Blaue Serie
Auf der Playstation 2 programmierte das japanische Studio Arika zwei spannende, aber technisch mittelprächtige Tauch-Adventures: Everblue 1&2. Diese Serie wurde auf Wii fortgesetzt: Forever Blue (bei uns besser bekannt als
Endless Ocean) überzeugte mit schöner Optik und traumhaften Soundtrack, Forever Blue 2 (ja, genau:
Endless Ocean 2: Der Ruf des Meeres) setzte in fast allen Belangen noch einen drauf - größere Welt, zahlreiche Tierarten, mehr Story, beinahe unendliche Spielzeit. Nun kommt Beyond Blue - die nächste Episode von Arikas Tauchspiel-Reihe? Mitnichten! Der thematisch ähnlich gelagerte Titel stammt von einer Kooperation aus E-Line Media (die das indigene Abenteuer
Never Alone veröffentlichten), der Meereserkundungs-Initiative OceanX und der britischen BBC. Zwar erzählt auch Beyond Blue eine (kurze) Geschichte rund um fiktive Meeresbiologen, das Ganze wird jedoch von kurzen Doku-Filmen und Wissenswertem rund um allerlei Meeresbewohner eingerahmt.
Zwischen den Missionen: Im Forschungs-
U-Boot wird die Story vorangetrieben.
Dadurch erhält der Titel eine Art Edutainment-Charakter und bietet für junge Spieler oder solche, die bisher kaum Unterwasser-Dokus gesehen haben, ein paar interessante Einstiegspunkte. Gleichzeitig geht er aber nicht tief genug: Die Informationen über Ozeane als Okösysteme, über deren Flora und Fauna kratzen lediglich an der Oberfläche - weder wird auf Meeresströmungen oder die wenig bekannte Tiefsee näher eingegangen, noch werden spannende und aktuelle Phänomene wie Biolumineszenz, die Korallenbleiche oder das Verhalten der Tiere en Detail vorgestellt. Stattdessen rücken die Macher die sehr kurze, persönliche Geschichte der Spielfigur Mirai ins Zentrum - die hat außerhalb ihres Taucheranzugs Stress mit ihrer Schwester und unter Wasser ein Vorliebe für Wale. Auch in dieser Hinsicht hat mich die Story enttäuscht: Natürlich geht es in erster Linie um Wale, Delfine, Meereschildkröten und Haie. Warum nicht mal auf weniger bekannte Tiefsee-Kreaturen setzen und stattdessen wieder nur hübsche „Allerweltstiere“ in den Fokus rücken?
Schwimmen & Scannen
In den acht Missionen des Spiels geht man in Third-Person-Sicht auf Tauchausflüge - bar jeglichen Simulationsballasts. Es gibt weder Sauerstoffanzeige noch Tiefenmesser, keine Ausrüstung, keine Gefahren. Lediglich euch, die leuchtend blaue See, reichlich friedliche Meeresbewohner und eine Scan-Drohne. Deren Einsatzgebiet ist das genaue Abtasten von Pottwal, Kaiserfisch & Co. - aber eigentlich ist sie komplett überflüssig. Denn auch ohne die Drohne nutzt ihr bereits
ständig eure normale Scanfunktion auf Knopfdruck, um Tiere zu identifizieren; hier haben die Entwickler grundlos eine weitere Scan-Mechanik hinzugefügt, ohne dass für den Spieler ein Mehrwert entsteht.
Das hellblaue Nichts und davor eine Schule Tümmler - schon schön hier!
Während man im Wasser unterwegs ist, plaudern andere Wissenschaftler mit Mirai, zudem wird der Charakter eines Internet-Livestreams erzeugt - das soll euren Touren einen modernen Anstrich verleihen. Weil es keine Gefahren und keine echten Aufgaben gibt, klappert man einfach die mit leuchtenden Silhouetten markierten Punkte ab, die Mirai mittels Sonar-Bojen sichbar macht. Mal überrascht ein Oktopus, der sich in einer Höhle versteckt hat, mal muss man ein versunkenes Maschinenbauteil eines (eventuell umweltzerstörerisch agierenden) Konzerns unter die Lupe nehmen. Ansonsten aber: Scanne die drei Wale, scanne jetzt die Finne des Hais. Und nun nimm drei Bodenproben, aber dann scanne bitte noch die jungen Schildkröten. Das ist durchaus entspannend und wegen ordentlich modellierten Tiere hübsch anzusehen - aber spätestens nach 30 Minuten hat man die Monotonie durchschaut und fragt sich, ob das wirklich alles war, was den Entwicklern eingefallen ist.
Blue Submarine
Spezies, die man einmal gescannt hat, können in dieser Galerie näher betrachtet werden.
Zwischen den Tauchgängen befindet sich Mirai in einem Forschungs-U-Boot. Dort hat man Zugriffs auf die Datenbank seiner tierischen Entdeckungen, kann sich ein paar Informationen dazu ansehen und an die Modelle heranzooomen. Oder die eingangs erwähnten Doku-Schnipsel mit realen Meeresforschern und Unterwasser-Aufnahmen betrachten - so interessant und bildgewaltig wie aktuelle BBC-Dokus sind diese aber definitiv nicht. Die in (gutem Englisch vertonten) Textbox-Dialoge zwischen Mirai, ihrer Schwester und zwei Kollegen treiben derweil die Geschichte voran - zumindest so lange bis diese mit einem kurzen Tusch überraschend endet. Nach nur knapp drei Stunden. Danach darf man die Tauchgänge ohne Missionskorsett erneut angehen und noch ein paar zusätzliche Individuen bereits gescannter Arten abklappern. Weil die kleinen Gebiete aber realistisch nüchtern gehalten sind und keine versunkenen Maya-Ruinen, Schiffswracks oder gruseligen Gänge voller Muränen bieten, war mein Bedarf an Unterwasserausflügen im Beyond-Blue-Stil gedeckt.