Schwankende Rundenzeiten
Außerdem ist uns bei gezielten Testfahrten aufgefallen, dass sich die Drivatare für ihre Rundenzeiten an der Leistung des Spielers orientieren. Mit anderen Worten: Ist man zügig unterwegs, macht die KI ebenfalls Gas. Liegt man zurück, wird dagegen mit angezogener Handbremse weitergefahren. Das ist zwar hier nicht ganz so auffällig und drastisch wie das Gummiband, das ich bisher bei Gran Turismo Sport erlebt habe. Aber es kratzt an der Glaubwürdigkeit, wenn die Rundenzeiten der KI auf der mittleren Stufe („Durchschnitt“) im gleichen Rennen unter gleichen Bedingungen (Sichwort: Neustart!) teilweise um zehn Sekunden variieren. Selbst auf der höchsten Stufe stellt man noch kleine Zeitunterschiede fest, die im Zusammenhang mit der Spielerleistung stehen. Auffällig zudem, dass die erste Runde meist auch die schnellste der KI markiert. Warum? Weil sie dem Spieler nicht auf und davon fahren will, sondern lieber das Tempo drosselt und auf ihn wartet. Ich konnte es manchmal kaum fassen, wie oft ich einen großen Rückstand gegen Ende noch aufholen konnte – und das nicht gegen durchschnittliche Drivatare, sondern sogar gegen Fahrer auf der „Unschlagbar-Stufe“. Doch das ist nicht immer so: Zumindest innerhalb der Karriere schwankt die KI-Leistung manchmal ungewöhnlich stark. Während ich in der ersten Truck-Race-Serie die Konkurrenz sehr deutlich auf allen Strecken mit einem Vorsprung von zehn und mehr Sekunden deklassierte, hatte ich gegen die gleichen Fahrer in den gleichen Trucks auf der Road America auch nach mehreren Anläufen plötzlich keine Chance auf den Sieg und musste mich mit dem zweiten oder dritten Platz begnügen.
Auf den Onlinepisten gehören saubere Rennen leider zu den absoluten Ausnahmen. Mangels Strafsystem und Sportgeist-Wertung endet der Positionskampf meist im Destruction Derby.
Vielleicht sollte man bei Turn 10 trotz der innovativen Technologie langsam darüber nachdenken, die Idee von lernfähigen Drivatare einzumotten und stattdessen lieber zur klassischen KI zurückzukehren. Nur so wird man dem Verhalten realer Rennpiloten wohl endlich wieder etwas näher zu kommen. Aber was will man auch anderes erwarten, wenn man sich das Verhalten der Vorbilder anschaut, die sich auf den Online-Pisten herum treiben?
Wie im Wilden Westen
Drei Rennen. Es hat tatsächlich nur drei Rennen gebraucht, bis sich all meine Befürchtungen hinsichtlich der katastrophalen Zustände bei den Online-Pisten bestätigt haben. Wo andere Hersteller mit einem Bewertungssystem zum Sportgeist es mittlerweile zumindest versuchen, die rempelwütigen Vollidioten und Spielverderber herauszusieben, lässt man sie hier weiter frei gewähren. Die Folge: Nahezu jedes Rennen endet in einem chaotischen Destruction Derby, in dem einfach nur abgedrängt, geschubst und sich gegenseitig abgeschossen wird! Jede Abkürzung, die unter realen Bedingungen umgehend eine Strafe nach sich ziehen würde, wird da mitgenommen, weil man absolut keine Konsequenzen befürchten muss. Der Mehrspielermodus von Forza 7 ist ein kompletter Totalschaden und hat nichts, aber rein gar nichts mit Motorsport zu tun. Wer online spannende, aber faire Rennen erleben möchte, der wird hier trotz der guten und erfreulich lagfreien Performance auf ganzer Linie enttäuscht. Da hilft es auch nicht, dass man den Störenfrieden über eine relativ versteckte Option eine negative Bewertung für ihr Verhalten verpassen kann: Der Frust ist da, das Rennerlebnis versaut! Nein, saubere Online-Rennen wird man unter den jetzigen
Der virtuelle Porsche 911 GT2 RS ist angesichts des zickigen Fahrverhaltens nicht unbedingt ein Aushängeschild für den Autobauer aus Zuffenhausen.
Umständen bei Forza wohl niemals erleben. Ob sich daran an dem Liga-Modus und dem Forzathon etwas ändern wird, wenn die Features demnächst nachgereicht werden? Ich bezweifle es, aber gebe die Hoffnung noch nicht ganz auf.
Einzig das Aufsetzen privater Lobbys oder lokale Duelle am geteilten Bildschirm können unter Umständen ein Trostpflaster sowie eine Alternative für den unterirdischen Online-Auftritt beim Matchmaking sein. Aber warum muss man erst zwingend einen Freund einladen, bevor man sich den Rahmenbedingungen für die private Veranstaltung widmen darf? Die Rennen am geteilten Bildschirm werden dagegen von einem blöden Bug vermiest, denn bei beiden Fahrzeugen fehlt der komplette Motorensound. Fällt so etwas im Team bzw. innerhalb der Qualitätssicherung denn niemandem auf? Zumindest am PC ist man fein raus: Dort wird die Splitscreen-Option erst gar nicht angeboten – warum auch immer.