Van Helsing und sein Geist
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Die einen stets begleitende Katharina ist mehr als nur ein kämpfendes Lasttier.
Bram Stoker hat ihn erfunden: Prof. Abraham Van Helsing. Seines Zeichens Erzfeind eines gewissen Graf Dracula, Forscher des Übernatürlichen und Monsterjäger. Als Letztgenannter wurde er von Hugh Jackman im Film aus dem Jahr 2004 unter der Regie von Stephen Sommers verkörpert. Und in eine solche Rolle schlüpft man auch im Hack&Slay "The Incredible Adventures of Van Helsing" (VH), das derzeit bei NeoCore entsteht und in wenigen Wochen per Steam vom Stapel laufen soll. Doch genauso wie sich das Team die üblichen Genre-Mechaniken angeschaut und sinnvoll angepasst hat, gibt es der Geschichte eine interessante Wendung, die ihnen größtmögliche Freiheit gibt: Hier ist man als Van Helsings Sprössling unterwegs, der erfolgreich in die Fußstapfen seines Vaters tritt, der wiederum wegen des mittlerweile fortgeschrittenen Alters nicht mehr in der Lage ist, die Aufträge zur Monsterjagd anzunehmen. Der letzte Hilferuf führt ihn in das fiktive osteuropäische Königreich Borgovia, wo er nicht nur auf harmlose zweiköpfige Kühe, sondern auch allerlei andere übernatürliche Wesen trifft. Und diese sind nur im seltensten Falle auf einen Plausch aus, sondern wollen ihm ans Leder.
Ihm zur Seite steht der weibliche Geist Katharina, der durch ein kompliziertes Ritual gezwungen wurde, mit den Van Helsings zusammenzuarbeiten. Ihre Rolle, die sie immer wieder schnippisch-zynisch kommentiert, ist am ehesten mit dem Pet aus Torchlight zu vergleichen.
Van Helsing bietet klassische Hack&Slay-Mechaniken mit frischen Erweiterungen.
Die widerspenstig Gezähmte kann nicht nur überschüssiges Inventar in die nächstgelegene Stadt zum Händler tragen, wo es verkauft wird, oder zum Einkauf von Heiltränken losgeschickt werden. Sie unterstützt Van Helsing auch bestmöglich im Kampf, wobei man hier deutlich mehr Möglichkeiten hat, die Gute sinnvoll einzusetzen. Über Parameter kann man ihr nicht nur sagen, ob sie bevorzugt im Nah- oder Fernkampf attackieren oder sich zu Gunsten eines Widerstandsbonus für Van Helsing komplett aus dem Gefecht heraushalten soll. Zusätzlich kann man festlegen, ob sie nur verteidigend eingreift, assistiert, welchen der Gegner sie automatisch aufs Korn nimmt und ab welchem Punkt sie sich beim Heiltrank-Vorrat bedient. Auch beim Sammeln der ordentlich ausgeschütteten Beute nach dem Kampf erweist sich Katharina als nützliche Hilfe: Man kann festlegen, ob sie nur Gold einsammeln soll, sich auf Tränke, magische Gegenstände, seltene oder epische Sachen konzentriert oder eine individuelle Mischform aller Optionen wahrnimmt – sehr schön. Dass man sie zudem mit sechs Ausrüstungsgegenständen ausstatten und ihre zehn Fähigkeiten aufwerten kann, die Van Helsings Charakter-, Angriffs- oder Verteidigungswerte beeinflussen, sorgt dafür, dass sie weitaus mehr ist, als ein kämpfender Lastesel.
Bekanntes Hack&Slay-Gefühl?
Die Kulisse ist schick, aber mitunter technisch unsauber.
Dass es außer Van Helsing keine andere Spielfigur bzw. Klasse im Action-Rollenspielsinn gibt, hat mich nur anfänglich gestört. Denn mit zwei Fähigkeitsbäumen (einer für Nah-, einer für Fernkampf) mit je elf aufrüstbaren Elementen, der Möglichkeit, Auras und Sonderfähigkeiten freizuschalten sowie den beinahe 20 so genannten Perks (spezielle Eigenschaften, die über Reputation freigeschaltet werden) gibt es genug Spielraum für Experimente und ggf. ausreichend Anreiz, einen erneuten Anlauf zu unternehmen, um sich auf einen anderen Aspekt der Kampfkünste zu konzentrieren. Dabei sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sowohl Katharina als auch Van Helsing die Feinde nicht nur mit Schwertern, Äxten und ähnlich scharfen Klingen, sondern auch mit allerlei mit Schwarzpulver angetriebenen Projektilwaffen aufs Korn nehmen können.