihre Uniformen sind enger geschnitten, einige Frisuren wie ein Flat-Top wurden ein wenig zeitgemäßer umgestyled. Die Raumschifftechnik hat ebenfalls ein Facelifting bekommen: An einigen Terminals blinken nicht mehr hunderte von Knöpfen und Lämpchen im Stil klassischer Siebziger-Jahre-Science-Fiction. An ihre Stelle treten meist große Monitore mit zahlreichen Diagrammen und Statusanzeigen.