Rayman vor, noch ein Tor!
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Bunt, schön, spaßig: Rayman Legends wird ein Fest für Freunde des gepflegten Hüpfens!
Ein bisschen neidisch blicken mein Spielpartner und ich zu den beiden Entwicklern rüber, die neben uns sitzen und sich nach einem lockeren Abklatschen und dem Jubel der Zuschauer wieder voll auf das Duell zwischen unseren beiden Teams konzentrieren. Es ist aber auch wie verflixt: Da passt man einen Moment lang nicht auf und schon haben die zwei Profis das runde Leder mit einer geschickten Sprungtritt-Attacke wieder in unserem Kasten versenkt. Öhhhm, bitte was? Macht der gute Rayman jetzt etwa einen auf
Soccer Kid? Nein, nicht ganz, denn in erster Linie glänzt das Hüpfabenteuer weiterhin mit klassischen Jump'n'Run-Tugenden, doch beim Ausprobieren von Rayman Legends am idyllischen Strand von Montpellier erfreute sich vor allem ein Minispiel großer Beliebtheit: Kung Foot!
Dabei ist der Name Programm, treten dabei doch zwei Teams gegeneinander an und versuchen alles, um den Ball ins gegnerische Tor zu befördern sowie Gegenspieler mit simpler Kampfkunst kurzzeitig auszuschalten. Das Konzept erinnert ein bisschen an Super Smash Bros. mit einer Prise Fußball und es geht ähnlich hektisch zur Sache: Da wird panisch gekreischt, böse geflucht, herzlich gelacht und gejubelt! Mit vier Spielern und im Idealfall zusätzlich anfeuernden Fans im Rücken ist Kung Foot ganz großer Partysport, der einmal mehr beweist, dass es manchmal eben auch die kleinen Dinge sind, die großen Spaß machen können.
Fleißiges Helferlein
Kung Foot ist zwar extrem simpel gestrickt, macht aber verdammt viel Laune.
Der Teamgeist kommt aber auch im Hauptspiel nicht zu kurz, denn wie schon beim Vorgänger Origins darf man die fünf abwechslungsreichen Welten mit bis zu drei Mitstreitern erkunden, um die putzigen Kleinlinge aus ihrer Gefangenschaft zu befreien. Auf der Wii U geht man sogar noch einen Schritt weiter: Hier kontrolliert ein fünfter Spieler das kleine blaue Wesen namens Murphy über den Touchscreen und greift den Helden unter die Arme. Da werden u.a. Seile durchtrennt, Rampen verschoben, Schalter betätigt oder mit dem Finger Löcher durch Hindernisse gebohrt, damit es das Quartett heil bis zum Levelende schafft. Selbst die Bewegungssensoren werden genutzt, um dem Team durch gut getimtes Drehen des Controllers das Weiterkommen zu ermöglichen. Außerdem hat man mit Murphy die Fähigkeit, gestorbene Spieler durch Antippen wiederzubeleben und kann sogar im Stil von Kirby: Power Paintbrush eigene Plattformen zeichnen, um z.B. einen Sturz abzufangen. Und wer Spaß daran hat, kann die fiesen Schergen auch einfach kitzeln - was besonders dann sinnvoll ist, wenn sie dadurch ihre Deckung vor Lachen aufgeben müssen.
Helfer Murphy kommt vor allem mit dem GamePad der Wii U voll zur Geltung.
