Steuerung auf Konsolen
Zwar inszeniert
Fantasy General 2: Invasion "nur" Rundenstrategie, aber innerhalb der Kampagne muss man auch einiges lesen und Entscheidungen treffen. Daher ist es gut, dass man die Tooltips und vor allem die Schrift auf bis zu 130% hochsetzen kann, so dass man auch auf großen Fernsehern die deutschen Texte vernünftig lesen kann. Noch etwas größer wäre noch besser gewesen, aber so ist es okay. Wichtig ist natürlich die Steuerung, die gut auf das Gamepad übertragen wurde: Zwar sehen Texturen und Animationen en detail mager aus, aber mit dem Analogstick könnt ihr die Kamera präzise zoomen und drehen; Spezialmanöver werden bequem per Steuerkreuz angewählt, außerdem gibt es ein Kreismenü und ausführliche sowie abschaltbare Tutorialhinweise.
Auf der Konsole ist die neue Kampagne "Onslaught" mit Heldenwahl direkt dabei.
Auf einen Online-Multiplayer sowie den Editor muss man auf PS4 und Xbox One verzichten, so dass es lediglich Einzelgefechte gegen die KI in mehreren Schwierigkeitsgraden auf sechs Karten gibt. Dafür ist nicht nur die Erweiterung "Onslaught" direkt dabei, in der ihr in einer angenehm knackig inszenierten Kampagne samt Heldenwahl, Zufallskarten und neuen Monstern sowie 13 Flugeinheiten wie Pegasus und Feuervogel antreten könnt. Hinzu kommt ein kurzes Prequel zur Hauptkampagne namens "Die Geschichte von Falir", in der ihr einen Troll samt Bande aufspüren sollt und mehr über die erzählerischen Hintergründe erfahrt. Aber worum geht es in der Story überhaupt?
300 Jahre nach dem Krieg...
...ist vor dem Krieg: Man schlüpft in die Rolle des jungen Prinzen Falirson, der bald das Erbe seines Vaters antreten wird. Ob es ihm gelingt, den Clan erfolgreich zu führen und Keldonia als Hochkönig zu einen? Der letzte Versuch endete jedenfalls mit einer Niederlage gegen das Imperium. Die Kampagne spielt 300 Jahre nach den Ereignissen aus dem Klassiker: Fantasy General konnte ja schon 1996 für unterhaltsame Rundentaktik sorgen. Das von SSI entwickelte PC-Spiel wurde damals überaus spartanisch, aber durchaus edel aus der Draufsicht inszeniert. Zudem erinnerte das Manövrieren von Truppen auf Hexfeldern an das erfolgreiche Panzer General.
Die heutige Kampagne inszeniert einen typischen Grenzkonflikt zwischen "Barbaren" und einer an Rom erinnernden Großmacht, wobei mitunter auch keltische und germanische Motive auftauchen. Aber es geht natürlich in erster Linie um epische Fantasy - es gibt Magie und Mana, Trolle und Greife, Echsenwesen, Hirschreiter und eine besondere Rolle der Untoten auf Seiten des Imperiums.
Je nach Held startet ihr mit anderen Einheiten in Onslaught.
Man kämpft über 33 Szenarien zunächst gegen andere Clans, deren Gebiete über Wappen auf der Karte dargestellt werden. Im Gelände tauchen aber auch immer wieder neutrale Monster wie Wölfe oder Bären auf. Und schließlich lauert da der imperiale Hauptfeind mit seinen schwer gepanzerten Truppen. Obwohl die über statische Textboxen vorgetragene Geschichte zunächst vorhersehbar anmutet, wird sie aufgrund einiger interessanter, nicht sofort durchschaubarer Charaktere sowie Entscheidungen mit Konsequenzen so unterhaltsam erzählt, dass man die (auch ins Deutsche übersetzten) Dialoge nicht einfach wegklickt: Antwortet man mutig oder zurückhaltend auf die Fragen seines Vaters? Hilft man den feindlichen Clans oder gar den Trollen? Plündert man die Überreste einer Siedlung oder ist das nicht unter der Würde? Begegnet man der Hexe respektvoll oder brüsk?
Entscheidungen mit Konsequenzen
Es kommt für effiziente Angriffe nicht in erster Linie auf die Truppentypen, sondern auf die Waffenart und das Manöver an.
Je nach Antwort kann es andere Verbündete oder direkte Auswirkungen für die wichtige Moral der Truppe geben, die sich sofort auf die Schlagkraft der Einheiten sowie begleitende Helden auswirkt - bis hin dazu, dass sie einen verlassen, weil ihnen der Befehl nicht passt! So werden Story und Spielmechanik spürbar verbunden, zudem gibt es weniger langatmige Brüche zwischen Erzählphasen und Kampftaktik. Die Armee besteht zunächst aus nicht mal zehn Einheiten, so dass sich eine Runde recht zügig spielt - später hat man an die 25 unter Kontrolle. Karte, Menüs und Bilder sind edel designt, die Gefechte werden im Gegensatz zum Klassiker als 3D-Scharmützel animiert. Die sehen auf PS4 und Xbox One in der Totalen alles andere als spektakulär, aber gerade noch ordentlich aus; nur hätte ich mir ein weiteres Herauszoomen für noch mehr Übersicht gewünscht. Außerdem vermisse ich animierte Portraits, die hier gerade aufgrund der emotionalen Rolle der Moral super gepasst hätten. Unterm Strich wirkt die Präsentation jedoch stimmungsvoller als in anderen Wargames von Slitherine.
Die Onslaught-Erweiterung spielt sich mit Zufallskarten & Co etwas knackiger als die Hauptkampagne.
Angenehm ist, dass das Verstecken in Wäldern oder die Aufklärung unbekannter Gebiete auch aufgrund möglicher Hinterhalte, die auch die Moral sinken lassen, relevant ist und dass es nach einigen Scharmützeln zum Üben schon auf dem zweiten der vier Schwierigkeitsgrade fordernd zur Sache geht. Was zu Beginn noch wie ein Spaziergang anmutet, wenn man einen mysteriösen Barden von A nach B begleitet oder seine Schwester befreit, entpuppt sich spätestens als herausfordernder Feldzug, wenn man von vier Seiten gleichzeitig vom Imperium angegriffen wird. Und wenn man dann noch bemerkt, dass alte Taktiken à la "Speerkämpfer gegen Kavallerie" hier nicht die einzige militärische Weisheit darstellen, macht das richtig Laune. Denn man muss endlich mal wieder umdenken. Das sorgt zwar für einige Frustmomente und Trial&Error, aber mit etwas Erfahrung eben auch für frischen Wind im Gelände!