Obwohl es mitunter verdammt hektisch ist, macht es unheimlich viel Spaß, die Mitstreiter zu unterstützen und es kommt im Spielverlauf immer wieder zu herrlichen Situationen, wenn panisch um Hilfe oder eine schnelle Wiederbelebung geschrien wird. Das gilt allerdings nur für die Wii-U-Fassung, denn es wird schnell klar, dass Legends in erster Linie für den Wii-Nachfolger konzipiert wurde: Bei den Umsetzungen für 360 und PS3 beschränkt sich der Murphy-Einsatz an vorgegebenen Stellen lediglich auf kleine Reaktionstests, die von jedem der vier Spieler ausgelöst werden können. Das mag die beste Alternative beim Design darstellen, doch so unterhaltsam wie auf der Nintendo-Konsole geht es dabei nicht zu. Die Vita-Umsetzung zieht mangels Mehrspieler-Modus erst recht den Kürzeren: Hier wird der Wechsel zwischen Murphy und Hauptfigur an festgelegten Abschnitten einfach erzwungen und das Spielprinzip erinnert eher an Titel wie Lemmings oder Braid, bei denen man den Helden einfach nur beschützen und sicher ans Ziel geleiten muss. Der Fokus auf den Touchscreen bringt in den Murphy-Sektionen leider einige Probleme bei der Übersicht mit sich, da man bei den Aktionen oft Teile des Spielfelds verdeckt. Es ist halt nicht so einfach, Rayman mit einem Schild vor Lavabrocken zu schützen, während er sich bewegt und man ihn kaum sehen kann, weil sich der eigene Finger im Weg befindet.
Fiesta Mexicana
Immerhin zaubert die aufgemotzte Ubiart-Grafikengine auf Sonys Handheld ähnlich prachtvolle Comic-Kulissen auf den Bildschirm wie auf den stationären Plattformen: Die fünf Spielwelten glänzen durch satte Farben, wunderschönes Design und liebevolle Details wie herab fallendes Laub, flatternde Schmetterlinge oder auch mal eine schielende Eule, die im Hintergrund auf einem Ast sitzt und ihren Kopf verdreht. Gerade Kleinigkeiten wie diese hauchen der fantasievollen Welt Leben ein. Vor allem bei den Lichteffekten hat man sich ordentlich ins Zeug gelegt, was besonders in der Unterwasserwelt begeistert, die thematisch an Jules Verne angelehnt ist, mit Laserfallen aber auch Filme wie Ocean's Twelve oder Verlockende Falle aufgreift. Selbst kleine Stealth-Einlagen müssen hier gemeistert werden, indem man unter Lichtkegeln der gefährlichen Wachroboter hindurch taucht. Doch auch in den Wald- und Sumpfwelten ist es immer wieder eine Pracht, wenn die Sonnenstrahlen durch die Wolken und Bäume brechen.
Ay, ay, ay...In der bunten Fiesta-Welt legt man sich mit dem untoten Partyvolk an.
Daneben führt die Reise von einem verzauberten Wald ins eher düstere Mittelalter, das aber später von einer bunten Fiesta Mexicana mit flotten Rhythmen und tanzenden Skeletten abgelöst wird. Lustig: Hier muss Rayman eine Stufe sogar als Huhn in Angriff nehmen! Der Weg zum Finale führt aber nur über den „Olympus Maximus“, der sich thematisch an der griechischen Mythologie orientiert. Nicht nur hinsichtlich der wunderschönen Kulissen, sondern auch beim Leveldesign wird sehr viel Abwechslung geboten: Mal schwebt man mit dem kultigen Haarpropeller mit Auftrieb nach oben und weicht Hindernissen aus, schon geht es kurze Zeit später auf einer Wasserrutsche nach unten oder man schwimmt zusammen mit einem Fischschwarm an gesunkenen Wracks vorbei, während ein Stückchen weiter schon wieder Murphy auf seinen nächsten Einsatz wartet. Es ist einfach die pure Freude, diese traumhaft gestalteten Welten zu erkunden – auch dank der präzisen Steuerung, mit der man die Helden hervorragend im Griff hat. Darüber hinaus leisten die Mannen um Serien-Schöpfer Michel Ancel einen klasse Fanservice, denn das Team hat seine Lieblingslevel aus Rayman Origins mit der neuen Engine frisch aufbereitet und bietet sie als kostenlosen Bonus an.